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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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aber irgendwie machbar. Ihr
     Chef ist der Ressortleiter Herr Y. Auch das ist machbar. Weniger machbar ist allerdings, dass Herr Y explizit fordert, dass
     seine Mitarbeiter – und darunter eben auch Frau X – bei Dienstbeginn »vorbereitet« erscheinen. Unter »vorbereitet« versteht
     er: Wenn sie die Redaktion um 6:30 Uhr betreten, sollen sich alle schon zwei, drei Themen überlegt und ausgearbeitet haben,
     über die sie an diesem Tag schreiben können. Die fertigen Artikel also schon im Kopf mit zur Arbeit bringen. Das heißt konkret,
     dass Frau X bereits um 4:30 Uhr aufsteht, um zu Hause im Internet die Nachrichtenlage zu prüfen, sich dann Stichworte zu Themen
     und möglichen Artikeln macht, um pünktlich und »vorbereitet« um 6:30 Uhr in der Redaktion zu erscheinen. Die zusätzlichen
     zwei Stunden sind selbstverständlich keine Dienstzeit, sondern reines Privatvergnügen. Nachmittags, nach der letzten Redaktionskonferenz,
     darf Frau X gerne noch die eine oder andere Extrastunde dranhängen, um dann pünktlich zur
Tagesschau
ihr Treppenhaus zu betreten. Da sie laut Anordnung von oben stets auf dem Laufenden sein muss, schafft sie es – bevor sie
     gegen 22:00 Uhr ins Bett fällt – gerade noch, einen Blick in die Spätnachrichten zu werfen. Auch dies: reines Privatvergnügen.
     Denn für einen Journalisten sind Nachrichten ja der Lebensinhalt. So zumindest sieht es der Chef …
    Was Chefs tun können
    Wenn Sie, liebe Chefs, also erwarten, dass Ihre Angestellten Ihr Unternehmen zu ihrem eigenen Lebensinhalt machen, dass sie |99| kein privates Leben und keine privaten Gedanken mehr haben – dann dürfen Sie sich nicht wundern, dass es kracht. Und wenn
     Sie wiederum einfach klammheimlich – und hinter dem Rücken Ihrer Leute – den unsichtbaren psychologischen Arbeitsvertrag um
     den »§ ABC (Mein Leben gehört dem Chef)« erweitern, dann kann es passieren, dass Ihre Leute Sie eines Tages zu ihrem Guru
     erheben. Was auf den ersten Blick sicherlich verlockend erscheinen mag. Damit verbunden sind allerdings auch, und das erschließt
     sich dann auf den zweiten Blick, all die problematischen Erwartungen und Forderungen in Bezug auf Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung,
     die wir gerade besprochen haben. Wenn Sie sich als Chef im gesamten Leben Ihrer Mitarbeiter breitmachen, dann dürfen Sie sich
     nicht wundern, wenn die Sie auch für ihr gesamtes Lebensglück verantwortlich machen. Und wer kann und will diese Verantwortung
     schon jeden Tag tragen?
    Und die Moral von der Geschicht’: Ein Job ist ein Job – mehr nicht.
    Damit sich Ihre Mitarbeiter die Work-Life-Balance nicht eigenmächtig auf die oben beschriebene unlautere Weise zurückholen
     müssen: Tragen Sie doch einfach selbst dazu bei, dass das Verhältnis von Berufs- und Privatleben stimmt. Das gelingt am besten
     über geregelte Arbeits-
und
Freizeiten. Muße ist nicht zwangsläufig gleich Müßiggang. Verheizen Sie Ihre Mitarbeiter nicht! Es gibt notwendigerweise immer
     wieder Phasen, in denen sich besonders viel anhäuft und dann umso intensiver abgearbeitet werden muss. Denn – das hatten wir
     ja schon – die Arbeit ist kein privater Internetspielplatz, kein Ponyhof und auch keine Beautyfarm. Aber spätestens nach solchen
     Intensivphasen mit arbeitsmäßigen Höhepunkten sollten Sie Ihren Beschäftigten unbedingt die wohlverdiente Ruhepause und Auszeit
     gönnen. Alles andere wäre nur sehr kurzfristig gedacht. Denn ein ausgebrannter, |100| chronisch kranker Angestellter ist eine größere Belastung als ein urlaubmachender. Der kommt bald wieder. Frisch, für die
     Arbeit. Freizeit ist historisch gewachsen und bereits seit Jahrtausenden bewährt: Schon die Griechen in der Antike und auch
     die Römer unterschieden zwischen Arbeit und Freizeit – selbst die Sklaven und die Unterschicht verfügten über freie Tage,
     die sie beispielsweise bei den Zirkusspielen verbrachten. Vor diesem Hintergrund dürfte es Ihnen schwer fallen, zu begründen,
     weshalb gerade Ihre Beschäftigten heute darauf verzichten sollen.
    Was Mitarbeiter tun können
    Liebe Mitarbeiter, schaffen Sie eine gesunde Distanz zur Arbeit und versuchen Sie, unrealistische Vorstellungen an das Arbeitsleben
     zu korrigieren. Seien Sie fair: Ihr Chef ist nicht für Ihr gesamtes Lebensbefinden verantwortlich. Allerdings sind auch nicht
     Sie mit Ihrem gesamten Leben für die Glückseligkeit Ihres Chefs verantwortlich. Setzen Sie deshalb in beide Richtungen Grenzen,
    

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