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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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dass sie von uns beiden die Erste sein würde.
    »Magst du was trinken?«, fragte mich Conrad.
    »Nein«, sagte ich. »Magst du tanzen?«
    Er zögerte. »Müssen wir?«
    Ich versuchte ein Lächeln. »Na, hör mal, angeblich warst du doch derjenige, der mir beigebracht hat, wie man langsam tanzt.«
    Conrad stand auf und hielt mir eine Hand hin. »Also gut, tanzen wir.«
    Ich gab ihm die Hand und folgte ihm auf die Tanzfläche. Wir tanzten, und ich war froh, dass die Musik so laut war, dass er nicht hören konnte, wie laut mein Herz schlug.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte ich und sah zu ihm hoch.
    »Wie?«
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, wiederholte ich lauter.
    »Ich auch.« Seine Stimme klang seltsam stockend, als er das sagte. Daran erinnere ich mich noch, an seine Stimme in dem Moment.
    Er stand direkt vor mir – seine Hände an meinen Hüften, meine Hände in seinem Nacken –, und doch schien er mir so fern wie noch nie.
    Nach dem Tanz setzten wir uns wieder an unseren Tisch. »Hast du Lust, irgendwohin zu gehen?«
    »Also, die Nachfeier geht erst um Mitternacht los«, erklärte ich. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen und spielte nervös mit meiner Perlenkette.
    »Nein«, sagte Conrad, »ich meinte, nur du und ich. Irgendwohin, wo wir reden können.«
    Plötzlich wurde mir schwindlig. Wenn Conrad mit mir irgendwohin gehen wollte, wo wir allein wären, wo wir reden könnten, dann konnte das nur eins bedeuten: dass er mit mir Schluss machen wollte. Ich wusste es.
    »Lieber nicht. Lass uns noch ein bisschen hierbleiben.« Ich gab mir Mühe, nicht verzweifelt zu klingen.
    »Okay«, sagte er.
    Also saßen wir weiter da, sahen zu, wie alle anderen um uns herum tanzten, mit glänzenden Gesichtern, zerlaufendem Make-up. Ich zog die Blume aus meinem Haar und steckte sie in meine Handtasche.
    Nachdem wir eine ganze Weile stumm dagesessen hatten, fragte ich Conrad: »Hat Susannah dich gezwungen herzukommen?« Es tat schrecklich weh, diese Frage zu stellen, doch ich musste es einfach wissen.
    »Nein«, sagte er, aber er hatte zu lange mit seiner Antwort gezögert.
    Draußen hatte es angefangen zu nieseln. Meine schönen Locken, die mich so viel Zeit und Mühe gekostet hatten, hingen sich schon aus. Wir gingen über den Parkplatz zum Auto, als Conrad sagte: »Meine Kopfschmerzen bringen mich noch um.«
    Ich blieb stehen. »Soll ich zurückgehen und fragen, ob jemand ein Aspirin hat?«
    »Nein, schon gut. Aber vielleicht sollte ich direkt zurück zum College fahren. Am Montag hab ich ja meine Prüfung und alles. Wäre es in Ordnung für dich, wenn ich nicht mehr mitkomme zur Nachfeier? Ich könnte dich aber auf jeden Fall noch da absetzen.« Dabei wich er meinem Blick aus.
    »Ich dachte, du bleibst über Nacht.«
    Conrad hantierte mit seinen Autoschlüsseln und murmelte: »Ich weiß, aber inzwischen glaube ich, ich sollte besser fahren …« Seine Stimme wurde immer leiser.
    »Aber ich will nicht, dass du schon fährst«, sagte ich. Es hörte sich wie Betteln an, und das fand ich furchtbar.
    Er schob beide Hände in seine Hosentaschen. »Tut mir leid.«
    Wir standen auf dem Parkplatz, und ich dachte: Wenn wir jetzt einsteigen, dann ist es vorbei. Er wird mich in der Stadt absetzen, und dann fährt er zum College und kommt nie wieder. Das war’s dann.
    »Was ist denn passiert?«, fragte ich, und dabei spürte ich, wie Panik in mir aufstieg. »Hab ich was falsch gemacht?«
    Er sah weg. »Nein. Mit dir hat das nichts zu tun.«
    Ich packte ihn am Arm, und er zuckte zurück. »Kannst du vielleicht mal mit mir reden? Bitte! Sag mir doch, was eigentlich los ist.«
    Conrad schwieg. Ich sah ihm an, was er sich wünschte – er wollte endlich im Auto sitzen und losfahren. Weg von mir. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen.
    »Also gut. Wenn du es nicht sagst, dann tu ich’s halt.«
    »Wenn ich was nicht sage?«
    »Dass es aus ist. Das zwischen uns, wie immer du es nennen willst. Ich meine, so ist es doch, hab ich recht?« Jetzt weinte ich, meine Nase lief, und Rotz und Tränen vermischten sich mit dem Regen. Ich wischte mir mit dem Unterarm übers Gesicht.
    Er zögerte. Ich sah es ihm an, sah, wie er seine Worte abwägte. »Belly –«
    »Lass es«, sagte ich und trat einen Schritt zurück. »Lass gut sein. Sag nichts.«
    »Jetzt warte doch«, sagte er. »So sollst du nicht gehen.«
    »Du bist doch derjenige, der so weggeht.« Damit ging ich los, so schnell das auf diesen blöden Absätzen möglich

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