Ohne Beweis (German Edition)
Lächeln, ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass das ein Befehl war.
Oh nein!, dachte Joska. So hatte er nun doch nicht gewettet. Schöner Mist und auch noch mit diesem ollen Clemens. Wurde er den denn nie los? Immer musste er mit ihm losziehen! Wann war denn dessen Praktikum endlich zu Ende? Der musste doch als Späteinsteiger inzwischen mindestens Dreißig sein. Doch Sascha schien begeistert zu sein und fragte sogleich, ob er schon mal packen gehen solle. Wie konnte der junge Herr Kiss das Ganze wenigstens noch einen Tag hinauszögern? Vielleicht hatte er mit Noras Aktion ja auch Glück und sie konnten etwas über den Verbleib von Frau Hohenstein durch den Bauer Johann in Erfahrung bringen. Fieberhaft überlegte er und hatte dann doch einen Geistesblitz.
„Wir können aber erst übermorgen losfahren, da ich morgen noch einen wichtigen Termin in der Röhre habe.“
„In der Röhre?“, fragte Sascha dümmlich, doch Lola half ihm sofort auf die Sprünge: „Er muss zum CT!“
„Ach so, diese Röhre meint er. Kann man den Termin nicht verschieben?“, wollte er wissen, doch Joska verneinte dies sofort vehement, denn dafür überhaupt einen Termin zu bekommen dauerte oft Wochen, wenn nicht sogar Monate.
„Also gut, dann eben erst übermorgen“, entschied Frau Müller-Harnisch genervt. „Dann könnt ihr ja heute noch zu dem Weber nach Kitzen rausfahren, oder?“
„Nein!“, rief Joska schon wieder und so allmählich kam er ins Schwitzen. „Heute wird das doch zu knapp, wir müssen uns doch erst mal eine Strategie überlegen, was wir den überhaupt fragen sollen. Wir können ihn doch nicht einfach fragen, ob er eine Frau Hohenstein kennt und ob er wisse, wo diese sein könnte. Falls er nämlich doch etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat, wäre er dadurch doch gewarnt. Findet Ihr nicht, dass das ziemlich unklug wäre?“
„Also gut“, seufzte die Kripo-Chefin ergeben und man hörte ihr an, dass sie allmählich keine Lust mehr hatte, diese Soko zu leiten. „Dann macht heute Nachmittag einen Plan, wie ihr vorgehen wollt und morgen fahrt ihr zu dem Weber raus, ist das jetzt klar?“
„In Ordnung“, sagte Joska und fügte sich ins Unvermeidbare. Wenn er Glück hatte, würde sich die Sache sowieso heute Abend schon erledigen und darauf musste er jetzt einfach hoffen. Noch mehr Ausreden zu erfinden war er einfach nicht mehr imstande.
Doch gerade, als sich diese Sonderkommission aufzulösen begann, klingelte Frau Müller-Harnischs Handy. Nach einem Blick darauf bedeutete sie ihren Angestellten, den Raum zu verlassen und an die Arbeit zu gehen. Als sie endlich alleine war, nahm sie ab.
„Magdalena hier. Was gibt`s, Herr Riegele?“, fragte sie nicht unfreundlich, aber angespannt. Was konnte dieser Detektiv denn nun noch von ihr wollen. Er hatte ihr doch erst gestern diese Liste der Hohenstein gegeben, was wollte er denn nun von ihr?
„Ich bin auf dem Weg nach Lienz“, sagte der alte Schnüffler nur und Magdalena entfuhr ein entsetztes Aufkeuchen. Sie musste sich setzen.
„Was machen Sie um Gottes Willen in Lienz?“, fragte sie erschöpft, obwohl sie genau wusste, was er dort vorhatte.
„Sie wissen es und ich will es Ihnen auch nur sagen, damit Sie es sich sparen können, eigene Leute loszuschicken. Ich melde mich dann, wenn ich etwas herausbekommen habe. Schönen Tag noch … Chefin!“, sagte er überheblich grinsend, was man sogar durchs Telefon regelrecht sehen konnte.
„Scheiße!“, knurrte Magdalena und knallte ihr Handy auf den Tisch. Aber war es nicht sonnenklar gewesen, dass dieser elende Spürhund nicht die Hände in den Schoß legen würde, wo es doch um seine vermisste Schwester ging? Doch allmählich beruhigte sich die Chefin der Göppinger Kripo wieder. Eigentlich war das doch gar nicht so tragisch – dem Steuerzahler würde dadurch viel Geld erspart und Joska konnte hier mit den regionalen Ermittlungen weitermachen. Alles in allem also doch eine gute Entwicklung und so langsam entspannte sich die attraktive Frau wieder, wobei sich die Sorgenfalten auf ihrer Stirn wieder etwas glätteten. Doch ganz gingen sie nicht mehr weg – lag das nun am Alter oder an den anderen Sorgen, die sie noch hatte?
20
Mein Schädel schmerzte, als würde er jeden Augenblick zerspringen. Mit der Hand ertastete ich eine dicke Beule am Hinterkopf und stieß bei der Berührung einen lauten Schmerzensschrei aus. Dieser Schrei wiederholte sich
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