Ohne Chef ist auch keine Loesung
können.
Wie Sie gemeinsam ein Loblied anstimmen können
Liebe Mitarbeiter, liebe Chefs! Für Sie beide gilt: Nehmen Sie sich Zeit und Raum zum Ausruhen. Suchen Sie körperlichen und
geistigen |104| Ausgleich in Sport, Musik oder anderen Hobbys. Bitten Sie vertraute Menschen, Sie an Ihre Vorsätze zu erinnern oder Sie gegebenenfalls
zum Beispiel zu einem Spaziergang zu »zwingen«. Nicht nur Disziplin und Fleiß bringen Sie voran, sondern auch Mut zur Muße.
Wenn Sie Ihr Tempo drosseln, dann arbeiten Sie am Ende nicht langsamer, sondern effektiver! Natürlich ist es nicht dringend,
mit der Familie am Wochenende einen Ausflug zu machen. Aber es ist wichtig. Sonst haben sie ganz schnell ihre Familie verloren.
Dann ist es zu spät.
|105| Sechstes Gebot Du sollst Anerkennung anerkennen
Es ist Herr Rentes letzter Tag. Nach 23 Jahren im Unternehmen neigt sich sein Arbeitsleben nun den finalen Stunden zu. Vom
Ruhestand trennt ihn nur noch der Ausstand. Er hat Sekt für die Kollegen besorgt, nicht zu gut und nicht zu schlecht, gerade
richtig, um seine Stimmung widerzuspiegeln. Er hat seine Arbeit immer gewissenhaft erledigt, zuletzt als Abteilungsleiter
in der Kundenbetreuung. Sein Chef allerdings hat sich bisher nicht traurig darüber gezeigt, dass Herr Rente aufhören wird.
Offenbar ist es nur ein Routinevorgang, ihn nach 23 Jahren zu ersetzen.
Zu seiner kleinen Abschiedsfeier hat Herr Rente eine Einladung an den gesamten Kollegenverteiler geschickt, an knapp dreihundert
Leute, fast alle hat er in den letzten Jahren und Jahrzehnten persönlich gut kennen gelernt. Und fast alle sind seiner Bitte
um eine Antwort gefolgt, damit er planen konnte. Nur einer hat nicht reagiert – sein Chef. Keine Zusage, keine Absage. Ob
er kommen wird, weiß Herr Rente nicht. Genauso wenig wie er weiß, ob sein Chef mit seiner Arbeit annähernd zufrieden war,
ob er ihn überhaupt noch wahrgenommen hat in letzter Zeit. All die Jahre ist der nämlich meistens nur eilig an ihm im Flur
vorbeigerast, hat ihm höchstens einmal kurz zugenickt. Vermutlich hat er auch heute Wichtigeres zu tun. »Was ist auch schon
ein kleiner Abteilungsleiter«, denkt Herr Rente.
|106| Betrunkene Chefs sagen die Wahrheit
Die Abschiedsfeier ist schon in vollem Gange, als plötzlich die Tür vom Bürotrakt her mit Schwung auffliegt. In die Party
stürzt der Chef mit ernster Miene. Er klatscht zweimal kurz in die Hände, und alle verstummen.
»Mein lieber Herr Rente«, legt er kopfschüttelnd los, »Sie machen ja Sachen. Wie soll ich denn in Zukunft meine Kunden betreuen?
Einige haben abzuwandern gedroht, wenn sie ihren Herrn Rente nicht mehr haben. Die wollen nur mit Ihnen sprechen. Einen Rente
wie Sie kann man doch nicht ersetzen. Einen Fels in der Brandung! Und da gehen Sie einfach so in Rente, Herr Rente, mir nichts,
dir nichts!«
Herr Rente blickt ungläubig um sich. Jemand reicht dem Chef ein Glas, und als der es zum Mund führt und es in einem Zug leert,
fühlt sich Herr Rente dazu verpflichtet, etwas zu sagen.
»Chef, ich hatte ja gar keine Ahnung«, stammelt er, »ob Sie überhaupt kommen würden …«
»Ob ich was?«, schnaubt der Chef viel sekthaltige Luft in den Raum und knallt empört sein Glas auf den Stehtisch. »Mein lieber
Herr Rente, wenn einer meiner besten Leute geht und sich verabschieden will: Natürlich komme ich dann, daran besteht doch
gar kein Zweifel!«
Herr Rente wiegt etwas unsicher seinen Kopf hin und her. »Beste Leute, naja …«, murmelt er.
»Doch, doch, mein lieber Rente. Mitte der Achtziger sind Sie zu uns gekommen, damals habe ich das Unternehmen noch zusammen
mit meinem Vater geleitet. Die Fußstapfen waren groß! Ihr Vorgänger war sehr beliebt, und unter seiner Leitung hatten wir
nie auch nur einen einzigen Kunden verloren. Ich will nicht verhehlen, dass wir damals Sorge hatten, ob Sie das Kind auch
so |107| gut schaukeln würden. Aber Sie haben es uns allen vorgemacht: Wir hätten nie geglaubt, dass Sie so schnell das Ruder übernehmen,
sich Ihr Netzwerk aufbauen würden. Dass Sie Ihren eigenen Ton finden bei den Kunden. ›Junge, macht der Mann das gut‹, habe
ich damals zu meinem Vater gesagt.«
»Und ich habe nachts nicht mehr geschlafen, weil ich nicht wusste, ob ich die Probezeit überstehen würde …«, raunt Herr Rente
ungläubig einem Kollegen zu.
»Anfang der Neunziger kam dann die erste große Bewährungsprobe«, fährt der Chef nun gut gelaunt
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