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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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damit es gar nicht erst zu der für Ihren Chef und Sie gleichermaßen ungünstigen Gleichung »Arbeit = gesamtes Leben« kommt.
     Gerade als Neuer werden Sie oft zunächst überlastet, Kolleginnen und der Boss fragen sich »Was kann man dem alles aufbürden,
     bis er murrt?« Und natürlich wollen Sie nicht als Faulpelz abgestempelt werden. Aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange
     erreicht.
    Suchen Sie dann nach Entlastungsmöglichkeiten im Team – statt einfach zu schwänzen: Entwickeln Sie gemeinsam durch Austausch,
     Feedback und gegenseitige Begleitung realistische Arbeitspläne und verteilen Sie die Aufgaben fair und nach Neigung: Die eine
     mag es als Höchststrafe empfinden, den Telefondienst zu |101| übernehmen, dafür hat sie vielleicht ein glückliches Händchen mit der Datenbankpflege. Am Ende bekommt jeder die passende
     Aufgabe und vor allem die Anerkennung, die ihm für seinen Einsatz zusteht.
    Wenn diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg zeigen, die Arbeitsflut zu bewältigen, dann ist ein Gespräch mit dem oder
     der Vorgesetzten unausweichlich. Wer nicht klagt, der nicht gewinnt – der wird auch weiterhin mit Arbeit überschüttet. Entwickeln
     Sie den Mut, »Nein« zu sagen. Vergessen Sie dabei nicht, eine stichhaltige Begründung für Ihr »Nein« zu liefern, Sie wollen
     ja nicht wie die Lottozahl rüberkommen – das haben wir bereits besprochen. Am besten protokollieren Sie Ihre Arbeit und liefern
     objektive Daten.
    Schaffe, schaffe – Gräble schaufle?
    Oben haben wir hauptsächlich analysiert, wie Mitarbeiter unter dem Druck ihrer Chefs leiden – und umgekehrt. Es gibt allerdings
     auch den Fall, dass wir uns selbst – egal, ob Chef oder Mitarbeiter – unter Druck setzen und in etwas sehr Ungesundes hineinsteigern:
     die Arbeitssucht.
    In psychologischen Internetforen spielen sich regelrechte Dramen ab: Frauen klagen über Männer, die jeden Samstag in der Firma
     hocken und sogar am Küchentisch noch ihre Projekte beackern. Gemeinsame Freizeitaktivitäten? Fehlanzeige! Sie langweilen sich
     ohne Arbeit und können sich nicht mal mehr auf ein Fußballspiel konzentrieren. Und wenn man ihnen die Akten wegnimmt, dann
     werden sie unleidlich.
    Arbeitssucht ist eine Krankheit wie Alkoholismus oder Tablettensucht. Workaholics haben niemals frei. Sie hassen Wochenenden. |102| Sie schauen Halbtagskräfte an, als kämen sie vom Mond. Nichtstun ist für sie ein Albtraum. Und ihre eigenen Kinder kennen
     sie kaum. Sie leben unter einer Käseglocke, in der nur sie und ihre Arbeit existieren. »Urlaub? Was für Schwächlinge!« Und
     ein Familienspaziergang wird genutzt, um eben in die Firma reinzuschneien. Alles, was nicht Arbeit heißt, stört!
    Doch irgendwann kippt die hohe Leistungsbereitschaft. Wer seinen Blackberry nie abschaltet, 24 Stunden sein Diensthandy anlässt
     und auch noch am Strand mit dem Laptop seine E-Mails abruft – der ist ein Kandidat für den Komplettcrash. Viele Arbeitssüchtige
     merken erst zu spät, dass diese Droge ihr Dasein dominiert.
    Die Folgen sind massive Gesundheitsprobleme. Manche Patienten können nach dem Zusammenbruch nicht mal mehr ihren eigenen Namen
     schreiben, geschweige denn eine Glühbirne wechseln oder ein Auto zur Reparatur bringen.
    Bei den Anonymen Arbeitssüchtigen oder in Therapien lernen die Betroffenen, ihre Abhängigkeit zu bewältigen. In besonders
     schweren Fällen müssen die Patienten sogar ihre eigene Arbeitskleidung samt Zeugnissen beerdigen. Doch selbst in den Kliniken
     fallen die arbeitssüchtigen Burnout-Opfer auf: Sie können nicht abschalten, organisieren Tischtenniswettbewerbe unter den
     Patienten und sprengen Gruppensitzungen mit ihrem Redefluss.
    Ein Hauptproblem ergibt sich daraus, dass Workaholics in Wirtschaft und Gesellschaft angesehen sind. Sie halten das Hamsterrad
     am Laufen. Hinzu kommt, dass Arbeitssucht als medizinische Diagnose (noch) nicht anerkannt ist. Die Süchtigen werden meist
     wegen Krankheiten wie Bluthochdruck, Tinnitus oder Herzinfarkt behandelt.
    Die Forscherin und Personalmanagerin Ulrike Meißner fand in Ihrer Studie
Die »Droge« Arbeit. Unternehmen als »Dealer« und
als Risikoträger
heraus, dass das Problem massiv unterschätzt |103| wird. Arbeitssüchtige schaden nämlich nicht nur sich selbst und ihrer Familie, sondern auch dem Kollegium und der ganzen Firma.
     Amerikanische Studien – so Meißner – belegen, dass arbeitssüchtige Chefs ganze Firmen in den Ruin treiben

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