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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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anfangen, wenn es Ihnen Recht ist“, fing Carmen an und ohne eine Antwort abzuwarten, sprudelte sie dann ihre Geschichte förmlich hervor. Anscheinend war sie nun doch froh, sie jemandem erzählen zu können.  
    „Ich hatte Angst um das Gefühlsleben meiner Schwester. Sie hat sich seit Monaten auf dem Mühlenhof herumgetrieben, was ja zunächst noch nichts Verwerfliches war. Doch als dann die kranke Bäuerin recht plötzlich gestorben ist, habe ich mitbekommen, dass dieser alte Bauer sich, kaum dass seine arme Frau unter der Erde war, an meine Schwester rangemacht hat. Carolin hat das nur als Schwärmerei eines alten Mannes abgetan, aber mir konnte sie nichts vormachen. Ich hab die beiden mal zufällig beobachtet und die Blicke dieses geilen Bockes … Entschuldigung! … also dieses alten Mannes sprachen Bände!“, ereiferte sich Carmen schon wieder, als müsse sie ihre Schwester erneut in Schutz nehmen.  
    „Und da haben Sie gedacht, Sie müssten dagegen etwas unternehmen?“, hakte Frau Müller-Harnisch nach.  
    „Hätten Sie das nicht auch getan? Meine Schwester ist eine eingefleischte Junggesellin! Was soll die denn ausgerechnet mit so einem alten Knacker? Sorry, aber der ist immerhin zwanzig Jahre älter … gewesen … okay, zugegeben - er sah noch sehr gut aus und war noch recht attraktiv, aber trotzdem! Ich weiß auch nicht mehr, was mich da genau dazu getrieben hat, aber jedenfalls hab ich mich so gestylt, wie Carolin es immer macht und ihre Klamotten passen mir ja auch. Ich wollte als Carolin zu Johann gehen und es ihm ausreden, mich … äh … also … Carolin als Freundin haben zu wollen. Ich hab alles versucht, aber der Typ war nicht zu bremsen. Ist immer noch aufdringlicher geworden. Doch ich wollte nicht aufgeben und da hatte ich die Idee, ihn betrunken zu machen und ihm dann vielleicht klar machen zu können, dass ich nicht die Richtige für ihn sein konnte. Die ersten Krüge Most holte er noch selbst aus dem Keller, doch den dritten durfte dann ich holen, denn er war schon ziemlich dicht und ich hab mich natürlich sehr zurückgehalten. Im Mostkeller bin ich dann gestolpert und gegen die Wand gefallen und dadurch hat sich einer der Steine nach hinten bewegt. Da ich leider zur sehr neugierigen Gattung Frau gehöre, habe ich den Stein herausgezogen und eine Holzkiste gefunden. Eben genau diese, die auch Frau Hohenstein nach mir gefunden hat. Auch ich hab mir meinen Reim auf die Texte gemacht und war mir sicher, dass Johann ein Mörder war. Nun hatte ich es richtig mit der Angst zu tun bekommen. Ich musste von ihm weg – ich konnte unmöglich nochmals zu ihm in die Küche und weiter mit ihm trinken. Konnte ich wissen, was der im Suff alles mit mir anstellen würde? Wer schon mal einen Menschen getötet hat, hat doch ganz sicher eine geringere Hemmschwelle. Ich dachte mir also, dass die einzige Möglichkeit, die mir nun noch blieb, die war, ihm einen Zettel zu schreiben, dass ich mich auf keinen Fall mit ihm einlassen würde und er mich bitte in Zukunft in Ruhe lassen sollte. Aus Versehen hätte ich beinahe mit Carmen unterschrieben, doch beim m hab ich dann gerade noch die Kurve zum o gekriegt. Ich hatte auf seinem Schreibtisch nach etwas zum Schreiben gesucht und als ich den Block zurücklegen wollte, sah ich dort einen Computer-Ausdruck liegen. Irgendwas an dem Wort Placebo machte mich neugierig und ich las den Artikel, den er sich da ausgedruckt hatte. Daneben lag ein Beipackzettel von Herztabletten. Können Sie sich denken, zu welchem Schluss ich da kommen musste?“, fragte Carmen herausfordernd und die Antwort kam auch postwendend von Joska. 
    „Dass der alte Bauer beim Tod seiner Frau nachgeholfen haben könnte?“ Seine Chefin nickte anerkennend.  
    „Genau! Noch ein Grund, so schnell wie möglich zu verschwinden. Doch gerade, als ich ihm das Schreiben unter der Wohnzimmertüre durchschieben wollte, rempelte er mich von hinten an!“ Carmen war immer lauter geworden, so sehr wühlte sie das Ganze erneut auf. „Er war wohl auf der Toilette gewesen, ich hatte das nicht mitbekommen. Jedenfalls hat er mich angeschrien, was ich in seinem Büro zu suchen gehabt und ob ich was Interessantes gefunden hätte. Er hat mich grob am Arm gepackt und wollte mich die Kellertreppe hinunterstoßen! Ich konnte mich gerade noch am Geländer festhalten und daran irgendwie hinunterrutschen. Er hat mir hinterher geschrien, dass er sehr wohl gemerkt hätte, dass ich nicht Carolin bin und er nur sehen

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