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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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einzudenken und einzufühlen:
     
    Frage:
Was geht in dem Qualitätsbeauftragten vor?
Keine Ahnung. Bin ich der liebe Gott …
Hmmm, es geht ihm so weit gut – glaube ich. Andere sind arbeitslos, die hätten wirklich Grund, sich zu beklagen.
Vielleicht ist er frustriert und hilflos?
    Bingo! Es ist die Nummer 3. (Sollten Sie mit 1 oder 2 geantwortet haben, so zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Gerne beraten
     wir Sie persönlich.) Natürlich ist er frustriert und hilflos, denn egal, was er tut oder lässt – er kann es seiner Chefin
     niemals recht machen!
    |79| Damit allerdings noch nicht genug: Unsere Untersuchungsergebnisse belegen, dass sich aus dem Frust und der Hilflosigkeit vieler
     Betroffener – die, egal, was auch immer sie anstellen, es immer falsch machen – massive Symptome der Angst, Depression und
     Apathie entwickeln. In der Fachsprache heißt das »Erlernte Hilflosigkeit«. Schauen wir uns diesen Zustand etwas näher an.
    SOS – holt mich hier raus!
    Erlernte Hilflosigkeit bedeutet, dass wir aus Erfahrungen der Hilf- und Machtlosigkeit heraus unser Verhaltensrepertoire so
     einengen, dass wir negative Zustände nicht mehr abstellen – obwohl wir es von außen betrachtet könnten. Das ist unter anderem
     der Fall, wenn uns kontinuierliches Versagen davon abhält, Erfolgserlebnisse zu haben. Eine Folge ist zum Beispiel Depression.
     Umgebungen, in denen sich Personen hilflos fühlen oder tatsächlich hilflos sind, können sein: Gefängnis, Krieg, Hungersnot
     und Dürre, psychiatrische Anstalten, Pflegeheime oder eben der Arbeitsplatz – man muss nur lange genug handlungsunfähig gewesen
     sein und bleibende Minderwertigkeitskomplexe haben.
    Die erlernte Hilflosigkeit wurde in den 1960er Jahren unter anderem von Martin Seligman in Experimenten mit Hunden überprüft.
     Im ersten Durchlauf setzte er Versuchshunde kurzen, leichten Elektroschocks aus, denen sie nicht entkommen konnten. Die Hunde
     probierten zunächst alles Mögliche aus, dann aber ließen sie die Schocks passiv über sich ergehen. Im zweiten Durchlauf hatten
     die Hunde durchaus die Möglichkeit, den Schocks durch Flucht an einen anderen Ort zu entkommen. Diese Möglichkeit nahmen sie
     aber gar nicht mehr wahr – sie |80| blieben lethargisch liegen und ließen weiterhin die Schocks über sich ergehen.
    Wie sind nun diese Ergebnisse zu erklären?
    In der ersten Phase der unkontrollierten Schocks hatten die Hunde gelernt, hilflos zu sein: Ihr Verhalten hatte ja keinerlei
     Einfluss auf die Umwelt. Deshalb unternahmen sie in der zweiten Runde, in der es durchaus einen Ausweg gegeben hätte, erst
     gar keinen Versuch mehr, den Schock durch Flucht zu vermeiden. Der Aufwand für eine bestimmte Reaktion erschien ihnen vergeblich.
     So wurden sie unaufmerksam für mögliche Fluchtwege.
    Wenn also der Chef mal hü, mal hott sagt, und wenn die Mitarbeiter keine Möglichkeit sehen, durch ihr Verhalten Einfluss auf
     das Geschehen zu nehmen: Dann ergeht es ihnen langfristig wie den Versuchshunden. Und sie gehen vor die Hunde. Umgekehrt gilt
     das auch für das Verhalten des Mitarbeiters gegenüber dem Chef – darüber werden wir gleich noch sprechen.
    Übrigens gibt es einen Zusammenhang zwischen der im zweiten Gebot »Du sollst teilen und herrschen« beschriebenen Reaktanztheorie
     und der erlernten Hilflosigkeit: Kurze Unkontrollierbarkeits- und Hilflosigkeitserfahrungen führen zu Trotz und Reaktanz,
     solange wir grundsätzlich glauben, wir können unsere Lage irgendwann und irgendwie wieder kontrollieren. Wir haben also eine
     gewisse Resthoffnung, noch etwas bewirken zu können. Dauern Unkontrollierbarkeits- und Hilflosigkeitserfahrungen hingegen
     an, so werden wir dauerhaft hilflos und passiv.
    Wenn Chefs ihre Mitarbeiter ins »Sterbezimmer« versetzen
    Wie man Menschen sogar gezielt in die Hilflosigkeit treiben kann, um sie verzweifeln zu lassen, zeigt folgendes Beispiel aus
     unserer |81| Coaching-Praxis. Eine fünfzigjährige Angestellte aus der mittleren Managementebene litt unter starken psychosomatischen Beschwerden:
     Schlaf- und Herzrhythmusstörungen und Magengeschwüre. Ihre Firma war fusioniert und es gab, vereinfacht betrachtet, jede Funktion
     in doppelter Besetzung, das heißt: Es war immer einer überflüssig. Kein seltenes Vorkommnis in solchen Fusionsfällen. Ihr
     neuer Chef sagte ihr heute das, morgen wieder das Gegenteil. Seine Entscheidungen waren für sie in keiner Weise mehr nachvollziehbar,
     wie ein

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