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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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waren, sah Conrad mir direkt in die Augen. »Wieso willst du mir helfen? Was machst du überhaupt hier?«
    Ich machte den Mund auf und wollte etwas sagen, aber da kam nichts. Mit einem Blick, einem Wort konnte Conrad mich fertigmachen. Wie immer.
    Ruhig wartete er, dass ich etwas sagte, und als ich stumm blieb, redete er.
    »Ich dachte, du wolltest mich nie wieder sehen. Du hasst mich doch. Schon vergessen?« Sein Tonfall war sarkastisch, demütigend.
    »Ich hasse dich nicht«, sagte ich, und dann rannte ich weg. Mit einem heftigen Ruck öffnete ich die Schiebetür und trat auf die Veranda. Dann schloss ich die Tür schnell hinter mir und rannte die Stufen hinunter.
    Ich musste einfach zum Strand. Am Meer würde es mir besser gehen. Nichts, absolut nichts gab mir ein besseres Gefühl als der Sand unter meinen Füßen. Er war alles zugleich – fest und immer in Bewegung, konstant und in ständiger Veränderung. Sand bedeutete Sommer.
    Ich setzte mich und sah zu, wie die Wellen auf den Strand zurollten, wo sie langsam verliefen wie weiße Zuckerglasur auf einem Kuchen. Es war ein Fehler gewesen herzukommen. Nichts, was ich sagen oder tun konnte, würde die Vergangenheit ungeschehen machen. Conrad hatte nicht einmal meinen Namen ausgesprochen. »Was macht sie hier?«, hatte er gesagt – wie viel Verachtung hatte darin gelegen!
    Nach einer ganzen Weile ging ich zum Haus zurück. Jeremiah war allein in der Küche. Von Conrad war nichts zu sehen.
    »Na, das lief ja wirklich großartig«, sagte er.
    »Ich hätte nicht mitkommen sollen.«
    Jeremiah versuchte abzulenken. »Ich wette zehn zu eins, dass er außer Bier nichts im Kühlschrank hat«, sagte er. »Wer nimmt die Wette an?«
    Er wollte mich zum Lachen bringen, aber mir war absolut nicht danach. »Da müsste man ja schön blöd sein«, sagte ich und biss mir auf die Unterlippe. Nur jetzt nicht weinen, auf gar keinen Fall.
    »Nimm’s dir nicht so zu Herzen«, sagte Jeremiah. Er zog leicht an meinem Pferdeschwanz und wand ihn sich wie eine Schlange ums Handgelenk.
    »Ich kann nichts dagegen machen.« Allein schon sein Blick – als bedeutete ich ihm nichts. Weniger als nichts.
    »Conrad ist ein Idiot. Er meint es nicht so.« Jeremiah sah mich mit einem schiefen Grinsen an. »Mir tut’s jedenfalls nicht leid, dass du mitgekommen bist. Ich bin froh, dass du da bist. Dass ich nicht ganz allein mit dieser Conrad-Kacke dastehe.«
    Weil er sich solche Mühe gab, riss ich mich auch zusammen und zog die Kühlschranktür auf wie eine dieser juwelenbehängten Frauen im Abendkleid in der Gameshow Der Preis ist heiß .
    »Ta-da«, sagte ich. Jeremiah hatte recht gehabt – Susannahs Luxuskühlschrank war völlig leer bis auf zwei Kästen Bier. Sie wäre bei dem Anblick ausgeflippt. »Was machen wir jetzt?«
    Jeremiah schaute durchs Fenster auf den Strand hinaus. »Sieht so aus, als müssten wir heute Nacht hierbleiben. Ich bearbeite ihn, dann kommt er auch mit. Aber ich brauche noch ein bisschen Zeit.« Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Wie wär’s, wenn du uns ein bisschen was zum Essen besorgst? Ich rede in der Zwischenzeit mit Con.«
    Ich wusste, dass er mich aus dem Weg haben wollte, und im Grunde war ich froh darüber. Ich wollte weg von hier, weg von Conrad. »Muschelbrötchen zum Abendessen?«, fragte ich.
    Jeremiah nickte, und ich wusste, er war erleichtert. »Klingt gut. Bring mit, worauf du Lust hast.« Er zückte seine Brieftasche, doch ich wehrte ab. »Schon okay.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass du dein Geld dafür ausgibst«, sagte er und hielt mir zwei zerknitterte Zwanziger und seinen Autoschlüssel hin. »Es reicht schon, dass du den weiten Weg mit hergekommen bist, um mir zu helfen.«
    »Das war mir doch wichtig.«
    »Weil du ein guter Mensch bist und Con helfen wolltest«, sagte er.
    »Ich wollte auch dir helfen«, antwortete ich. »Und will es immer noch. Du sollst dich nicht ganz allein kümmern müssen.«
    Einen kurzen Moment lang sah er gar nicht wie er selbst aus. Auf einmal erinnerte er mich an seinen Vater. »Wer hätte es denn sonst gemacht?« Dann lächelte er mich an, und im selben Moment war er wieder Jeremiah. Susannahs Sonnenschein, ihr lächelnder Engel.
    In Jeremiahs Auto hatte ich gelernt, mit Knüppelschaltung zu fahren. Es war ein gutes Gefühl, zur Abwechslung selbst hinter dem Steuer zu sitzen. Statt die Klimaanlage einzuschalten, ließ ich die Fenster herunter und die Salzluft herein. Ich fuhr langsam in den

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