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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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wir zusammen waren oder nicht – immer war es seine Entscheidung gewesen.
    Susannah nahm meine Hand und hielt sie fest. »Hasse ihn nicht«, sagte sie.
    »Tu ich nicht«, log ich. Ich hasste ihn mehr als alles. Ich liebte ihn mehr als alles. Denn er war alles. Und auch das hasste ich.
    »Connie tut sich sehr schwer mit dieser ganzen Sache. Es ist alles ein bisschen viel.« Sie schwieg und strich mir das Haar aus dem Gesicht, dabei ließ sie ihre Finger kurz auf meiner Stirn liegen, als hätte ich Fieber. Als wäre von uns beiden ich die Kranke, als wäre ich diejenige, die Trost nötig hätte. »Lass dich nicht von ihm wegstoßen. Er braucht dich. Er liebt dich, weißt du.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, tut er nicht.« In meinem Kopf fügte ich noch hinzu: Er liebt doch überhaupt nur sich selbst. Und dich.
    Sie tat, als hätte sie mich nicht gehört. »Liebst du ihn?«
    Als ich nichts sagte, nickte sie, als hätte ich geantwortet. »Magst du mir einen Gefallen tun?«
    Langsam nickte ich.
    »Pass an meiner Stelle auf ihn auf. Wirst du das tun?«
    »Aber das wird nicht nötig sein, Susannah. Du bist doch da, du kannst selbst auf ihn aufpassen«, sagte ich. Ich versuchte, nicht verzweifelt zu klingen, aber es war letztlich auch schon egal.
    Susannah lächelte. »So gefällst du mir, Belly.«
    Nach dem Mittagessen hielt Susannah ihren Mittagsschlaf. Sie wachte erst am späten Nachmittag wieder auf und war dann gereizt und verwirrt. Einmal fuhr sie sogar meine Mutter an, was mich sehr irritierte. Susannah redete sonst nie auf die Art mit anderen. Nona wollte sie wieder zu Bett bringen. Erst weigerte Susannah sich, doch schließlich gab sie nach. Auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer machte sie einen schwachen Versuch, mir zuzuzwinkern.
    Jeremiah kam kurz vor dem Abendessen, und ich war erleichtert, ihn zu sehen. Wenn er da war, wurde alles leichter, einfacher. Ich musste nur sein Gesicht sehen, schon fiel ein Teil der Anspannung von mir ab.
    Er kam in die Küche und sagte: »Was riecht denn hier so verbrannt? Ach so, Laurel kocht. Hallo, Laure!«
    Meine Mutter schlug mit dem Geschirrtuch nach ihm. Er duckte sich weg und hob zum Spaß die Topfdeckel hoch.
    »Hey, Jere«, sagte ich. Ich saß auf einem Küchenhocker und palte Bohnen.
    Er schaute zu mir herüber und sagte: »Oh – hey. Wie geht’s?« Dann kam er zu mir und umarmte mich flüchtig. Ich versuchte, einen Blick von ihm zu erhaschen, um irgendwie einschätzen zu können, wie es ihm ging, aber er wich mir aus. Er schlenderte durch die Küche, scherzte mit Nona und meiner Mutter.
    In gewisser Weise war er ganz wie immer, gleichzeitig merkte ich ihm an, wie sehr er sich durch all das verändert hatte. Wie er älter geworden war. Alles kostete ihn mehr Kraft, seine Scherze, sein Lächeln. Nichts war mehr leicht.

11
    Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis Jeremiah wieder etwas sagte. Ich tat, als würde ich schlafen, er trommelte im Takt zur Musik aus dem Radio mit den Fingern aufs Lenkrad. Auf einmal sagte er: »Das war der Titelsong bei meinem Schulball.«
    Sofort machte ich die Augen wieder auf und fragte: »Wie viele Abschlussbälle hast du eigentlich mitgemacht?«
    »Insgesamt? Fünf.«
    »Wie bitte? Ah ja – und das soll ich glauben.« Aber natürlich habe ich’s geglaubt. Natürlich war er fünfmal bei einem Schulball. Er war genau der Typ, mit dem jedes Mädchen gern zum Ball gehen wollte. Einer wie er weiß genau, was man tun muss, damit noch das unscheinbarste Mädchen sich wie die Ballkönigin fühlen kann.
    Jeremiah fing an, seine Bälle an den Fingern einer Hand aufzuzählen: »In meinem Juniorjahr war ich auf zweien – meinem eigenen und auf dem von Flora Martínez an ihrer Schule, der Sacred Heart. Dieses Jahr war ich auf meinem eigenen und zwei anderen. Mit Sophia Franklin und –«
    »Okay, okay, schon kapiert. Du bist schwer begehrt.« Ich beugte mich vor und spielte mit dem Drehknopf der Klimaanlage.
    »Ich musste mir einen Smoking kaufen, weil das billiger kam, als immer wieder einen zu leihen«, erzählte Jeremiah. Dann sagte er etwas, was ich als Letztes von ihm erwartet hätte, und dabei blickte er stur geradeaus: »Du sahst gut aus auf deinem. Dein Kleid war schön.«
    Ich starrte ihn an. Hatte Conrad ihm unsere Bilder gezeigt? Hatte er ihm irgendwas erzählt? »Woher weißt du das?«
    »Meine Mom hat eins von den Bildern rahmen lassen.«
    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er Susannah erwähnen würde. Ich hatte Schulbälle für ein

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