Ohne Beweis (German Edition)
nur noch ganz selten vor, dass sie etwas verwechselte. Dass Joska drei Teelöffel Zucker brauchte und Sascha wegen seines Gesundheitswahns keinen, war ja klar. Doch wer wenig, viel oder gar keine Milch wollte und wer mit Schaum oder extra viel Schaum – das hatte doch eine Weile gedauert, bis sie sich das hatte merken können. Falls Lola mal einen Zweitjob brauchen würde, wäre die Arbeit in einem Coffee-Shop sicher nicht verkehrt und mit ihrem kaffeebraunen Teint würde die rassige Afrikanerin gut dorthin passen. Hier auf dem Polizeirevier fühlte sie sich wegen ihres exotischen Aussehens immer noch recht fehl am Platz, obwohl sie in der Arbeit immer versuchte, ihr breites Schwäbisch zu unterdrücken. Es passte so gar nicht zu ihrem Aussehen und sogar die hier geborenen Kollegen taten sich mit ihrem Schwäbisch manchmal schwer.
Als sie nun mit einem großen Tablett zurückkam und die Kaffeetassen gekonnt verteilt hatte, ging das morgendliche, etwas verspätete, „Briefing“ endlich los.
„Da Herr Clemens also nichts Brauchbares gefunden hat“, sagte die Chefin mit einem Seitenhieb auf ihren Praktikanten, „habe ich mich selbst darum gekümmert und herausgefunden, dass Frau Hohenstein mehrere Kontakte über diese dubiose Couch Surving Seite gespeichert hat. Unter anderem auch einen gewissen Johann Weber aus dem Ortsteil Kitzen bei Otten …“.
Weiter kam sie nicht, denn der impulsive Joska war mit einem entsetzten „WAS?“ aufgesprungen und hatte dabei seine Kaffeetasse bedrohlich ins Wanken gebracht. Lola hatte diese gerade noch auffangen können und so war dank der dicken Konsistenz des Milchschaums kein weiteres Malheur passiert. Nur ihre knallrot lackierten Fingernägel hatten ein bisschen Schaum abbekommen. Ein entrüsteter und ein strafender Blick trafen ihn und er setzte sich schuldbewusst wieder hin.
Woher wusste seine Chefin was von diesem Johann?
„Woher wissen Sie das? Haben Sie mit N …“, fing er an, bremste sich aber augenblicklich, denn er wollte seine Freundin zunächst da raus lassen. „Äh … ich meine nur – woher haben Sie diese Information?“
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein – ich hab eben so meine Quellen. Also – jedenfalls sollten wir diesem Herrn mal auf den Zahn fühlen“, bestimmte Frau Müller-Harnisch, wobei Joska schon wieder aufgesprungen war. Wie konnte er seine Chefin von diesem Plan ablenken? Er wusste, dass Noras Plan funktionieren konnte und sie somit schneller zum Ziel kommen würden, als mit umständlicher Polizeiarbeit. Er lief noch ein paarmal hin und her, dann kam ihm endlich ein rettender Gedanke.
„War dieser Johann Weber der Letzte auf der Liste von Frau Hohenstein?“, fragte er aufgeregt, denn wenn nicht, hatte er eine Chance, die Ermittlungen in diese Richtung zumindest noch etwas hinauszögern zu können.
„Nein, war er nicht“, antwortete seine Vorgesetzte schon leicht gereizt. „Ich hab ihn nur als Ersten erwähnt, da er von allen anderen Adressen, die da noch aufgelistet sind, der am nächstgelegenste war. Die anderen sind in ganz Deutschland und Österreich verstreut“, sagte sie beinahe schon etwas resigniert. Man konnte förmlich sehen, wie ihr der Gedanke, so weit entfernt liegende Orte aufsuchen zu müssen, nicht behagte.
„Welcher war denn der allerletzte auf der Liste, Chefin?“, fragte Joska nun geflissentlich und hoffte damit inständig, dass er die Ermittlungen zunächst in eine andere Richtung würde lenken können.
Seine Chefin seufzte ergeben und blätterte in ihren Unterlagen.
„Eine Frau Elisabeth Moser aus Lienz. Aber sollten wir nicht zunächst diesen Weber …?“
„Nein!“, rief Joska etwas zu laut, mäßigte sich jedoch sofort wieder, denn damit machte er sich doch nur verdächtig. Er musste sich zusammenreißen und die Sache logisch und vernünftig angehen. Also setzte er sachlich hinzu: „Glauben Sie wirklich, dass jemand im Ottenbacher Tal über so eine moderne Website einen Urlaub gebucht hat, wenn er doch danach noch auf eine Adresse in Lienz gestoßen ist? Also ich glaube, dass Frau Hohenstein zwar mit dem Weber Kontakt aufgenommen, sich dann aber doch für Lienz entschieden hat. Zudem das auch die zuletzt besuchte Adresse war. Glauben Sie nicht auch?“, fragte er hoffnungsfroh, denn selbst in seinen Augen klang das sehr plausibel.
„Vielleicht haben Sie Recht, Joska. Dann fahren Sie also mit Sascha nach Lienz?“, fragte sie mit einem amüsierten
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