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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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praktisch keine Mitarbeiter gefunden, die nicht über mangelnde Anerkennung
     klagten.
    Woran liegt das?
    Ein Brief in den Ruhestand
    Nun, schauen wir uns an, was der Chef seinem ehemaligen Mitarbeiter Herrn Rente auf seinen Brief geantwortet hat. Folgenden
     Brief hat er ihm in den Ruhestand geschickt:

    Lobwüste Deutschland
    So manche Ursache für die »Lobwüste« können wir diesem Schreiben entnehmen. Zum einen liegt da oft einfach ein großes Missverständnis
     in der Luft.
    |117| Der Chef meint: »Solange ich nichts an der Arbeit meiner Leute aussetze, wissen sie doch, dass ich zufrieden bin.«
    Der Mitarbeiter denkt: »Solange ich keine positive Rückmeldung bekomme, passt es ihm offenbar nicht. Wenn ich gar nichts höre,
     hat er meine Arbeit wahrscheinlich gar nicht angeschaut. Ich hätte mir das alles auch sparen können, meine Stelle hier ist
     reine Beschäftigungstherapie.«
    Es baut sich dann ein ähnliches Missverständnis auf wie in einer Ehe, in welcher ein Partner glaubt, solange er sein bei der
     Hochzeit gesagtes »Ich liebe dich« nicht ausdrücklich widerrufe, könne der andere davon ausgehen, dass sich an diesem Zustand
     auch nichts geändert hat. Welche Folgen ein solches Missverständnis für die Beziehung haben kann, mussten Sie vielleicht schon
     am eigenen Leib erfahren. Jedenfalls kann es sich jeder lebhaft ausmalen.
    Und so ist es auch bei der Arbeit.
    Ein Missverständnis verursacht nun immer derjenige, der es in der Hand hat, sich klar auszudrücken. Und derjenige kann es
     auch beheben. In diesem Fall ist das der Chef. Denn ein Schweigen bringt natürlich nicht zwingend zum Ausdruck, dass die Arbeit
     gut angekommen ist, dass sie
überhaupt
angekommen ist. Ein Schweigen kann eben tatsächlich auch bedeuten, dass der Chef nicht zufrieden war – oder dass er die Arbeit
     im schlimmsten Fall wirklich gar nicht zur Kenntnis genommen hat. Der Mitarbeiter ist also zu Recht verunsichert, denn er
     kann das Schweigen nicht alleine deuten.
    Das zweite Problem ist die Perspektive. Im zweiten Kapitel haben wir schon den Führungsschlüssel kennen gelernt, der auch
     hier bedeutsam ist: Wenn der Chef zweimal pro Woche jemanden lobt, dann hat er selbst den Eindruck, er lobte seine Mitarbeiter
     regelmäßig. Handelt es sich wie in unserem Beispiel aber um 300 |118| Mitarbeiter, dann bekommt jeder von ihnen alle drei Jahre einmal ein Lob ab. Aus Sicht des Mitarbeiters lobt der Chef dann
     praktisch nie. Etwas entschärfter, aber im Prinzip gleich, ist das Problem, wenn eine Abteilung »nur« 13 statt 300 Mitarbeiter
     hat.
    Hier hilft wieder nur eines: Sich öfter mal in die Situation des anderen zu versetzen.
    Was Chefs tun können
    Liebe Chefs, alle Ihre Mitarbeiter sind individuelle Menschen. Und das Bedürfnis nach Anerkennung ist in das menschliche Betriebssystem
     tief eingebrannt. In
jedes
menschliche Betriebssystem. Dieser Wunsch ist berechtigt, denn jede und jeder von uns ist ein Individuum. Wir wünschen uns,
     dass man bewusst wahrnimmt, was wir tun, und dass wir eine Rückmeldung für unser Tun bekommen, am liebsten natürlich ein Lob.
    Machen Sie den Postboten-Test
    Allerdings, liebe Mitarbeiter, dürfen Sie auch die Anforderungen an eine Reaktion nicht überspannen. Denken Sie an die x-mal-drei-Minuten-Rechnung.
     Oder noch besser – machen Sie den Postboten-Test in Ihrem eigenen Alltag.
     
    Frage:
Welche Menschen haben gestern Ihr Leben gekreuzt und für Sie gearbeitet? Wen davon haben Sie persönlich in seiner Leistung
     wahrgenommen, ihm gedankt, ihn gar gelobt?
|119| Den Postboten
Den Busfahrer
Die Bedienung im Restaurant
Den Koch in der Betriebskantine
Den Kassierer im Supermarkt
Weitere Personen
    »Wie bitte?«, fragen Sie sich jetzt vielleicht. »Was haben diese Leute denn groß getan?«
    Nun, der Briefträger zum Beispiel hat Ihre Post zum richtigen Haus gebracht, in den richtigen Briefkasten eingeworfen.
    »Das ist doch selbstverständlich«, denken Sie. »Dafür wird er schließlich bezahlt.«
    Dabei ist es eben nicht selbstverständlich. Es gehen auch jeden Tag Briefe verloren. Nur wenn und weil viele Menschen jeden
     Tag eine gute Leistung erbringen, findet ein Brief seinen Weg von einem Ort der Welt zum anderen, oft über viele Tausend Kilometer
     und in einem Meer von Millionen anderen Briefen. Und wenn Sie einmal einen Tag an einer Kasse oder am Steuer eines Busses
     säßen, dann wüssten Sie: Dass man immer korrektes Wechselgeld herausgibt oder die Fahrgäste

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