Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
Vom Netzwerk:
genauer an. Ein Frauenfuß war das nicht – ob das Kamils Bein war, welches hier unter den Trümmern lag?  
    „Kamil!“, schrie Kinga und rüttelte und klopfte wie von Sinnen auf den erschlafften Fuß.  
    „Aua! Was soll das?“, kam es aus den Trümmern, doch das war ganz sicher nicht die Stimme von Kamil. War das etwa …  
    „Joska?!“, kreischte Kinga und zerrte wie wild an den Brettern.  
    „Kinga?“, kam es zögerlich zurück. „Bist … du … es wirklich?“ Joska konnte sein Glück kaum fassen, doch als er plötzlich neben sich einen zischenden Laut hörte, war es sofort wieder vorbei mit seinem Enthusiasmus. 
    „Wer … zum Teufel … ist Kinga?“, keuchte Nora ärgerlich, obwohl sie alle Kraft zusammen nehmen musste, um überhaupt etwas sagen zu können. Doch Joska hatte sich schon wieder so weit im Griff, um genervt zu erwidern: 
    „Das ist doch jetzt völlig egal, wer das ist, Nora! Sie ist hier, um uns zu helfen – stimmt doch, Kinga?“, fügte er noch vorsichtig hinzu, denn immerhin hatte er sich ihr gegenüber nicht gerade nett verhalten. Kinga antwortete auch nicht sofort, was Joska augenblicklich wieder in Panik geraten ließ. 
    „Du wirst uns doch helfen – Kinga! … Bitte! … Tut mir auch leid, was ich … zu dir gesagt habe! … Bitte! Hol uns hier raus! … Ich bekomme bald keine Luft mehr. … Wir sind total eingequetscht!“, jammerte Joska und Nora verfolgte interessiert den Wortwechsel zwischen ihrem Freund und dieser jungen Mädchenstimme. Was lief hier eigentlich ab? Wütend versuchte Nora den Holzbalken wegzuschieben, der quer über ihrer Brust lag und auch ihr das Atmen schwer machte.  
    „Keine Panik – hab schon Notruf gemacht. Hilfe bald da. Wo ist Kamil?“, fragte Kinga, denn inzwischen machte sie sich große Sorgen, dass auch er hier irgendwo verschüttet lag.  
    „Muss hier irgendwo liegen. Wahrscheinlich in der Nähe von Carmen“, mutmaßte Joska, denn als das Dach einstürzte, hatte dieser elende Kamil ja gerade ein Messer an Carmens Kehle gehalten.  
    „Wer ist Carmen? Deine Freundin?“, fragte Kinga säuerlich, obwohl sie wusste, dass dieses Geplänkel in der jetzigen Situation völlig fehl am Platze war.  
    „Nein – Kinga!“ Das Wort wurde von Nora extra stark betont. „Ich bin seine Freundin, aber wer bist du?“, zischte Nora unter zusammengebissenen Zähnen. Ob vor Schmerzen oder vor Wut, wusste sie selbst nicht genau.  
    „Ich sein Freundin von Kamil“, erwiderte Kinga nicht ohne Stolz, denn mit so einem gutaussehenden, älteren Mann befreundet zu sein, fand sie schon immer toll. Leider hatte Kamil bisher nicht mitgekriegt, dass sie kein kleines Kind mehr war – er kannte sie ja schon seit dem Kindergartenalter.  
    „Noch eine Freundin von Kamil, soso“, stänkerte Nora, doch Joska zischte ihr ins Ohr, denn sie lagen auch irgendwie übereinander und ihr Gesicht war ganz in seiner Nähe: 
    „Jetzt hör endlich auf, Nora! Ich hab Kinga kennengelernt, als ich nach dir gesucht hab! Sie ist tatsächlich eine Freundin oder sagen wir besser, eine gute Bekannte von Kamil und wollte mir zeigen, wo der sich immer so rumtreibt. Wenn sie von Kamils Hütte nichts gewusst hätte, würden wir jetzt hier alleine in unserer Not daliegen und niemand würde uns finden! … Wie lange wird der Rettungswagen noch brauchen, Kinga? Ich kann meine Beine langsam nicht mehr spüren!“, jammerte Joska, was Nora einen entsetzten Schrei entlockte. 
    „Oh mein Gott, Joska! Du wirst dir doch nicht die Wirbelsäule verletzt haben?“ 
    „Ich denke nicht. Die Taubheit kommt bestimmt nur vom Eingeklemmtsein und weil das Blut nicht mehr richtig zirkulieren kann. Kannst du dich denn gar nicht von mir runterbewegen, Nora?“, fragte Joska verzweifelt, denn so langsam tat ihm alles weh. Er hasste es, so regungs- und hilflos zu sein. Wann kamen nur endlich die verdammten Sanitäter? Carmen und Kamil gaben auch keinen Mucks mehr von sich und Joska machte sich große Sorgen um die Beiden.  
    Normalerweise hatte Joska nichts dagegen, wenn sie auf ihm lag, doch in dieser heiklen Lage verkniff sich sogar Nora solche Worte.  
    „Ich versuch`s ja, Joska. Tut mir leid, aber ich bin einfach zu schwach. Vielleicht kann Kinga …?“ 
    „Ich schaffen auch nicht … aber ich hören schon die Sirenen. Ich gehen entgegen, sonst finden nie!“, rief das Mädchen bereits im Weglaufen. Nora und Joska wollten ihr schon hinterher rufen, sie solle sie hier nicht alleine

Weitere Kostenlose Bücher