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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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Sonst nicht.«
    Hmm, das half mir nicht weiter. »Jetzt, wo Sie für
Daniel arbeiten, befinden Sie sich da nicht in einer Zwickmühle? Immerhin kennen
Sie mich schon seit ich noch ganz klein war. Was machen Sie, falls Daniel und
ich einmal nicht derselben Meinung sind? Halten Sie dann zu ihm, oder kann ich
weiter auf Sie zählen?«, appellierte ich an sein Gewissen.
    Er schien zu überlegen und es dauerte eine Weile, ehe
er mir antwortete. »Ja, natürlich unterstütze ich Sie weiterhin. Aber es hängt
auch von der Situation ab, wie ich mich verhalten werde. Falls ich mir in
meinen Entscheidungen nicht sicher bin, stimme ich mich grundsätzlich mit Mr.
Smith ab.«
    »Und was ist mit meinem Geheimnis? Stimmen Sie sich
dabei etwa auch mit Smith ab?«
    Mein Fahrer nickte.
    Es war zum Haareraufen. »Aber dann ist es doch kein
Geheimnis mehr, wenn Sie es überall herumerzählen! Wie soll ich Ihnen denn
vertrauen?«
    Ich strich über das silberne Armband an meinem linken
Handgelenk. Sogar Smith stand mir in diesem Moment näher als Mr. Burton. Es
verletzte mich zutiefst, dass mein Fahrer sich so schnell von mir abgewandt
hatte und nun dienstbeflissen zu meinem Verlobten hielt.
     Wir erreichten schließlich das Theater, bevor ich
weitere Fragen stellen konnte, um seine Einstellung zu testen.
     
    Als ich im Probenraum ankam, suchte ich als erstes nach
Erik. Dass Katie heute nicht anwesend war, wusste ich schon, denn sie hatte heute
einen ihrer Gastauftritte in New York. Und Konstantin saß im Gefängnis.
    Mit suchendem Blick durchstreifte ich den Raum, mein
Tanzpartner war nirgends zu entdecken. Dann plötzlich traf mich die Erkenntnis
wie ein Schlag. Wenn Konstantin nicht mehr auftrat, musste Erik dessen Rolle
übernehmen. Darum war er nicht zu sehen, er war jetzt ebenfalls in New York und
tanzte mit Katie!
    Das Fehlen eines weiteren Hauptdarstellers dürfte Rob
Robson endgültig an den Rand eines Nervenzusammenbruchs treiben. Unsere Zubeida war wie verhext. Nach Garry und Tasha war Konstantin bereits der dritte
Hauptdarsteller, der vorzeitig aus der Produktion ausschied. Und auf die
Schnelle eine neue Besetzung für die Rolle des Carlos zu finden, würde nicht ganz
einfach werden, besonders bei den gehobenen Ansprüchen unseres
Starchoreografen.
    Doch immerhin gab das Fehlen meines Tanzpartners mir
Gelegenheit, mich langsam wieder an meine Rolle heranzutasten, die ich noch
immer nur mit Mühe beherrschte. Heute standen erst einmal die allereinfachsten Grundübungen
auf dem Programm. Dehnen und Strecken, einfache Schrittfolgen. Keine Hebeübungen
und keine Gesangspartien. Es war auch so schon schwierig genug, mit den anderen
mitzuhalten.
    Völlig außer Atem ließ ich mich nach einer Stunde am Bühnenrand
nieder. Sogleich war Rob Robson bei mir. »Juliet, schön, dass Sie wieder da
sind. Ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Folgen Sie mir bitte nach hinten?«
    Mühsam erhob ich mich wieder und lief hinter dem
Regisseur her, passierte auf meinem Weg in den hinteren Bereich des Theaters die
leeren Sitzreihen mit den hochgeklappten Stühlen. Meine Beine zitterten schon
beim Gehen, so sehr hatte ich mich verausgabt.
    »Ich habe von Ihrer Verlobung gehört, meine herzlichesten
Glückwünsche erst einmal dazu!«, begann der Regisseur.
    Ich nickte und sah ihn dabei fragend an. Was wollte er
mir sagen?
    »Juliet, verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch.
Ich schätze Sie als Tänzerin sehr und bin froh, Sie in unserer Kompanie zu
haben. Aber ich muss Ihnen diese Fragen stellen, schließlich bin ich für das
gesamte Stück verantwortlich.« Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Wenn
ich Sie beobachte, dann habe ich das Gefühl, dass das Tanzen für Sie nicht
gerade der Mittelpunkt Ihres Lebens ist. Es scheint mir manchmal, als betreiben
Sie diesen Sport im Moment eher als eine Art Hobby. Täusche ich mich da oder
trifft meine Beobachtung zu?«
    Ich spürte, wie mir der Boden unter den Füßen
weggezogen wurde. Das Tanzen im Theater war die einzige Beschäftigung, die ich unabhängig
von Daniel betrieb. Bevor ich ihn kennengelernt hatte, lag hierin meine ganze
Leidenschaft und mein Lebensziel war es immer gewesen, als Tänzerin erfolgreich
zu sein. Nicht etwa, weil es mir dabei um Ruhm und Ehre ging – beides war für einen
Tänzer ohnehin dünn gesät. Aber die Faszination, eine Idee in Bewegungen
umzusetzen und mit meinem Körper tiefste Emotionen und Gefühle auszudrücken –
diese Aussicht hatte mich immer

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