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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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Beine nicht mehr gespürt. Er ist doch hoffentlich nicht schwer verletzt?“, fragte Nora bangen Herzens und obwohl sie vor einigen Stunden noch wütend auf ihn gewesen war, hatte sie nun doch Angst vor der Antwort.  
    „Keine Bange. Dem geht`s gut. Sieht genauso aus wie Sie, nur nicht ganz so verschrammt. Sie lagen ja anscheinend auf ihm drauf und haben das Meiste abgekriegt. Wie geht es Ihnen überhaupt? Haben Sie starke Schmerzen? Soll ich Ihnen was geben?“ 
    „Nein, geht schon. Ich würde nur gerne Joska sehen und wissen, wie es Kamil geht“, antwortete Nora leise, denn das Reden hatte sie angestrengt und sie wurde schon wieder müde.  
    Im anderen Krankenzimmer lag Joska alleine und grübelte vor sich hin. Er hatte gleich, nachdem er selbst verarztet worden war, die Danziger Polizei alarmiert und darum gebeten, Herrn Rodzinsky während der stationären Behandlung von der Polizei bewachen zu lassen. Der deutsche Kommissar war hier in Polen nicht für diese Angelegenheit zuständig und er hatte den ermittelnden Beamten nur gesagt, dass Kamil die beiden Frauen in seiner Hütte eingesperrt hatte, um etwas über die Vergangenheit seines Vater aus ihnen heraus zu bekommen. Joska hatte nicht erwähnt, dass Kamil Carmen mit einem Messer bedroht hatte. Genau deswegen hatte der junge Kommissar ja auch Gewissensbisse, denn Kamil war in seinem momentanen Gemütszustand regelrecht gemeingefährlich und gehörte dringend unter psychologische Beobachtung. Das war auch der Grund, warum Joska nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, denn die Entführung und seine Besessenheit, die genauen Hintergründe über den Verbleib seines Vaters mit allen Mitteln erfahren zu wollen, sollte nach seiner Ansicht genügen, um ihn vorerst in eine geschlossene psychiatrische Anstalt zu stecken. Dass er auch noch des versuchten Mordes angeklagt werden müsste, verdrängte Joska. Kamil tat ihm leid und im Grunde war er sicher kein schlechter Kerl. Aber ob man ihm die Wahrheit über seinen Vater wirklich sagen sollte, wusste Joska zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht. Vielleicht sollte er sich in dieser Angelegenheit doch vertrauensvoll an seine Chefin wenden? Seine Chefin – oh je! Was würde die wohl sagen, wenn er schon wieder ohne ihr Wissen in einen Kriminalfall verwickelt und seine Freundin Nora zum dritten Mal daran beteiligt war?  
    In diese Grübeleien hinein wurde die Türe schwungvoll aufgestoßen und der nette Pfleger, der so gut Deutsch sprach, kam mit fröhlicher Miene herein.  
    „Ihre Freundin fragt nach Ihnen. Ich hab ihr gesagt, dass es Ihnen gut geht und die Kleine ein gutes Polster für sie gewesen war.“ 
    „Wie geht es Nora?“, fragte Joska entsetzt, als er hörte, dass Noras Körper seinen eigenen anscheinend vor schlimmeren Verletzungen bewahrt hatte.  
    „Keine Sorge, junger Mann. Ihrer hübschen Freundin und auch Frau Lechner geht es den Umständen entsprechend gut. Ihrer Nora tut nur der ganze Körper weh wegen diverser Prellungen und Schürfwunden – ist aber alles nichts Ernstes. Sie wollte auch noch wissen, wie es Herrn Rodzinsky geht, aber da hab ich leider Anweisung, nur den engsten Familienmitgliedern Auskunft geben zu dürfen. Kennen Sie jemanden von seiner Familie?“, fragte der Pfleger, während er routiniert Joskas Verbände und Pflaster austauschte.  
    „Nein, tut mir leid. Ich kenne niemanden von seiner Familie, aber das Fräulein Kinga ist angeblich mit ihm näher befreundet und Frau Lechner, die neben Nora im Zimmer liegt, war bis vor kurzem seine Freundin. Aber sie haben sich wohl über irgendetwas gestritten, also nehme ich an, dass sie auch nicht mehr zum engeren Kreis gehört. Kann ich mit dem ermittelnden Kommissar sprechen?“, fragte Joska und hoffte inständig, dass dieser wenigstens ein bisschen Deutsch sprach. Es war ziemlich anstrengend und ermüdend, immer mit einem Dolmetscher arbeiten zu müssen.  
    „Ich werde mal versuchen, rauszukriegen, wer hier das Sagen hat. Der Wachposten vor Herrn Rodzinskys Türe wird das ja sicher wissen. Bin gleich wieder da!“, rief er und war mit wehendem Kittel schon halb zur Türe hinaus, als er sich nochmals umdrehte: 
    „Brauchen Sie eigentlich ein Schmerzmittel, Herr Kiss?“ 
    „Wäre vielleicht nicht schlecht, danke Adrian.“ 
    „Ihre Freundin wollte nichts haben – da sieht man mal wieder: Frauen sind doch härter im Nehmen!“, grinste er und verschwand.  
    „Weichei!“, schimpfte Joska mit sich selbst, aber Schmerzen

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