Ohne dich kein Sommer - Roman
auf und nahm sie fest in die Arme. Sie machte sich steif. Ich hob sie ein Stück hoch, so wie ich es mit meiner Mom immer gemacht hatte. »Danke, Laure«, sagte ich. »Ehrlich – vielen Dank!«
»Ich würde alles für euch Jungs tun, und das wisst ihr auch.«
»Woher wusstest du, dass du kommen solltest?«
»Belly hat mich angerufen«, sagte sie. Sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Betrunken.«
O Mann . »Laure …«
»Spar dir dein Laure . Wie konntest du ihr erlauben zu trinken? Ich verlasse mich auf dich, Jeremiah. Das weißt du auch.«
Jetzt fühlte ich mich auch ganz mies. Dass Belly Ärger bekam, war wirklich das Letzte, was ich wollte, und die Vorstellung, dass Laurel schlecht von mir denken könnte, fand ich furchtbar. Immer hatte ich mir solche Mühe gegeben, gut auf Belly aufzupassen, im Unterschied zu Conrad. Wenn jemand einen schlechten Einfluss auf sie gehabt hatte, dann wohl eher er. Auch wenn ich derjenige gewesen war, der den Tequila gekauft hatte, nicht Conrad.
»Es tut mir leid, ganz ehrlich«, sagte ich. »Es war bloß so – wir wussten ja, dass mein Dad das Haus verkaufen will und dass es unser letzter Abend hier sein würde, und da sind einfach die Pferde mit uns durchgegangen. Kommt nie wieder vor, Laure, ich schwöre.«
Sie verdrehte die Augen. » Kommt nie wieder vor ? Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Schätzchen.«
»Nicht, solange ich dabei bin«, versicherte ich ihr.
Sie spitzte den Mund und sagte: »Wir werden ja sehen.«
Dann grinste sie mich zu meiner Erleichterung an. »Und jetzt mach, dass du zum Laden kommst, ja?«
»Aye, aye, Sir.« Ich wollte, dass sie einmal richtig lächelte. Ich wusste, ich würde es schaffen, wenn ich mir Mühe gab, wenn ich weiter Witze machte. Das ging einfach bei Laurel.
Und dieses Mal lächelte sie wirklich zurück. Richtig.
36
Meine Mutter hatte recht gehabt: Duschen half. Ich legte den Kopf in den Nacken, ließ mir das heiße Wasser übers Gesicht strömen und fühlte mich gleich viel, viel besser.
Anschließend ging ich als ein neuer Mensch nach unten. Meine Mutter hatte inzwischen Lippenstift aufgetragen und redete leise mit Conrad. Sie brachen ab, als sie mich in der Tür stehen sahen. »Viel besser«, sagte meine Mutter.
»Wo ist Jeremiah?«, wollte ich wissen.
»Noch mal zum Laden gefahren. Er hatte die Grapefruits vergessen.«
Der Timer klingelte, und meine Mutter nahm mit einem Geschirrtuch die Muffins aus dem Ofen. Aus Versehen berührte sie mit der bloßen Hand das heiße Blech. Sie schrie auf und ließ es fallen, und natürlich fiel es mit der Muffinsseite auf den Boden. »Verdammt noch mal!«
Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, fragte Conrad, ob alles okay sei. »Geht schon«, sagte sie und ließ kaltes Wasser über ihre Hand laufen.
Dann hob sie das Blech auf und stellte es mit dem Geschirrtuch als Unterlage auf den Tresen. Ich setzte mich auf einen der Barhocker und sah zu, wie meine Mutter die Muffins in einen Korb legte. »Unser kleines Geheimnis«, sagte sie.
Eigentlich sollte man die Muffins kurz abkühlen lassen, bevor man sie aus der Form nimmt, doch das habe ich ihr nicht gesagt. Ein paar sahen ein bisschen lädiert aus, aber im Großen und Ganzen waren sie okay.
»Nimm dir einen«, sagte Mom.
Ich griff zu, der Muffin war zwar noch glühend heiß und fiel gleich auseinander, schmeckte aber trotzdem schon.
Im Nu hatte ich ihn aufgegessen, und meine Mutter sagte: »Du und Conrad, ihr bringt jetzt mal die Flaschen und Dosen weg.«
Wortlos griff Conrad nach den beiden schwereren Säcken und überließ mir den halb leeren. Ich folgte ihm zu den Mülltonnen am Ende der Einfahrt.
»Hast du sie angerufen?«, fragte er mich.
»Ich glaub schon.« Ich erwartete einen Kommentar in der Richtung, was für ein Baby ich doch sei – sofort riefe ich nach meiner Mutter, sobald ich es mit der Angst bekam.
Aber nichts dergleichen. Stattdessen sagte er nur: »Danke.«
Ich starrte ihn an. »Manchmal überraschst du mich.«
Er sah mich nicht an, als er antwortete: »Du hingegen überraschst mich fast nie. Du bist immer noch dieselbe.«
Ich funkelte ihn an. »Vielen Dank!« Ich leerte meinen Müllsack in die Tonne und ließ den Deckel zufallen, ein bisschen zu laut.
»Nein, ich meine …«
Ich wartete darauf, dass er weitersprach, und es sah auch so aus, als wollte er noch etwas sagen, doch gerade da kam Jeremiah angefahren. Wir sahen zu, wie er parkte und dann mit einer Tragetüte ausstieg.
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