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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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schniefend.
    Schuldbewusst antwortete ich: »Ich dachte, du kriegst sowieso bloß Traubeneis runter.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich eben Lust auf Toastbrot. Kann sein, dass es mir schon wieder besser geht.«
    Für mich sah sie nicht so aus. Ihre Augen waren geschwollen, ihre Haut war leicht grau, und anscheinend hatte sie sich schon seit Tagen nicht mehr die Haare gewaschen, so matt und strähnig, wie sie aussahen. »Vielleicht solltest du mal unter die Dusche gehen«, schlug ich ihr vor. »Meine Mom sagt immer, nach dem Duschen geht es einem sofort besser.«
    »Willst du sagen, ich stinke?«
    »Quatsch.« Ich schaute aus dem Fenster. Es war ein klarer Tag, nicht eine Wolke am Himmel. Clay war jetzt da draußen auf dem Wasser – sicher war es fantastisch. Und bei Steven und Conrad garantiert auch. Conrad hatte sein altes Sparschwein geschlachtet, das er in der ersten Klasse bekommen hatte, und jede Menge Vierteldollarmünzen rausgeholt. Bestimmt würden sie den ganzen Nachmittag in der Spielhalle bleiben. Wie lange Clay wohl noch draußen war? Vielleicht erwischte ich ihn ja noch, wenn ich in ein paar Stunden rauskonnte – dann wäre es immer noch hell.
    Anscheinend hatte Belly meinen sehnsüchtigen Blick gesehen, denn sie sagte mit einer Stimme, die wirklich noch voll verrotzt klang: »Geh ruhig, wenn du willst.«
    »Ich hab doch gesagt, ich will nicht!«, fuhr ich sie an. Dann holte ich tief Luft. Meine Mom fände es nicht gut, wenn ich Belly ärgerte, jetzt, wo sie krank war. Und sie sah wirklich so aus, als fühlte sie sich einsam. Irgendwie tat sie mir leid, weil sie den ganzen Tag nicht rauskonnte. Sommergrippen waren wirklich die nervigsten von allen.
    Also sagte ich: »Soll ich dir beibringen, wie man Poker spielt?«
    »Du kannst es ja selber nicht«, spottete sie. »Conrad gewinnt doch jedes Mal gegen dich.«
    »Wie du meinst«, sagte ich und stand auf. So leid tat sie mir nun auch wieder nicht.
    »Egal«, sagte sie schnell. »Bring’s mir ruhig bei.«
    Ich setzte mich wieder. »Dann gib mir mal die Karten«, knurrte ich.
    Ich merkte Belly an, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, denn sie sagte: »Komm mir lieber nicht so nah. Sonst wirst du auch noch krank.«
    »Ach was«, sagte ich. »Ich werd nie krank.«
    »Conrad auch nicht«, antwortete sie, und ich verdrehte die Augen. Belly betete Conrad an, so wie Steven auch.
    »Und ob Conrad krank wird; im Winter fängt er sich ständig was ein. Er hat ein ganz schwaches Immunsystem«, erklärte ich, auch wenn ich keine Ahnung hatte, ob da was dran war.
    Sie zuckte nur mit den Schultern, aber ich sah ihr an, dass sie mir nicht glaubte. Sie reichte mir den Stapel. »Teil einfach aus«, sagte sie.
    Wir spielten den ganzen Nachmittag lang, und eigentlich war es sogar richtig lustig. Zwei Tage später wurde ich krank, aber ich fand es gar nicht so schlimm. Belly blieb bei mir im Haus, wir spielten ziemlich oft Poker und sahen viele Folgen von den Simpsons.

35
    Jeremiah
    Sobald ich Belly auf der Treppe hörte, ging ich auf den Flur raus. »Und? Was ist jetzt?«
    »Meine Mom ruft gerade deinen Dad an«, sagte sie ernst.
    »Ehrlich? Wow!«
    »Ja. Also gib nicht auf. Noch ist nicht alles verloren.« Sie lächelte mich an, und dabei zog sie auf Belly-Art die Nase kraus.
    Ich klopfte ihr kurz auf den Rücken, aber dann raste ich regelrecht nach unten. Laurel war in der Küche und wischte den Tresen sauber. Als sie mich sah, sagte sie: »Euer Vater kommt her. Zum Frühstück.«
    »Hierher?«
    Laurel nickte. »Fährst du bitte zum Laden und kaufst ein paar Sachen, die er gern mag? Eier und Speck. Backmischung für Muffins. Und diese großen Grapefruits.«
    Laurel hasste es, Essen zu machen. Und sie hatte definitiv noch nie in der Küche gestanden und meinem Dad ein Holzfällerfrühstück zubereitet. »Wieso tust du das?«, fragte ich sie.
    »Weil er ein Kind ist. Und alle Kinder sind knatschig, wenn sie nichts im Bauch haben«, sagte sie auf ihre trockene Art.
    »Manchmal hasse ich ihn«, sagte ich. Ich wusste selbst nicht, wo das auf einmal hergekommen war.
    Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie: »Manchmal hasse ich ihn auch.«
    Ich wartete darauf, dass sie sofort Aber er ist euer Vater hinterherschickte , so wie meine Mom es immer getan hatte . Aber nicht Laurel. Laurel redete nicht um den heißen Brei herum. Sie sagte nichts, was sie nicht auch so meinte.
    Also sagte sie nur: »Und jetzt mach los.«
    Ich stand

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