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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Präsidenten, wie er auf einem Flugzeugträger Golf spielt. Unser Bild steht unter der reißerischen Schlagzeile: TEENAGERTERROR IN HIGHSCHOOLTOILETTE AUSGEBRÜTET!
    »Ach, wissen Sie, ist schon in Ordnung. Vergessen Sie’s. Einen schönen Tag wünsch ich noch«, sage ich und mache, dass ich wegkomme.
    »Hey!«, ruft sie hinter mir her. »Du bleibst schön da. Du gehst nirgendwohin!« Ihre Stimme ist über eine Sprechanlage zu hören. »Bobby Joe, ruf Cyrus. Er soll sofort hochkommen. Diese fünfzehn Riesen gehören uns.«
    Aus Gang fünf ertönt ein lautes Krachen, das Kassenladys Aufmerksamkeit ablenkt. »Hey! Heda! Hört sofort mit dem Unfug auf, sofort!«
    Eine vertraute Stimme erschallt: »Befreit die Schneekugeln!«
    Ich laufe zu Dulcie zurück. Die steht in einer Pfütze von glitzerndem Wasser und ausgebüchsten Spielzeughummern.
    »Was machst du da?«, protestiere ich.
    »Ich befreie die Schneekugeln. Willste helfen?« In ihren Augen schimmert etwas Boshaftes, das mir einen Mordsschrecken einjagt.
    »Nein, will ich nicht.«
    »Dann nicht.«
    Ein Schwung mit dem Flügel und Dulcie wischt eine ganze Reihe Schneekugeln vom Regal und dann noch eine, bis das schmutzige Linoleum von kleinen Plastikmeerjungfrauen, schwimmenden Städten, Muschelschalen und klitzekleinen weißen Körnchen überschwemmt ist, die wie Schnee am Boden kleben.
    »Ich ruf die Polizei!«, kreischt die Lady. »Ich hab ne Kanone!«
    Sie macht keine Witze. Eine Gewehrkugel zerschlägt ein Glas mit gelbgrünem Margaritagesöff. Das Zeug spritzt auf mein Hemd. Heilige Scheiße! Ich gehe neben Dulcie in Deckung. Und die grinst wie ein Honigkuchenpferd.
    »Verschwinde«, sagt sie. »Ich lenk sie ab.«
    »Was?«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Nimm einfach nur die Zeitung mit, wenn du rausgehst.« Dulcie hebt eine Schneekugel hoch und schleudert sie gegen den Wasserspender. Die Kassenlady rast in diese Richtung und ich renne auf den Ausgang zu. Gonzo ist direkt hinter mir, hat sich Balder unter den Arm geklemmt und schreit Zeter und Mordio. Die drei Studentenbündler folgen ihnen. Auf dem Weg nach draußen grapsche ich mir die Zeitung.
    »In den Wagen!«, brülle ich. Alle stürzen rein, ich starte die Rosinante und jage mit quietschenden Reifen davon.
    »Meine Tür ist noch offen!«, kreischt Gonzo.
    Im Rückspiegel kann ich sehen, wie die Lady mit ihrer Flinte auf uns zielt.
    »Dann hältst du dich besser irgendwo fest, Mann, weil ich nicht stoppe.«
    »’tschuldigung, Balder!«, schreit Gonzo und lässt ihn zur Sicherheit auf den Boden fallen.
    Die Lady feuert ein weiteres Mal, verfehlt den Caddy,trifft aber dafür einen anderen Wagen auf dem Parkplatz und löst damit dessen Alarmanlage aus. Ein lauter Heulton lässt mir die Haare zu Berge stehen. Ich ziehe den Kopf ein und gebe Vollgas.
     
    Wir müssen über ein Autobahnkreuz, um zurück auf den Highway zu kommen. Mein Fuß tritt kräftig aufs Gaspedal, und wir rasen die Auffahrt hoch, drängen einen Geländewagen zur Seite, dessen Fahrer aus Protest dauerhupt. Ich nehme die letzte Kurve so schnell, dass der Caddy für einen Augenblick abhebt. Mit einem scheppernden Schlag kommt er zurück auf die Räder – und dann sind wir wieder auf der Interstate und reihen uns in den Verkehr ein. Gute fünf Minuten lang ist es total still im Wagen, wir atmen schwer und schwitzen, und meine Hände umklammern krampfhaft das Lenkrad. Balder liegt in Embryonalstellung am Boden. Gonzo hat den Inhalator rausgeholt und presst ihn an die Brust. Die Typen auf der Rückbank sitzen regungslos da, mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mündern. Wir fahren unter einer Hinweistafel durch, die uns sagt, dass es noch weitere dreihundert Meilen bis Daytona Beach sind.
    Wir haben es geschafft. Jedes Fitzelchen meines Körpers fühlt sich lebendig. Ich kann es nicht ändern. Siegesfreudig hämmere ich aufs Lenkrad ein. Es war der Wahnsinn. Einfach verrückt. Und total affengeil. Schließlich macht der Mittetyp seinen Mund auf.
    »Alter, mit dir möcht ich ne Party feiern.«

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG
    In dem Dulcie unabsichtlich etwas eingesteht
     
    Gegen neun Uhr abends sind wir immer noch hundert Meilen von Daytona entfernt. Das Fernlicht ist im Arsch und ich bin hundemüde. Wir fahren also von der Straße runter und finden einen Platz, wo wir unser Lager aufschlagen können. Die Typen haben die letzten zweihundert Meilen damit zugebracht, unser knappes Entkommen nachzuspielen. Jedes Mal erfinden sie etwas Neues

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