Ohne Chef ist auch keine Loesung
in »Mensch wie ich selbst« umzudenken, dann ist das schon die halbe Miete.
Denn wie viel Mensch diese »Störung« war, merkt man oft erst, wenn der Mensch nicht mehr da ist. Wir haben mit so manchem
Angestellten gesprochen, der sein Büro gegen einen Heimarbeitsplatz oder gegen eine selbstständige Tätigkeit von zu Hause
aus eingetauscht hat. Die Erfahrungen waren fast immer ähnlich: Während der ersten vier Wochen tut die Ruhe gut. Himmlisch!
Doch dann stellt sich regelmäßig ein Gefühl der Einsamkeit ein – und fast alle wünschen sich plötzlich die »Störungen« |193| zurück, vor denen sie einst geflohen sind. Viel zu spät haben sie gemerkt, dass es die Menschen waren, die wir alle um uns
herum brauchen.
|193| Und viel zu spät räumt auch Timothy Ferriss schließlich in
Die
4-Stunden-Woche
ein, dass der von ihm vorgeschlagene Weg in die soziale Isolation führen kann. Auch Markus Albers gesteht in
Morgen komm ich später rein
dem Miteinander am Arbeitsplatz immerhin eine soziale Funktion zu. Beide Autoren treffen diese Feststellungen am Rande, in
einem einzigen kleinen Satz. Dabei sind sie der Lebensatem der Arbeitswelt.
Der Chef ist auch nur ein Mensch
Lesen wir zum Abschluss noch, was unsere Chefin heute in ihr Tagebuch geschrieben hat:
Und denken wir darüber noch einen Moment nach.
|195| Zehntes Gebot Du sollst dem Himmel danken
Eines sonnigen Wintermorgens im Dezember, Büro Chef: »Guten Morgen, liebe Frau Ohnsorg-Bergenschrei. Diesen wundervollen Tag
möchte ich gerne nutzen, um Ihnen den Jahresbericht und ein kleines Resümee zu diktieren. Würde Sie bitte zu mir rüberkommen?«
»Aber klar, Chef. Ich bin schon sehr gespannt, was es dieses Jahr bekanntzugeben gibt. Schießen Sie los …«
Schnappi reloaded – was Chefs tun können
»Potzblitz, Chef! Soll ich den Bericht gleich in die Post geben? Dann kommt er bei allen noch vor Weihnachten an. Die werden
sich aber freuen!«
|198| »Nein, das lassen Sie bitte erst einmal. Viel wichtiger ist vorher etwas anderes.« Ein breites Grinsen macht sich auf seinem
Gesicht breit, bevor er fortfährt:
»Machen Sie doch bitte heute, an diesem schönen Sonnentag, einen kleinen Ausflug in die Stadt und besorgen Sie mir einen großen,
goldenen Rahmen. Da stecken Sie diesen Brief rein und hängen ihn dann hierher – direkt über meinen Schreibtisch. Damit ich
meine eigene Dankbarkeit jeden Tag vor Augen habe. Das haben mir die Frustjobkiller beim Coaching so empfohlen.«
Die Macht der Dankbarkeit
Was geht hier vor sich? Und stecken wir wirklich dahinter?
Ja, wir geben es zu. Nachdem unser Sorgenkind den Coaching-Gutschein eingelöst und wirklich sehr brav und gewissenhaft seine
Lektionen gelernt hat, will er an diesem denkwürdigen Morgen alles richtig machen und hat sich sehr, sehr große Mühe gegeben.
Wir haben Schnappi empfohlen, einmal aufzuschreiben, welche guten Menschen und Ereignisse er in diesem Jahr erfahren durfte.
Dinge, die er schätzen kann, für die er dankbar sein kann. Man vergisst solche Dinge ja schnell. Und manchmal bemerkt man
sie erst gar nicht – wenn man sie nicht systematisch aufschreibt.
Warum haben wir ihm diese Empfehlung gegeben?
Im sechsten Kapitel haben wir bereits die »Lobwüste« kennen gelernt, die dürr und trocken ist, weil nur wenige Chefs gegenüber
ihren Mitarbeitern ausreichend Anerkennung und Dankbarkeit äußern.
In diesem Kapitel wollen wir noch etwas grundsätzlicher werden. Wir wollen über die innere Dankbarkeit der Menschen sprechen. |199| Sie ist Voraussetzung für ein inneres Gleichgewicht, auf dem allein ein souveräner Umgang miteinander aufbauen kann.
Von einem solchen Gleichgewicht ist die Realität leider oft entfernt: Wir Menschen leben in einer Kritikgesellschaft, in einer
Meckerwelt, einer Nörgelkultur – gleichzeitig sehnen wir uns alle nach Anerkennung und Wertschätzung. Diesen gravierenden
Widerspruch können wir nur auflösen, indem wir bei uns selbst beginnen, indem wir verstärkt innere Zufriedenheit und Dankbarkeit
entwickeln. Wie das im Detail funktioniert, das besprechen wir gleich in aller Ruhe.
Zunächst wollen wir klären, was Dankbarkeit genau ist und was sie für uns und andere bewirken kann.
Dankbarkeit ist eine innere Haltung, die eintritt, wenn wir etwas bekommen und uns darüber freuen. Sie ist die Anerkennung
des Erhaltenen und die Bereitschaft, es zu erwidern. Wir werden weich und offen. Wir werden ermutigt, unser
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