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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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die zweite Flasche Maker’s Mark an den Hals und mache Nägel mit Köpfen.

25.   Kapitel
    Am Anfang machten mir vor allem zwei Dinge zu schaffen: Wie sollte ich Ethan Hastings meine Fragen stellen, ohne ihn argwöhnisch zu machen, und wie konnte ich in der knappen freien Zeit, die ich hatte, mein Komplott schmieden? Für beide Probleme fand ich eine überraschend einfache Lösung.
    Ich traf mich mit Ethan tagtäglich während meiner Freistunde. Meine Begründung war, dass ich an einem Lehrplan für Internetnutzung für die sechste Klasse arbeite. Unter diesem Vorwand war es kein Problem, ihm all das zu entlocken, was ich wissen wollte.
    Online-Sicherheit stand auf meinem Fragenkatalog ganz oben. Es durfte ja schließlich nicht sein, dass Sechstklässler Pornoseiten besuchten, oder? Ethan zeigte mir, wie man Zugriffsrechte auf Benutzerkonten konfigurierte und den Browser so einstellte, dass bestimmte Seiten nicht aufgerufen werden konnten.
    Als Ree im Bett war, schaltete ich den Computer ein und machte mich an die Arbeit. Ich öffnete das Sicherheitsfenster von AOL und erlaubte mir uneingeschränkten Zugriff. Später, ich lag schon im Bett, fiel mir ein, dass
Jason womöglich gar nicht über AOL ins Netz ging, sondern den Internet Explorer oder einen anderen Browser benutzte.
    Am nächsten Tag traf ich mich wieder mit Ethan.
    «Gibt es die Möglichkeit, auf einem Computer nachzuverfolgen, welche Websites aufgesucht wurden? Wäre ganz praktisch, denn damit ließe sich sicherstellen, dass die Kinder nicht auf Abwege geraten und ihr Schutz gewährleistet ist.»
    Ethan erklärte, dass, wenn man eine Website aufruft, automatisch eine Profildatei, ein sogenanntes Cookie, sowie eine temporäre Kopie der jeweiligen Webseiten auf dem Computer gespeichert werden. Gleichzeitig legt der Browser eine Chronik an, die dokumentiert, welche Wege der Nutzer gegangen ist.
    Ich musste fünf weitere Abende darauf warten, dass Ree im Bett lag und Jason in der Redaktion war. Ethan hatte mir gezeigt, wie man den Verlauf der letzten Sitzungen aufrufen konnte und nachverfolgen, welche Seiten besucht worden waren. Das machte ich und fand die Einträge: www.drudgereport.com , www.usatoday.com und www. nytimes.com.
    Ziemlich wenig, dachte ich, denn auf dem Computer in der Schule hatten wir um die fünfzehn Adressen gefunden. Also öffnete ich den Internet Explorer und schaute hier im Verlauf nach, der mir allerdings dasselbe Ergebnis anzeigte.
    Ich war verblüfft.
    In der Folgezeit machte ich immer wieder Stichproben, sooft ich die Möglichkeit hatte, hinter Jasons Rücken einen
Blick in die Browser-Chronik zu werfen. Doch jedes Mal fand ich dieselben drei Adressen, was keinen Sinn für mich ergab. Jason verbrachte Stunden vor dem Computer und las dabei gewiss doch nicht bloß Nachrichten.
    Drei Wochen später kam mir eine Idee. Ich stellte mir eine Rechercheaufgabe für den Gemeinschaftskundeunterricht und suchte nach den fünf Freiheitsrechten, die unsere Verfassung garantiert. Google nannte mir eine Fülle von Adressen. Ich besuchte Sites zum Thema Geschichte, Seiten der Regierung, Wikipedia und dergleichen mehr. Als ich mir anschließend die Chronik anschaute, sah ich die vollständige Liste aller aufgerufenen Adressen.
    Am nächsten Tag hielt ich in meiner Klasse einen Stegreifvortrag über Redefreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und das Petitionsrecht.
    Nach Hause zurückgekehrt, konnte ich es kaum abwarten, dass Ree im Bett lag und ich den Computer einschalten konnte.
    Und was finde ich in der Chronik? Wieder nur diese drei Adressen: von
Drudge Report, USA Today
und
New York Times
. Alles, was ich vor vierundzwanzig Stunden aufgerufen hatte, war verschwunden. Gelöscht.
    Mein Mann verwischte seine Online-Spuren.
    Am nächsten Tag stellte ich Ethan meine Frage, kaum dass er das Computerlabor betreten hatte.
    «Ich habe gestern nach der Schule mit einer Kollegin gesprochen, und sie meinte, dass es nicht ausreicht, die Browser-Chronik zu kontrollieren, weil sich nachträglich daran herumpfuschen lässt. Wie ist das möglich?»
    Ich zuckte ratlos mit den Achseln, worauf sich Ethan
sofort vor den nächstbesten Computer setzte und ihn einschaltete.
    «Kein Problem, Mrs   Jones. Man löscht einfach zum Ende einer jeden Sitzung Cache und Verlauf. Hier, ich zeig’s Ihnen.»
    Ethan rief die Website von
National Geographic
auf, verließ sie gleich wieder und erklärte mir, was man tun muss, um anschließend seine

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