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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Dann musste ich mich übergeben.
    Ich hörte, wie Jeremiah näher kam. Ich musste mich nicht erst umdrehen, ich wusste sofort, dass er es war. Conrad wüsste, dass es klüger wäre, mir nicht hinterherzukommen.
    Ich wischte mir den Mund ab. »Ich will einfach nur allein sein«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. Er sollte mein Gesicht nicht sehen.
    »Belly«, begann er. Er setzte sich neben mich und schaufelte mit den Füßen Sand über mein Erbrochenes.
    Als er sonst nichts mehr sagte, drehte ich mich doch zu ihm um. »Was ist?«
    Er biss sich auf die Oberlippe. Dann streckte er eine Hand aus und berührte mein Gesicht. Seine Finger fühlten sich warm an. Er sah so traurig aus. »Fahr jetzt mit deiner Mom, wirklich.«
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber das ganz bestimmt nicht. Den ganzen weiten Weg war ich gekommen, all den Ärger hatte ich auf mich genommen, um ihm und Conrad zu helfen, und nun sollte ich gehen? Tränen traten mir in die Augen, und ich wischte sie mit dem Handrücken weg. »Wieso?«
    »Weil Laurel wirklich aufgeregt ist. Alles ist völlig danebengegangen, durch meine Schuld. Ich hätte dich nie bitten dürfen mitzukommen. Es tut mir leid.«
    »Ich gehe nicht weg.«
    »Wir müssen alle hier weg, bald schon.«
    »Und das war’s dann?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Sieht ganz so aus.«
    Eine Weile blieben wir im Sand sitzen. Nie zuvor hatte ich mich so verloren gefühlt. Ich weinte noch ein bisschen, und Jeremiah schwieg, wofür ich dankbar war. Nichts ist peinlicher, als wenn ein Freund einem dabei zusieht, wie man nach einem Streit mit der Mutter heult. Als ich fertig war, stand er auf und reichte mir eine Hand. »Komm«, sagte er und zog mich hoch.
    Wir gingen ins Haus zurück. Conrad war nicht zu sehen, das Wohnzimmer war sauber und aufgeräumt. Meine Mutter wischte den Küchenboden. Als sie mich sah, hörte sie auf. Sie stellte den Mopp zurück in den Eimer und lehnte ihn an die Wand.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, und das, obwohl Jeremiah neben mir stand.
    Ich sah ihn an, und er ging aus der Küche und die Treppe hinauf. Fast hätte ich ihn festgehalten. Ich wollte nicht allein sein mit ihr. Ich hatte Angst.
    »Du hast recht«, fuhr sie fort. »Ich war abwesend. Ich war so in mein eigenes Leid eingesponnen, dass ich mich gar nicht um dich gekümmert habe. Das tut mir wirklich leid.«
    »Mom …«, fing ich an. Ich wollte ihr sagen, dass es mir auch leidtat, was ich gesagt hatte, dieser schreckliche Satz, den ich so gern zurücknehmen wollte. Doch sie hob die Hand und sprach weiter.
    »Ich bin einfach – völlig von der Rolle. Seit Beck gestorben ist, finde ich mein Gleichgewicht nicht mehr.« Sie lehnte den Kopf an die Wand. »Ich bin schon mit Beck hierhergekommen, als ich noch ganz jung war, jünger als du heute. Ich liebe dieses Haus, das weißt du auch.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Und ich hab’s nicht so gemeint, das vorhin.«
    Meine Mutter nickte. »Komm, setzen wir uns einen Moment, ja?«
    Sie setzte sich an den Küchentisch, und ich nahm mir einen Stuhl ihr gegenüber.
    »Ich hätte dich nicht schlagen dürfen«, brachte sie mit brüchiger Stimme hervor. »Es tut mir leid.«
    »Das hast du noch nie gemacht.«
    »Ich weiß.«
    Meine Mutter streckte die Arme über den Tisch und nahm meine Hand. Fest wie in einem Kokon lag sie zwischen ihren Fingern. Erst war ich innerlich ganz starr, doch nach einer Weile konnte ich es annehmen, dass sie mich trösten wollte. Denn ich spürte, dass es auch sie tröstete. Lange saßen wir so da, zumindest kam es mir so vor.
    Als sie meine Hand schließlich losließ, sagte sie: »Du hast mich angelogen, Belly. Du lügst mich sonst nie an.«
    »Ich wollte es nicht. Aber Conrad und Jeremiah sind mir so wichtig. Sie brauchten mich, deshalb bin ich mitgefahren.«
    »Ich wünschte, du hättest es mir gesagt. Becks Söhne sind auch mir wichtig, und wenn es irgendein Problem gibt, dann möchte ich davon wissen, okay?«
    Ich nickte.
    Dann sagte sie: »Hast du fertig gepackt? Ich wäre gern zurück, bevor die Sonntagsausflügler losfahren.«
    Ich starrte sie an. »Mom, wir können jetzt nicht einfach wegfahren! Nicht jetzt, wo so viel passiert. Du kannst nicht zulassen, dass Mr. Fisher das Haus verkauft. Das kannst du nicht machen!«
    Sie seufzte. »Ich weiß nicht, ob ich ihn irgendwie dazu bringen kann, seine Meinung zu ändern. Belly – Adam und ich sehen viele Dinge mit völlig unterschiedlichen Augen. Wenn er sich in den Kopf gesetzt hat, das

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