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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Haus zu verkaufen, dann kann ich ihn nicht daran hindern.«
    »Doch, du kannst es, ich weiß das. Auf dich wird er hören. Conrad und Jeremiah – die beiden brauchen dieses Haus. Sie brauchen es wirklich.«
    Ich legte meinen Kopf auf den Tisch, und das Holz fühlte sich angenehm kühl und glatt an. Meine Mutter strich mir über den Kopf, durch mein zerzaustes Haar.
    »Ich rufe ihn an«, sagte sie schließlich. »Und jetzt geh nach oben und stell dich unter die Dusche.« Hoffnungsvoll sah ich zu ihr hoch und sah ihren entschlossenen Mund und die leicht zusammengekniffenen Augen. Da wusste ich, das letzte Wort war noch nicht gesprochen.
    Wenn es überhaupt jemanden gab, der alles wieder in Ordnung bringen konnte, dann meine Mutter.

34
    Jeremiah
    Damals war ich dreizehn, und Belly war elf, fast schon zwölf. Sie hatte sich eine Sommergrippe eingefangen, und es ging ihr richtig mies. Sie hatten ihr ein Lager auf der Couch gemacht, und da lag sie, umgeben von lauter zusammengeknüllten Papiertaschentüchern und in demselben gammeligen Pyjama, den sie schon seit Tagen trug. Weil sie krank war, durfte sie so viel fernsehen, wie sie wollte. Das Einzige, was sie essen konnte, war Traubeneis am Stiel, und wenn ich mir eins nehmen wollte, sagte meine Mutter, die seien alle für Belly. Dabei hatte sie schon drei gehabt. Und für mich blieb bloß Vanille.
    Es war Nachmittag, und Conrad und Steven waren zur Spielhalle getrampt, was ich eigentlich nicht wissen durfte. Die Mütter glaubten, die beiden seien mit den Rädern zum Anglerladen gefahren, um Gummiwürmer zu kaufen. Ich wollte mit Clay surfen gehen und hatte schon die Badehose an und ein Handtuch um den Hals gehängt, als ich in der Küche meiner Mom über den Weg lief.
    »Was hast du vor, Jere?«, fragte sie.
    Mit Daumen und kleinem Finger machte ich das Surferzeichen. »Ich bin mit Clay verabredet. Bis später.«
    Gerade wollte ich die Schiebetür aufmachen, da sagte sie: »Hmm – weißt du was?«
    Misstrauisch fragte ich: »Was?«
    »Ich fände es nett, wenn du heute hierbleiben und Belly ein bisschen aufmuntern würdest. Die Ärmste hat es dringend nötig.«
    »Mensch, Mom!«
    »Ach, Jeremiah, bitte!«
    Ich stöhnte. Ich hatte wirklich keine Lust, zu Hause zu bleiben und mich um Belly zu kümmern. Ich wollte doch mit Clay an den Strand.
    Als ich schwieg, fügte sie hinzu: »Wir könnten heute Abend draußen grillen. Und du dürftest die Hamburger übernehmen.«
    Ich stöhnte wieder, dieses Mal lauter. Meine Mom glaubte noch immer, es sei so was Tolles für mich, wenn ich Feuer unterm Grill anzünden und die Hamburger umdrehen durfte. Klar war das ganz lustig, aber mehr auch nicht. Ich machte den Mund auf und wollte gerade »Nein, danke« sagen, als ich ihren liebevollen, glücklichen Gesichtsausdruck sah. Sie war sich absolut sicher, dass ich Ja sagen würde, und also tat ich’s. »Na gut«, sagte ich.
    Ich lief nach oben, zog mich wieder um und ging zu Belly ins Fernsehzimmer. Ich setzte mich möglichst weit von ihr weg. Das wäre das Letzte, was ich brauchen konnte – dass ich mich bei ihr ansteckte und eine Woche lang außer Gefecht wäre.
    »Wieso bist du noch hier?«, fragte sie, während sie sich die Nase putzte.
    »Zu heiß draußen«, sagte ich. »Willst du einen Film gucken?«
    » Sooo heiß ist es doch gar nicht.«
    »Woher willst du das wissen, du warst doch gar nicht draußen?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Hat deine Mom gesagt, du sollst bei mir hier drinnen bleiben?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ha!« Belly schnappte sich die Fernbedienung und stellte einen anderen Sender ein. »Du lügst doch, ich weiß es.«
    »Gar nicht wahr!«
    Wieder putzte sie sich die Nase, dann sagte sie: »Gedankenübertragung, das weißt du doch.«
    »In echt gibt’s das gar nicht. Kann ich jetzt mal die Fernbedienung haben?«
    Sie schüttelte den Kopf und hielt das Gerät ganz fest an sich gedrückt. »Nein, das Ding ist voll mit meinen Bakterien. Tut mir leid. Gibt’s noch Toastbrot?«
    Toastbrot nannten wir das Brot, das meine Mom immer auf dem Bauernmarkt kaufte. Die dicken weißen Scheiben schmeckten leicht süßlich. Ich hatte mir die letzten drei zum Frühstück gemacht, mit dick Butter und Brombeermarmelade, und schnell aufgegessen, bevor die anderen aufstanden. Bei vier Kindern und zwei Erwachsenen war das Brot immer schnell weg. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
    »Keins mehr da«, antwortete ich.
    »Conrad und Steven sind so was von gemein«, sagte sie

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