Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
Vom Netzwerk:
Buch
Morgen
komm ich später rein
eine Anleitung dazu, wie man sich nach und nach aus dem lästigen Büroalltag verabschiedet. Denn: »Selbst die klugen und netten
     Kollegen stehlen unsere Arbeitszeit«, ist er überzeugt. Und fügt ein Zitat der Journalistin Eva Busse hinzu, die ihm sagte:
     »Die produktivste Zeit im Büro waren für mich immer die ersten zwei, drei Monate, wenn man noch nicht so viele Menschen kennt.
     Danach fangen die sozialen Kontakte an.«
    Gepriesen wird das mobile, ortsunabhängige Arbeiten am Laptop, bei dem wir Kontakt mit der Außenwelt höchstens noch über E-Mail,
     SMS und Mailboxen haben. Kein zeitfressender Plausch mehr in der Kaffeeküche und schon gar keine überflüssige Plauderei in
     Sitzungen und Besprechungen.
    Viele sehnen sich nach einer solchen Welt, und das ist kein Wunder: Die Arbeitnehmer in Deutschland empfinden »ständige Störungen«
     bei der Arbeit mittlerweile als eine ihrer Hauptbelastungen – vor allem, wenn sie in einem Büro oder in einem technischen
     Beruf arbeiten. Das war das Ergebnis einer Erwerbstätigenbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit.
     20 000 Menschen hatte man für die Studie befragt, und ein Großteil klagte darüber, dass das Telefon alle paar Minuten ihre
     Konzentration stört, E-Mails am laufenden Band in die Mailbox flattern und bearbeitet werden wollen und in der Bürotür ständig
     jemand lehnt, der dringend etwas besprechen möchte und sich durch nichts abwimmeln lässt.
    In den USA hat die Soziologin Gloria Mark den Angestelltenalltag untersucht. Die Ergebnisse kommen sicherlich auch Ihnen |190| bekannt vor: Durchschnittlich alle elf Minuten wurden die Arbeitnehmer von ihrer Arbeit abgelenkt – persönlich, am Telefon,
     mit einer E-Mail oder einer Instant Message. Jeweils 25 Minuten später konnten sie sich wieder ihrer liegen gelassenen Arbeit
     widmen. Von den elf Minuten bis zur nächsten Unterbrechung brauchten sie acht Minuten, um den verlorenen Faden wieder aufzunehmen.
     Das Ergebnis: Konzentration in Drei-Minuten-Häppchen.
    Lästig, so ein Arbeitsalltag. Da vergisst man schnell einmal etwas sehr Wichtiges: dass all diese »Störungen« Menschen sind.
     Menschen, mit denen jeder von uns einmal so gern zu tun haben wollte – denn haben wir nicht alle einmal den Satz gesagt: »Ich
     möchte mal in einem Beruf arbeiten, in dem ich mit Menschen zu tun habe«? Da haben wir sie nun, unsere Menschen – Chefs, Kolleginnen,
     Kunden. Und nun zählen wir sie nur in Form von »Störungen«.
    Und viele bekämpfen diese »Störungen« – sind gereizt, wimmeln sie ab, herrschen sie an. E-Mails, die nerven und nicht gerade
     vom Chef kommen, bleiben unbeantwortet. Von wem man nicht direkt abhängig ist, den ignoriert man. Das fühlt sich gut an.
    Und schlimmer noch: Robert I. Sutton beschreibt in seinem Buch
Der Arschloch-Faktor
, dass ein solches Verhalten auch heutzutage noch viel zu oft als »kompetent« wahrgenommen wird. Wer ein Arschloch ist, kann
     manchmal schneller aufsteigen, so seine traurige Analyse. Der Journalist Wolf Schmidt bringt es in seinem Artikel »Zu nett
     für deinen Job« in der Zeitschrift
NEON
auf die Formel »nett, netter, erfolglos«. Es steige derjenige auf, der das beherrscht, was Soziologen »Mikropolitik« nennen:
     »der Einsatz von Ellbogen, das Schmieden von Koalitionen, kurzum: das Beherrschen der Büromachtspiele«. Robert I. Sutton rechnet |191| in
Der Arschloch-Faktor
aber auch vor, wie hoch die »Arschlochgesamtkosten« pro Unternehmen sind und wie wir alle diese hohen Kosten bezahlen. Wir
     vergiften unsere eigene Arbeitsatmosphäre, machen uns selbst die Stunden zur Qual.
    Wie kommen wir aus diesem Dilemma wieder heraus?
    Was Mitarbeiter tun können
    Nun, die Lösung haben wir oben bereits kennen gelernt. Zu jeder Menschenrechtserklärung gibt es einen Spickzettel. Der richtige
     Mittelweg heißt: Die Regeln, die wir oben für unseren Chef aufgestellt haben, sollten auch die Mitarbeiter im Umgang mit den
     Kollegen hochhalten.
    Das bedeutet aber nicht, dass die Kollegen, bloß weil sie Menschen sind, einen Freibrief haben, Ihnen auf der Nase herumzutanzen.
     Sie können also durchaus dem in der Tür lehnenden Kollegen sagen, dass momentan nicht der passende Augenblick für eine ausführliche
     Wochenendberichterstattung ist – und ihn gleichzeitig als Menschen und nicht als »Störung« wahrnehmen und behandeln. Wenn
     wir alle lernen, den Gedanken »Störung«

Weitere Kostenlose Bücher