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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Amerikaner sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, war der Mini-Cooper schon in der Dunkelheit verschwunden.
    19

    Es war kurz nach drei Uhr. Für mindestens zwanzig oder dreißig Gäste, die nicht nach Hause wollten, war die Party noch in vollem Gange. Harry Faulkner hatte im langen Saal die Pflichten des Barmixers übernommen. Ein halbes Dutzend Paare tanzte zu Schallplattenmusik.
      Bella hatte längst das Stadium erreicht, in dem der Gin in ihrer Kehle steckenzubleiben schien. Schlagartig geschah etwas Merkwürdiges. Jedes Gesicht, in das sie starrte, schien böse und eigensüchtig zu sein, und als sie sich abrupt in einem Spiegel betrachtete, stieß, was sie dort sah, sie am meisten ab.
      Zuviel getrunken, daran lag es. Was sie jetzt brauchte, war ein heißes Bad und mindestens zwölf Stunden Schlaf. Sie durchquerte die Halle, betrat die Bibliothek und schloß die Tür ab.
      Das Badezimmer war in schwarzgeädertem Marmor gehalten, die Armaturen in Gold, die Wanne war halb in den Boden eingelassen. Sie drehte den Hahn auf, kehrte ins Schlafzimmer zurück, zog sich hastig, aus und warf die Sachen gleichgültig aufs Bett.
      Eine ganze Minute blieb sie vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich genau. Sie hatte immer noch eine ausgezeichnete Figur, aber an den Hüften war schon eine Verdickung zu erkennen, und die Art, wie sich das Fleisch unter ihrem Kinn wölbte, versprach nichts Gutes.
    Sie ging ins Bad und stieg ins heiße Wasser. Wie immer, war es beinahe ein lustvolles Gefühl für sie, sich auszustrecken und zu spüren, wie die Wärme sich in allen Gliedern ausbreitete. Sie lag da, starrte an die Decke und ließ die Ereignisse des Abends noch einmal an sich vorüberziehen. Sie dachte auch an Ben. Das Seltsame war, daß sie sich gar nicht mehr genau vorstellen konnte, wie er aussah. Es war ja auch eine lange Zeit vergangen. Sie setzte sich auf, griff nach der Seife und spürte plötzlich einen leichten Luftzug, als stünde die Tür offen. Als sie sich umdrehte, stand Ben dort und lächelte sie an.
    Er steckte eine Zigarette zwischen die Lippen und grinste.
    »Eine lange Zeit, Liebling, aber du gefällst mir immer noch.«
      Und sie hatte keine Angst, was sie merkwürdig fand, weil sie immer geglaubt hatte, sich vor diesem Augenblick fürchten zu müssen. Sie sah zu Ben auf. In ihrem Inneren regte sich etwas. Eine Erinnerung an ihre Jugend vielleicht, als nichts so wichtig erschienen war, wie sich zu amüsieren. Und dann war Ben in ihr Leben getreten, dieser gutaussehende, lächelnde Teufelskerl aus Irland, der jedem Mann Angst einjagen konnte, aber genau das war, was sich eine Frau nur zu wünschen vermochte.
    Sie stand auf. Das Wasser perlte von ihrem Körper.
    »Gib mir lieber ein Handtuch.«
      Er lächelte immer noch. Ihr Anblick schien also keine sehr große Wirkung auf ihn auszuüben. Er ließ seine Zigarette fallen, zog ein Badetuch von dem vergoldeten Halter und trat auf sie zu.
      »Was soll ich tun, Liebling, soll ich dir den Rücken frottieren?«
    »Das wäre nicht das erstemal«, erwiderte sie ruhig.
      Er legte das Badetuch um ihre Schultern und riß sie plötzlich an sich. Sie spürte ihr Herzklopfen und ein flaues Gefühl in der Magengegend, als sie zu ihm aufsah. Träge Wärme flutete durch ihre Glieder.
    Sie schlang die feuchten Arme um seinen Hals. Das Badetuch glitt herunter. Er hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer, während sie ihn leidenschaftlich küßte.
    Sie bog sich zurück und sah ihm in die Augen.
    »Ben, o Ben«, flüsterte sie.
      »Ich weiß, Süße, ist die Liebe nicht herrlich?« Er ließ sie auf das Bett fallen und trat grinsend zurück. »Der arme, alte Harry Faulkner. So ein Anblick wird seinem Herzen wohltun.«
      Sie lag da, auf einen Ellbogen gestützt, von dem Badetuch nur unzulänglich bedeckt, und starrte ihn mit funkelnden Augen an.
    »Also gut, was willst du?« fauchte sie.
      »Mein Geld, Liebling, das ist alles. Siebentausendachthundertfünfzig Möpse. Kein Vermögen, aber ein ganz schöner Brocken, wie meine alte Großmutter in Irland gesagt hätte. Nicht viel für neun Jahre hinter Gittern, aber als Startkapital reicht es.«
      Sie zog die Brauen zusammen, starrte ihn aber unverwandt an. Sein Lächeln verschwand.
    »Du hast es doch noch, oder?«
    Sie nickte, setzte sich auf und wickelte sich in das Badetuch.
    »Aber nicht hier.«
      »Das ist schlecht«, sagte er stirnrunzelnd. »Ich hatte gehofft, bis zur Frühstückszeit

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