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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mögliche passieren.«
      »Stimmt.« Nick lächelte. »Keine Sorge, Phil, ich achte schon auf mich.«
      »Hoffentlich. Ich möchte keine Anrufe um vier Uhr früh erleben, die mich ins Krankenhaus rufen. Ruth und die Kinder wären entsetzt. Ich weiß nicht, warum, aber sie halten sehr viel von dir.«
      »Jetzt fehlen nur noch die Geigen.« Nick setzte die dunkelblaue Sportmütze auf und drehte sich um. »In Ordnung?«
    »Und ob. Ich weiß zwar nicht, wofür, aber in Ordnung.«
    Nick grinste und boxte ihn in die Rippen.
      »Mit ein bißchen Glück kann ich vielleicht mit dir frühstücken.«
    Er ging zur Tür. Als er sie öffnete, rief Phil plötzlich: »Nick!«
    »Was ist denn?«
    Phil seufzte und ließ die Schultern hängen.
    »Nichts. Gar nichts. Sei vorsichtig.«
    »Bin ich immer.«
      Er drehte sich um und lief die Treppe hinunter. Phil blieb mitten im Wohnzimmer stehen und starrte mit zusammengezogenen Brauen vor sich hin. Er hörte unten in der Garage einen Motor aufheulen. Als er die Tür öffnete, rollte der Mini-Cooper über den Hof und verschwand hinter dem Haus.
    Er blieb im Regen auf der eisernen Treppe stehen und hörte das Motorengeräusch in der Ferne verklingen. Als es still wurde, kam die Angst. Zum erstenmal seit seiner Kindheit spürte er echte Angst.

    4

    Der Wind heulte um das Gebäude, an die Fenster prasselte Hagel.
      »Da kann einem jeder leid tun, der heute draußen Dienst tun muß«, sagte Grant, als der diensthabende Inspektor den Hörer auflegte.
      »Dafür bleiben die anderen auch zu Hause, Sir«, meinte der Inspektor. »Die Grippewelle hat ein Gutes. Sie greift sich die Opfer wahllos heraus. Von den Herren Gaunern liegen mindestens genauso viele darnieder wie von unseren Leuten. Man merkt es an der Zahl der Anrufe. Bis jetzt sind es erst fünf. Sonst liegen um diese Zeit schon dreißig vor.«
      »Ein Glück für uns. In der ganzen Stadt sind vier Streifenwagen unterwegs.« Grant schaute auf die gläserne Karte mit ihren grünen und roten Lämpchen hinunter. Es war kurz nach zehn Uhr. Er seufzte: »Nur nicht den Tag vor dem Abend loben. Die Säufer sind noch nicht auf den Beinen. Da kann sich noch allerhand tun.«
      Er ging hinaus in den Korridor, wo er auf Brady stieß, der eben vom Keller heraufkam, wo der Fernschreiber untergebracht war.
    »Hat sich beim Strafregister etwas ergeben?«
      »Die Bestätigung, daß er gestern früh entlassen worden ist. Das war alles.«
    »Und Miller?«
    »Hat sich noch nicht blicken lassen.«
      Sie betraten den Bürogroßraum der Kriminalpolizei. Grant zog die Brauen hoch.
      »Läßt sich aber Zeit, der Herr. Besorgen Sie inzwischen die wichtigsten Unterlagen für ihn, Jack. Wir haben schon Zeit genug vergeudet.«
      »Ich bin im Archiv, wenn Sie mich brauchen«, sagte Brady und verließ den Raum.
      Grant zündete sich eine Zigarette an und betrat sein eigenes Büro. Nick stand am Fenster und schaute in die Nacht hinaus. Er drehte sich um und lächelte.
    »Guten Abend, Sir.«
      Grant betrachtete die eleganten Schuhe, den handgenähten Mantel, den weißen Kragen und, vor allem, die Mütze.
    Er atmete tief ein.
    »Was haben Sie denn da auf dem Kopf?« fragte er.
    Nick grinste.
      »Das, Sir? Die Deutschen nennen das ›Schirmmütze‹. Sehr in Mode. Trägt bald jeder.«
      »Gott bewahre«, sagte Grant und setzte sich an den Schreibtisch.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?«
      »Keine Spur. Wenn Sie wie ein Dressman aussehen wollen, viel Vergnügen.«
      »Genau das habe ich mir vorgenommen, Sir«, erwiderte Nick gelassen.
      Grant hob ruckartig den Kopf. Es kam ihm zum Bewußtsein, daß sich der junge Mann mit seiner unerschütterlichen Selbstsicherheit über ihn lustig machte. Gleichzeitig machte er eine andere, wirklich überraschende Entdeckung. Es störte ihn nicht im geringsten.
    Er begann zu lächeln, und Nick grinste sofort.
      »Na schön, sagen wir eins zu null. Setzen Sie sich endlich, damit wir anfangen können.«
      Nick knöpfte seinen Mantel auf, setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an.
      »Brady besorgt Ihnen alle Unterlagen über den Fall, aber die wesentlichen Tatsachen sind folgende: Vor neun Jahren wurde Ben Garvald, einer unserer allseits bekannten Bürger, zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Gestern früh durfte er Wandsworth verlassen.«
    »Und Sie erwarten ihn bei uns?«
      »Seine Frau, das heißt, seine gewesene Frau. Bella

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