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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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auf etwas weniger zermürbende Weise abzuspecken. Meine Augen waren rot gerändert, und ein Termin beim Friseur wäre auch mal wieder nötig gewesen.
    Der Handtuchhalter befindet sich direkt neben dem Fenster, von dem aus man unsere Einfahrt überblickt. Und irgendetwas sah anders aus als sonst, als ich nach meinem Handtuch griff. Durch die Jalousie blickte ich sonst auf unsere beiden Autos – Cynthias war weiß, meines silbermetallic lackiert. Doch außer Silber sah ich nur blanken Asphalt.
    Ich bog die Lamellen auseinander und spähte hinaus. Cynthias Wagen stand nicht in der Einfahrt.
    »Was ist denn jetzt los?«, entfuhr es mir.
    Barfuß und ohne Hemd eilte ich über den Flur und öffnete die Tür zu Grace’ Zimmer. Grace war nie so früh wach, lag also bestimmt noch in den Federn.
    Die Decke war zurückgeschlagen, das Bett leer.
    Ich warf einen Blick in unser Arbeitszimmer, fand dort ebenfalls niemanden vor und eilte nach unten in die Küche.
    Die Küche sah genauso aus wie am Abend zuvor. Alles war sauber und aufgeräumt. Niemand hatte gefrühstückt.
    Ich öffnete die Kellertür und rief: »Cyn?« Was völlig irrational war, da ihr Auto nicht in der Einfahrt stand, aber offenbar hoffte ich insgeheim, dass ihr Wagen gestohlen worden war. »Bist du da unten?« Ich wartete kurz ab und rief: »Grace?«
    Als ich die Haustür öffnete, lag dort die Zeitung.
    Einen Moment lang kam es mir fast so vor, als würde ich jenen fatalen Zwischenfall aus Cynthias Vergangenheit am eigenen Leibe erleben.
    Mit einem Unterschied. Diesmal war eine Nachricht hinterlassen worden.
    Das zusammengefaltete Blatt Papier steckte zwischen dem Salz- und dem Pfefferstreuer auf dem Küchentisch. Als ich es auseinanderfaltete, stach mir Cynthias unverkennbare Handschrift ins Auge:

    Terry,
ich gehe.
    Ich weiß nicht, wohin und für wie lange. Ich weiß nur, dass ich es hier keine Minute länger aushalte.
    Ich hasse dich nicht, aber ich ertrage es einfach nichtmehr, den Zweifel in deinen Augen zu sehen. Ich fühle mich, als würde ich allmählich den Verstand verlieren. Keiner glaubt mir. Und Detective Wedmore ist auch nicht auf meiner Seite.
    Was soll noch alles geschehen? Wann kommt der nächste Einbruch? Wer als Nächster ums Leben?
    Ich habe Angst um Grace. Deshalb nehme ich sie mit. Du kommst bestimmt allein klar. Vielleicht fühlst du dich ja sogar sicherer, wenn ich nicht mehr da bin.
    Ich will meinen Vater finden, auch wenn ich nicht weiß, wo ich mit der Suche anfangen soll. Ich glaube, dass er noch lebt. Vielleicht hat Mr Abagnall ja genau das herausgefunden.
    Ich brauche endlich wieder Raum zum Atmen. Ich will endlich wieder Mutter sein – eine Mutter mit einer Tochter, die einfach nur Kind sein darf, ohne sich über irgendetwas Sorgen machen zu müssen.
    Ich werde mein Handy vorerst ausschalten. Ich habe gehört, dass man den Aufenthaltsort von Handybesitzern über Peilsender ermitteln kann. Trotzdem werde ich ab und zu meine Mobilbox abhören. Und vielleicht können wir irgendwann ja auch wieder miteinander reden. Aber im Moment fühle ich mich einfach nicht danach.
    Sag doch bitte in der Schule Bescheid, dass Grace vorläufig nicht kommen kann. Im Laden werde ich mich nicht melden. Soll Pamela doch denken, was sie will. Bitte such nicht nach uns.
    Ich liebe dich noch, aber ich will erst einmal allein sein.
    Cyn

    Ich las den Brief bestimmt drei-, viermal. Dann griff ich zum Telefon, ignorierte, was sie geschrieben hatte, und rief auf ihrem Handy an. Sofort schaltete sich die Mobilbox ein. Meine Nachricht war kurz: »Verdammt noch mal, Cyn. Ruf mich bitte sofort zurück.«
    Dann knallte ich das Telefon auf die Station. »Scheiße!«, brüllte ich. »Verdammte Scheiße!«
    Ich tigerte ein paarmal in der Küche auf und ab, unschlüssig, was ich unternehmen sollte. Nach wie vor hatte ich nichts außer meiner Jeans an, aber ich lief trotzdem die Einfahrt hinunter und spähte die Straße entlang, als könne mir eine plötzliche Eingebung verraten, wohin Cynthia und Grace geflüchtet waren. Dann ging ich wieder ins Haus, griff erneut zum Telefon und wählte automatisch die Nummer des einzigen Menschen, der Cynthia ebenso sehr liebte wie ich.
    Tess.
    Als es zum dritten Mal klingelte und niemand abhob, ging mir jäh auf, wessen Nummer ich gewählt hatte. Ich legte auf, setzte mich an den Küchentisch und begann zu weinen. Den Kopf in die Hände gestützt, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort am

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