Ohne Chef ist auch keine Loesung
angenehmes Gefühl
auszudrücken und zu leben.
Voraussetzung unserer Dankbarkeit ist, dass wir die Wohltat nicht einfordern können, aber trotzdem bekommen. Schnappi hat
in seinem Dankesbrief erkannt, dass es nicht selbstverständlich ist, überhaupt Mitarbeiter zu haben – geschweige denn, gute.
Hierauf hat niemand einen Anspruch.
Auch Mitarbeiter dürfen dankbar sein
All das gilt, wie Sie sich nach der bisherigen Lektüre dieses Buches denken können, natürlich mal wieder nicht nur für Ihren
Chef. Sondern genauso für Sie selbst als Mitarbeiter. Nachdem Schnappi begriffen hat, dass Dankbarkeit der Schlüssel für ein
faires und befriedigendes Miteinander ist, hat er nämlich durchaus auch ein |200| paar veränderungswürdige Aspekte bei seinen Angestellten entdeckt – wir wollen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht verheimlichen,
dass er am späteren Abend seiner reizenden Gattin sein Herz ausgeschüttet hat:
»Du hast ja mitbekommen, was die letzte Zeit los war, dass ich mich von den Frustjobkillern habe coachen lassen. Heute habe
ich meiner sehr geschätzten Sekretärin Frau Ohnsorg-Bergenschrei den Jahresbericht diktiert – darüber bin ich sehr nachdenklich
geworden. Ich habe jetzt erkannt, wie wichtig es ist, dass ich nicht immer alles als selbstverständlich hinnehme, dass ich
Dankbarkeit empfinde und auch äußere. Und auf einmal wurde ich ganz traurig. Denn: Auch ich als Chef wünsche mir nichts sehnlicher,
als echte Dankbarkeit bei meinen Leuten wahrzunehmen.
Mir ist bewusst, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor mir liegt, wenn ich meine eigenen Ziele umsetzen möchte – von denen
ich erkannt habe, dass sie allen, meinen Angestellten, unserer Firma und mir selbst, guttun und uns gemeinsam vorwärtsbringen.
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, meine Mitarbeiter gerecht zu entlohnen, ich versuche, sie weitgehend in Entscheidungen
einzubinden, damit sie sich mit dem Ergebnis identifizieren können. Mehr denn je bin ich bemüht, Ihnen durch klare und präzise
Ansagen den Arbeitsalltag und die Kommunikation zu erleichtern und meine Entscheidungen nachvollziehbar zu machen. Ich respektiere
den Feierabend und die Freizeit meiner Angestellten, und dass ihr Job nur ein Job ist. So, wie ich ihnen heute gedankt habe,
gebe ich jetzt grundsätzlich Rückmeldung und erkenne ihre Leistungen an. Bin offen und ehrlich in der Kommunikation und informiere
sie über meine Entscheidungshintergründe. Ich setze mich für meine Mitarbeiter ein und fördere sie. Sehe in jedem auch die
Persönlichkeit, den Menschen.
Und weißt du was?
Manchmal wünsche ich mir ein stärker ausgeprägtes Bewusstsein für all das bei meinen Mitarbeitern. Dankbarkeit für Menschen
und Dinge, die alles andere als selbstverständlich sind. Die kostenlose Handynutzung in der Freizeit, unsere Wohnungsbörse,
die Rückenschule, die wir unseren Leuten anbieten – all das sollte eigentlich einmal meine Leute motivieren. Der Effekt hat
sich aber abgenutzt, weil jeder die Dinge, die er hat, inzwischen |201| als völlig selbstverständlich hinnimmt. Ich bin überzeugt davon, dass etwas mehr Demut und Dankbarkeit für uns alle das Betriebsklima
im kommenden Jahr noch einmal sehr verbessern können. Daran möchte ich gerne mit meinen Leuten arbeiten.«
Merci, dass es dich – Horrorboss – gibt!
Was ist dran an Schnappis Worten? Wie viel Dankbarkeit ist auch auf Ihrer Seite angebracht, wenn so viel stört und nervt?
Darf man sich nicht mehr beklagen?
Schauen wir uns Ihre Situation ein wenig genauer an: Bei der derzeitigen Arbeitslosenquote von durchschnittlich 8 Prozent
und damit circa 3,5 Millionen Betroffenen allein in Deutschland ist es gar nicht so selbstverständlich, dass Sie überhaupt
arbeiten können und dürfen. Viele Menschen haben keinen Job und täten nichts lieber, als sich abends bei ihren Freunden oder
ihrem Partner über den nervigen Chef aufzuregen, über die lästigen Kolleginnen und die frechen, fordernden Kunden, statt sich
mühsam von Amt zu Amt zu schleppen und jeden Euro zweimal umdrehen zu müssen.
Nur damit wir uns richtig verstehen: Das ist kein Totschlagargument, mit dem aus Vorgesetztensicht von nun an jeder Missstand
gerechtfertigt werden darf. Der Satz »Seien Sie doch dankbar, dass Sie überhaupt einen Job haben – anderen geht es viel schlechter
als Ihnen« rechtfertigt keine menschenunwürdige Bezahlung und keine Sklavereibedingungen.
Und
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