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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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dass ich mit einem anderen zum Ball ging – Lust hinzugehen hatte er aber trotzdem nicht.
    Ich trug das pflaumenblaue Kleid, was meine Mutter freute, das merkte ich ihr an. Ich trug auch die Perlenkette, die Susannah mir zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte, und so war auch Susannah froh. Taylor und die anderen Mädels gingen alle nachmittags zu einem Friseur, der gerade in war, aber ich beschloss, mir meine Frisur selbst zu machen. Ich drehte mir leichte Locken, und meine Mutter half mir mit den Haaren am Hinterkopf. Ich glaube, seit der zweiten Klasse, als ich noch jeden Tag Zöpfe trug, hatte sie mir nicht mehr mit meiner Frisur geholfen. Sie war wirklich geschickt mit dem Lockenstab, andererseits: Worin war meine Mutter nicht gut?
    Sobald ich sein Auto hörte, rannte ich zum Fenster. Er sah unglaublich gut aus in seinem schwarzen Anzug. Ich hatte ihn noch nie darin gesehen.
    Ich raste nach unten und riss die Tür auf, bevor er klingeln konnte. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen und wollte ihn gerade umarmen, als er sagte: »Nett siehst du aus.«
    Ich ließ die Arme sinken. »Danke«, sagte ich. »Du auch.«
    Noch bei mir zu Hause wurden wir sicher hundertmal fotografiert. Susannah wollte Beweise dafür, dass Conrad einen Anzug trug und ich mein Kleid. Meine Mutter rief sie an, damit Susannah alles mitbekam. Sie reichte den Apparat an Conrad weiter, und was immer sie zu ihm sagte, er antwortete: »Versprochen.« Ich fragte mich, was er da wohl alles versprach.
    Außerdem fragte ich mich, ob Taylor und ich wohl eines Tages auch so sein würden – dauertelefonierend, während unsere Kinder sich fertig machten zum Ball. Die Freundschaft zwischen meiner Mutter und Susannah ging bereits Jahrzehnte zurück und schloss inzwischen Ehemänner und Kinder mit ein. Ob Taylors und meine Freundschaft wohl aus demselben Stoff gemacht war? So festem, unzerreißbarem Stoff? Ich hatte meine Zweifel. Was diese beiden hatten, das gab’s nur einmal.
    Zu mir sagte Susannah: »Hast du deine Haare so frisiert, wie du es mir beschrieben hast?«
    »Ja.«
    »Und hat Conrad dir gesagt, wie hübsch du aussiehst?«
    »Ja«, sagte ich, obwohl das nicht so ganz stimmte.
    »Du wirst sehen, es wird ein großartiger Abend«, versprach sie mir.
    Meine Mutter stellte uns auf den Stufen vor dem Haus auf, dann im Treppenhaus, schließlich neben dem Kamin. Steven war auch da mit seiner Partnerin Claire Cho. Die beiden lachten die ganze Zeit, und als sie fotografiert wurden, stellte Steven sich hinter sie, legte ihr beide Arme um die Taille, während sie sich an ihn lehnte. Es sah so einfach aus. Auf unseren Bildern hingegen steht Conrad steif neben mir, einen Arm um meine Schultern gelegt.
    »Ist alles okay?«, flüsterte ich.
    »Klar«, sagte er. Er lächelte mich an, aber ich glaubte ihm nicht. Etwas hatte sich verändert, nur was, das wusste ich nicht.
    Ich schenkte ihm eine Orchidee fürs Knopfloch. Meine Blume zum Anstecken hatte er allerdings vergessen. Er habe sie in seinen kleinen Kühlschrank im College gelegt, sagte er. Ich war nicht traurig, auch nicht sauer. Es war mir nur schrecklich peinlich. Die ganze Zeit hatte ich so viel über Conrad und mich geredet, so als wären wir tatsächlich so was wie ein Paar. In Wirklichkeit hatte ich betteln müssen, dass er mit mir zum Ball ging, und jetzt hatte er nicht einmal daran gedacht, mir Blumen mitzubringen.
    Ich merkte ihm an, wie mies er sich fühlte, als ihm das klar wurde. Steven war zum Kühlschrank gegangen und kam nun zurück mit einem kleinen Gesteck fürs Handgelenk, winzige rosa Rosen, die perfekt zu Claires Kleid passten. Außerdem schenkte er ihr noch einen großen Strauß Blumen.
    Claire nahm eine ihrer eigenen Rosen und hielt sie mir hin. »Hier«, sagte sie, »die machen wir an deinem Kleid fest.«
    Ich lächelte sie an, um ihr zu zeigen, dass ich ihr wirklich dankbar war. »Schon gut«, sagte ich, »ich möchte kein Loch in mein Kleid machen.« So ein Schwachsinn! Sie glaubte mir auch nicht, aber sie tat so. »Und wenn wir sie dir ins Haar stecken? Das sähe bestimmt wunderschön aus.«
    »Meinetwegen«, sagte ich. Claire Cho war nett. Ich hoffte, sie und Steven würden immer zusammenbleiben.
    Nach der Geschichte mit den Blumen wurde Conrad nur noch verkrampfter. Auf dem Weg zum Auto legte er einen Arm um meine Taille und sagte: »Tut mir leid, dass ich deine Blume vergessen habe. Ich hätte daran denken müssen.«
    Ich schluckte heftig und lächelte dünn.

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