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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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auszusprechen fiel mir nicht leicht.
    Santoro kostete seine Überlegenheit aus und ließ mich
weiter zappeln. Mit einem Wink gab er Taylor zu verstehen, dass dieser seine
Mappe öffnen sollte, die bis dahin zugeklappt vor uns auf dem Tisch gelegen
hatte.
    Taylor schlug wortlos den braunen Ordner auf und
verteilte etwa zehn Fotos vor mir auf dem Tisch. Alle zeigten dasselbe Motiv –
Pathees nackten, blutverschmierten Oberkörper mit einem hässlichen, dunkelroten
Fleck in der Bauchgegend.
    Die Fotos schienen noch am Tatort aufgenommen worden zu
sein, denn Pathee trug eine Unterhose und lag auf einem Holzfußboden inmitten
einer riesigen Blutlache. Überall waren rote Fingerabdrücke. Decken, Laken und
Kleidungsstücke lagen wild durcheinander und waren alle voller Blut.
    Ich musste mich abwenden und gegen das schale Gefühl in
meinem Mund ankämpfen. Diese Bilder waren hart an der Schmerzgrenze.
    Wieder tauschten die beiden Polizisten vielsagende
Blicke, dann zog Taylor einen zweiten Satz Fotos aus der Mappe hervor.
Bedächtig breitete er eines nach dem anderen vor mir aus.
    Ich spürte, wie Santoro mich beobachtete und auf meine
Reaktion wartete. Ich bemerkte auch, wie Haynes mich sacht am Arm berührte.
»Sie sollten die Kommissare um eine Pause bitten«, empfahl er mir leise.
    Doch ich schüttelte den Kopf und wandte mich wieder den
Aufnahmen zu, die Taylor inzwischen alle aufgedeckt hatte. Der zweite Satz
zeigte den ermordeten Peter Wallenstein. Ich erkannte ihn sofort, sein Anblick
in dem verlassenen Hotelzimmer würde mich bis in alle Ewigkeit verfolgen.
    Auf den Bildern das Polizeifotographen waren die
Würgemale an seinem Hals deutlich zu erkennen, die ich damals nicht sehen
konnte. Ein Foto zeigte Hämatome, vermutlich waren die von dem Schlag, mit dem
der Täter sein Opfer betäubt hatte. Aber am schlimmsten war der Anblick von
Wallensteins Gesicht. Während sich die Haut am übrigen Körper violett verfärbt
hatte, war sein Gesicht ganz blass, die Augen waren unnatürlich weit
aufgerissen und die Zunge hing ihm aus dem offenen Mund.
    Voller Entsetzen starrte ich sekundenlang auf die
Fotos, suchte nach Einzelheiten, bis ich endlich von Schock und Ekel
überwältigt wurde. Haynes geleitete mich bis vor die Tür der Damentoilette.
     
    »Hatte es einen besonderen Grund, dass Sie mir diese
Bilder unbedingt zeigen mussten? Macht es Ihnen Spaß, Frauen dabei zuzusehen,
wie sie sich übergeben?«, fuhr ich Santoro heftig an, als ich nach einer
Viertelstunde in das Verhörzimmer zurückkehrte.
    Santoro, Taylor und Haynes tranken Kaffee und auch auf
meinem Platz stand ein Becher mit der duftenden, braunen Flüssigkeit.
    »Natürlich habe ich mir dabei etwas gedacht. Niemand
hier konnte ahnen, was für einen empfindlichen Magen Sie haben, Miss Walles.
Schon gar nicht bei Ihrer großen Klappe.«
    »Sie sind ein echtes Arschloch!«, war alles, was mir
dazu einfiel und dafür fing ich mir von Haynes auch noch einen missbilligenden
Blick ein.
    Taylor schien als Einziger völlig sachlich zu bleiben.
»Die Fotos sollten Ihnen zweierlei verdeutlichen, Ma’am«, begann er zu
sprechen. »Erstens weisen sie darauf hin, wie unterschiedlich beide Morde
waren. Wenn Sie sich Pathees Leiche ansehen wird Ihnen auffallen, dass er nicht
etwa an seiner Schussverletzung starb, sondern verblutet ist. Er wurde von
einem schlecht gezielten Schuss in den Unterleib getroffen und war danach noch
ein paar Minuten bei Bewusstsein. Der Täter hat weder ein zweites Mal auf ihn
geschossen, noch ihn irgendwie gequält oder zurückgehalten. Wir haben keine Fußspuren
im Haus gefunden und nehmen daher an, dass der Mörder sofort nach der Tat geflohen
ist.«
    Benommen trank ich noch einen Schluck Kaffee. Vor
meinen Augen verschwamm alles, doch ich bekämpfte die erneut in mir
aufsteigende Übelkeit erfolgreich. »Wieso erzählen Sie mir das? Wollen Sie mir
im Nachhinein noch mehr Angst vor Konstantin machen?«
    Irritation schlich sich auf Taylors Gesicht. »Nein!
Alles, was ich damit ausdrücken wollte ist, dass der Täter mit Sicherheit ein
blutiger Anfänger war! Vielleicht war es der erste Mord für ihn, darum ist er
Hals über Kopf abgehauen, nachdem er sein Opfer noch nicht einmal richtig
getroffen hatte. Jeder Profi hätte ein zweites Mal geschossen und das Haus
nicht verlassen ohne sicherzustellen, dass Pathee auch wirklich tot ist.«
    Santoro lachte laut auf. »Blutiger Anfänger! Das haben
Sie schön gesagt, Taylor!«
    Ich verkroch mich

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