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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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wollte.
    "Hey, Ana", rief Kepler.
    Spoon hielt zögernd inne, dann sah sie ihn an.
    "Was ist?", wollte sie wissen.
    "Danke", sagte Kepler und deutete auf den Becher. "Pass auf dich auf."
    Spoon lächelte knapp und drehte sich ohne ein Wort um. Mit schnellen Schri tten verließ sie das Café. Bevor sie die Straße überquerte, blieb sie stehen und sah schnell über die Schulter. Kepler wollte ihr Lächeln erwidern, aber Spoon drehte sich wieder um und lief über die Fahrbahn. Sekunden später verschwand sie in der Menschenmenge auf der anderen Straßenseite.

47. Kepler wollte Spoon wirklich gern wiedersehen. Nicht, weil er befürchtete, ihre Kenntnis seiner Identität könnte ihm und Budi vielleicht Schwierigkeiten bereiten, diese Vergangenheit interessierte wohl wirklich niemanden, zumindest in Südafrika nicht. Dass Spoon gut aussah, war nur ein Teil dessen, was Kepler an ihr faszinierte. Wobei faszinieren das falsche Verb war. Spoon weckte fast dieselbe Vertrautheit in ihm, die er sonst nur Budi gegenüber empfand.
    Der versuchte beim Training seinerseits, den Eindruck, den Spoon bei Kepler hinterlassen hatte, schamlos auszunutzen. Nachdem er jedoch zum dritten Mal auf dem Boden gelandet war, hielt er eine lange Rede, in der er Kepler vorwarf, nicht einmal verträumt schlechter zu kämpfen. Zum Schluss empfahl er ihm den Besuch bei einem Psychiater. Danach behauptete er, im Studium der Geschichte stets größere Fortschritte als im Nahkampf zu erzielen und ging duschen.
    Kepler setzte sich an den Laptop. Die Erkenntnisse der Out-of-Africa-Theorie halfen ihm die nächsten drei Stunden zu überbrücken. Aber obwohl er sich ernsthaft mit der Behauptung auseinandersetzte, dass die Menschheit ihren Ursprung auf diesem Kontinent genommen hatte, vergaß er Spoon nicht für einen Moment. Er dachte weiter über die Lücken in der Theorie nach, während er zur Beachfront fuhr, doch auch das tat er, um sich von Spoon abzulenken.
    Er vergaß die Theorie und ihre Widersprüche völlig, als er sich dem Café n äherte. Er war etwas früher als gestern da, aber Spoon lehnte sich so wie am Vortag gegen die Wand und hielt einen Becher in der Hand. Ihre Augen waren heute geschlossen und ihre Wangen schienen eingefallen zu sein.
    Kepler stellte sich leise neben sie. Sie hörte ihn trotzdem. Ihr müder, aber beinahe gelassener Gesichtsausdruck änderte sich. Er wurde hart, unwillig und abgeklärt. Spoon holte Luft und öffnete die Augen.
    Sie hatte wohl den nächsten Surfer erwartet . Ihr Blick wurde fassungslos erstaunt, als sie Kepler ansah. Ihr schon geöffneter Mund schloss sich. Dann zogen ihre Lippen sich in einem zaghaften Lächeln auseinander und die winzigen Fältchen um ihre Augen herum wirkten plötzlich weich.
    "Ich schulde dir noch einen Kaffee", sagte Kepler. "Eigentlich zwei, du hast ja gestern mir einen ausgegeben. Mit Zinsen sind es drei. Hält man einen Spiegel davor, sind es dann sechs." Er sah Spoon in die Augen. "Das wird dauern. Hältst das durch, Ana, oder gibt es in dem Laden ein Klo?"
    Spoon unterdrückte ein Grinsen.
    "Ich saufe dich unter den Tisch", behauptete sie.
    Kepler musterte sie eingehend.
    "Irgendwie glaube ich dir das", erwiderte er.
    "Feigling", sagte Spoon daraufhin.
    "Warum das denn?", empörte Kepler sich. "Erstens ist es couragiert, sein Unvermögen einzugestehen. Und zweitens – ich hatte nicht vor, wieder zu gehen."
    "Sondern?", wollte Spoon wissen.
    "Weiß nicht. Zunächst bleibe ich neben dir stehen."
    "Aha."
    Spoon lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Als sie zum Trinken ansetzte, huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Kepler sah nach vorn, während sie in sich gekehrt langsam ihren Kaffee trank. Nach einiger Zeit setzte sie den Becher ab und blickte ihn an. Er sah es im Augenwinkel, rührte sich jedoch nicht. Einfach neben Spoon zu stehen, fühlte sich irgendwie gut an.
    "Du bist doch kein Feigling", meinte Spoon. "Du rennst tatsächlich nicht weg."
    "Du bist auch mutig", erwiderte Kepler. "Du scheuchst mich nicht weg."
    Sie sahen einander an. Für einen Moment war es Kepler, als würde er vor dem Spiegel stehen und in die eigenen Augen blicken.
    "Und was machen wir beiden Antihelden nun?", fragte Spoon leise.
    "Versuchen , weiter zu überleben", antwortete Kepler.
    "Ja", flüsterte Spoon und straffte sich. "Gehen wir ein Stück?"
    Kepler nickte. Diesmal war er schneller, er drückte der herbeigeeilten Kellnerin einen Geldschein in die Hand und warnte Spoon mit einem Blick,

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