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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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unverfängliches Thema gehalten. »Ich hab gehört, bei deinem eigenen Ball warst du sogar Ballkönig«, sagte ich rasch.
    »Stimmt.«
    »Das war bestimmt lustig.«
    »Stimmt, ziemlich lustig.«
    Ich hätte Jeremiah mitnehmen sollen. Mit ihm wäre alles anders gelaufen. Er hätte all die richtigen Dinge gesagt. Er wäre die ganze Zeit mitten auf der Tanzfläche gewesen und hätte all die verrückten Tänze nachgemacht, die wir von MTV kannten und die er immer geübt hatte. Er hätte sich daran erinnert, dass Tausendschönchen meine Lieblingsblumen sind, er hätte sich mit Davis, Taylors Freund, gut verstanden, und all die anderen Mädchen hätten ihn die ganze Zeit angeschaut und gewünscht, er wäre mit ihnen zum Ball gekommen.

12
    Mir war von Anfang an klar, dass es nicht einfach sein würde, Conrad zu überreden. Er war absolut nicht der Typ, der auf Bälle ging. Aber das interessierte mich überhaupt nicht. Ich wollte nun mal unbedingt, dass er mit mir hinging, er sollte mein Ballpartner sein. Sieben Monate waren seit unserem ersten Kuss vergangen. Zwei Monate, seit wir uns zuletzt gesehen hatten. Eine Woche, seit er zuletzt angerufen hatte.
    Was es heißt, Ballpartner von jemandem zu sein, dafür gibt es klare Regeln. Und so hatte ich diese Fantasie im Kopf, wie es sein würde. Wie er mich ansehen würde, wie er mir bei den langsamen Tänzen die Hand weit unten auf den Rücken legen würde, wie wir anschließend zum Dinner fahren und Käsefritten essen und vom Dach seines Autos aus dem Sonnenaufgang zuschauen würden. Alles sah ich schon genau vor mir.
    Als ich ihn abends anrief, hörte er sich so an, als wäre er beschäftigt. Trotzdem fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. »Was machst du eigentlich am ersten Aprilwochenende?« Bei dem Wort April zitterte meine Stimme, so nervös war ich. Ich hatte Angst, er könnte Nein sagen. Im Grunde meines Herzens erwartete ich es sogar.
    Misstrauisch fragte er: »Wieso?«
    »Da ist mein Abschlussball.«
    Er seufzte. »Belly, ich hasse tanzen.«
    »Ich weiß. Aber es ist mein Abschlussball, da will ich unbedingt hin, und ich will, dass du mitkommst.« Wieso musste er mir alles so schwer machen?
    »Ich bin nicht mal zu meinem eigenen Ball gegangen. Und inzwischen geh ich aufs College«, erinnerte er mich.
    Leichthin sagte ich: »Na, siehst du, erst recht ein Grund, dass du zu meinem mitkommst.«
    »Kannst du nicht einfach mit deinen Freunden hingehen?«
    Ich schwieg.
    »Tut mir leid, aber mir ist echt nicht danach. Meine Prüfungen stehen vor der Tür, und es wäre schon ziemlich stressig, bloß für den einen Abend die ganze Strecke bis zu euch zu fahren.«
    Nicht mal das wäre er bereit für mich zu tun! Um mich glücklich zu machen. Ihm war nicht danach. Na klasse. »Schon gut«, sagte ich. »Es gibt genug andere Jungs, mit denen ich gehen kann. Kein Problem.«
    Ich hörte förmlich, wie sein Gehirn am anderen Ende der Leitung arbeitete. »Okay, ich geh mit dir.«
    »Weißt du was? Vergiss es einfach«, sagte ich. »Cory Wheeler hat mich schon gefragt. Ich kann ihm sagen, ich hätte es mir anders überlegt.«
    »Wer zum Teufel ist Cory Wheeler?«
    Ich schmunzelte. Jetzt hatte ich ihn an der Angel. Jedenfalls dachte ich das. »Cory Wheeler ist einer aus Stevens Fußballmannschaft. Ein guter Tänzer. Größer als du.«
    Doch Conrad sagte nur: »Dann kannst du ja wenigstens High Heels tragen.«
    »Werd ich auch.«
    Ich legte auf. War es wirklich zu viel verlangt, wenn ich ihn bat, einen lächerlichen Abend lang mein Tanzpartner zu sein? Was Cory Wheeler betraf – das war gelogen. Er hatte mich nicht gefragt. Aber ich wusste, er würde es tun, ich müsste ihm nur zu verstehen geben, dass ich es mir wünschte.
    Ich weinte ein bisschen unter meiner Bettdecke. So perfekt hatte ich mir meinen Ball ausgemalt, Conrad im Anzug und ich in dem pflaumenblauen Kleid, das meine Mutter mir vor zwei Jahren im Sommer gekauft hatte, nachdem ich so gebettelt hatte. Conrad hatte mich im Übrigen noch nie aufgestylt gesehen und auch nie mit High Heels. Aber genau das wünschte ich mir so sehr.
    Als er mich später anrief, ließ ich es weiterklingeln. Er sprach mir eine Nachricht auf die Mailbox: »Hey, tut mir leid wegen vorhin. Geh nicht mit Cory Wheeler oder sonst wem. Ich komme. Und High Heels kannst du trotzdem tragen.«
    Bestimmt dreißigmal hab ich das Band abgespielt und trotzdem nie richtig hingehört. Deshalb habe ich auch nicht verstanden, was er wirklich sagte: Er wollte nicht,

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