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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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gemeinsam Bier tranken. Es war wie in den alten Zeiten: Ich wollte einfach nur mitmachen dürfen.
    Ich erwartete, dass Conrad mich streng angucken und sagen würde, von ihm kriegte ich bestimmt kein Bier. Als das nicht passierte, war ich zu meiner eigenen Überraschung fast enttäuscht. Jeremiah griff in die Kühlbox und warf mir ein Icehouse zu. »Seit wann trinkt unsere Belly Button denn?«, fragte er augenzwinkernd.
    »Ich bin fast siebzehn«, erinnerte ich ihn. »Und außerdem: Findest du nicht, dass ich inzwischen zu alt bin für den Namen?«
    »Ich weiß, wie alt du bist«, antwortete Jeremiah nur.
    Conrad nahm sich ein Brötchen aus der Tüte. Er biss mit solchem Heißhunger hinein, dass ich mich fragte, ob er an diesem Tag überhaupt schon etwas gegessen hatte.
    »Gern geschehen«, sagte ich. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Kein einziges Mal hatte er zu mir herübergesehen, seit ich vom Einkaufen zurück war. Ich wollte einfach, dass er mich endlich zur Kenntnis nahm.
    Er knurrte ein Dankeschön, und Jeremiah warf mir einen warnenden Blick zu. So als wollte er sagen: Reize ihn bloß nicht, nicht jetzt, wo es gerade ganz gut läuft.
    Jeremiahs Handy surrte auf dem Tisch, aber er machte keine Anstalten zu antworten. Conrad sagte: »Ich geh hier nicht weg, sag ihm das.«
    Mein Kopf fuhr hoch. Was sollte das denn heißen – er geht hier nicht weg? Überhaupt nie mehr? Ich sah ihn groß an, doch seine Miene war ausdruckslos wie zuvor.
    Schließlich stand Jeremiah auf, nahm sein Telefon und ging ins Haus. Die Schiebetür schloss er hinter sich. Zum ersten Mal waren Conrad und ich uns selbst überlassen. Spannung lag in der Luft, und ich fragte mich, ob ihm leidtat, was er gesagt hatte, und ob ich wenigstens versuchen sollte, die Sache wieder hinzubiegen. Aber was sollte ich sagen? Gab es überhaupt irgendetwas, was ich sagen konnte ?
    Also versuchte ich es erst gar nicht. Ich ließ die Gelegenheit vorübergehen und lehnte mich seufzend in meinen Sessel zurück. Der Himmel färbte sich rosagolden, und mir war, als könnte es nichts Schöneres geben, als wäre dieser spezielle Sonnenuntergang zehnmal schöner als alle Schönheit der Welt. Ich fühlte, wie die Anspannung des Tages von mir wich und davonflog, hinaus aufs Meer. Ich wollte mir alles tief einprägen, für den Fall, dass ich nie mehr hierher zurückkehren sollte. Man weiß nie, wann man einen Ort zum letzten Mal sieht. Einen Ort oder einen Menschen.

18
    Eine Weile hingen wir noch vor dem Fernseher ab. Jeremiah machte keinen Versuch, mit Conrad zu reden, und niemand erwähnte das College oder Mr. Fisher. Vielleicht wartete Jeremiah ja nur darauf, wieder mit seinem Bruder allein zu sein.
    Deshalb zwang ich mich zu einem Gähnen und sagte ganz allgemein in die Runde: »Ich bin wahnsinnig müde!«
    Im selben Moment merkte ich, dass es auch wirklich so war. Ich war tatsächlich wahnsinnig müde. Es kam mir so vor, als hätte ich noch nie einen so langen Tag hinter mich gebracht. Dabei hatte ich ja eigentlich nichts getan, außer im Auto durch die Gegend zu fahren. Trotzdem war ich völlig platt.
    »Ich geh schlafen«, verkündete ich, und dieses Mal gähnte ich sogar ganz von selbst.
    »Gute Nacht«, sagte Jeremiah. Conrad sagte nichts.
    Als ich oben meine Reisetasche aufmachte, traf mich fast der Schlag: Da waren Taylors brandneuer karierter Bikini, ihre heiß geliebten Plateausandalen, ihr Sommerkleid mit Lochstickerei, die superknappen Jeans-Shorts, die ihr Dad als »Denim-Unterwäsche« bezeichnete, ein paar Seidentops, und statt meines weiten T-Shirts, das ich jetzt gern zum Schlafen angezogen hätte, fand ich einen Pyjama, bestehend aus winzigen Shorts und einem passenden Top, pink mit kleinen roten Herzen. Ich hätte Taylor erwürgen können. Ich hatte mir vorgestellt, sie würde einfach irgendwas zusätzlich einpacken, aber doch nicht, dass sie meine eigenen Sachen auspackte! Von dem, was ich mitgenommen hatte, war gerade mal die Unterwäsche da.
    Bei der Vorstellung, wie ich in diesem Pyjama am nächsten Morgen auf dem Weg zum Zähneputzen durchs Haus sprang, hätte ich ihr eine scheuern können, und zwar nicht zu knapp. Sicher, sie meinte es gut. Sie dachte, sie würde mir einen Gefallen tun. Für jemanden wie Taylor war es ein Akt reiner Nächstenliebe, einen Tag lang auf ihre Sandalen zu verzichten. Trotzdem war ich stinksauer.
    Die Sache mit Cory war doch genauso gelaufen: Taylor machte, was ihr gerade in den Kopf kam – was ich

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