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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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aufzugehen. Sie hob den Finger und sagte stolz: «Ich verstehe nicht.»
    Marianne lächelte. «Ausgezeichnet. Ich will’s noch einmal versuchen. Wenn du mit deiner Mutter duschst   … gefällt dir das, oder gefällt es dir nicht?»
    «Ich dusche gern», antwortete Ree. «Nur Haarewaschen mag ich nicht.»
    D.   D. bemerkte ein Zögern auf Seiten der Psychologin. Dass eine Mutter und ihre vierjährige Tochter zusammen duschten, war ungewöhnlich. Irgendetwas schien in dieser Familie nicht zu stimmen. Marianne stand vor der Aufgabe, der Kleinen dabei zu helfen, darüber Auskunft zu geben.
    «Warum magst du es denn nicht, wenn dir die Haare gewaschen werden?», fragte Marianne.
    «Weil sie so schnell verfilzen. Meine Haare sind nämlich ziemlich lang, weißt du. Wenn sie nass sind, gehen sie mir fast bis zum Ellbogen. Mommy braucht endlos lange, um das Shampoo rauszuspülen, und dann kommt da noch ein Mittel drauf, damit es nicht so krusselig wird. Ich hätte lieber glatte Haare wie meine beste Freundin Mimi», seufzte Ree.
    Marianne lächelte. «Und was war nach dem Duschen?»
    «Wir haben uns abgetrocknet», berichtete das Mädchen. «Dann sind wir ins große Bett, wo ich Mommy immer erzählen soll, wie mein Tag war, aber ich kitzle sie dann meist.»
    «Wo steht das große Bett?»
    «Im Zimmer von Mommy und Daddy. Da machen wir’s uns nach dem Duschen immer gemütlich. Mr   Smith kommt auch, aber er mag es nicht, wenn ich balge.»
    «Du balgst dich?»
    «Ja», sagte Ree stolz. «Ich bin stark! Ich habe Mommy auf den Boden geschubst.» Sie hob die Arme, um ihre Muskeln zu zeigen. «Mommy hat gelacht. Ich hab’s gern, wenn sie lacht.» Sie wurde plötzlich nachdenklich. «Glaubst du, Mommy ist böse, weil ich sie aus demBett geschubst habe? Geschimpft hat sie nicht, aber vielleicht   … In der Schule hat Olivia einmal ein Bild zerrissen, das ich gemalt hatte. Ich habe gesagt, ist nicht so schlimm, aber es war trotzdem schlimm für mich, und ich war den ganzen Tag lang wütend. Glaubst du, Mommy war vielleicht auch wütend auf mich?»
    «Ich weiß nicht, Schatz», entgegnete Marianne. «Ihr habt also gebalgt. Und dann?»
    Die Kleine zuckte mit den Achseln. Sie schien müde geworden zu sein. D.   D. schaute auf ihre Uhr. Die Vernehmung dauerte nun schon fast eine Dreiviertelstunde. Die Zwanzig-Minuten-Grenze war längst überschritten.
    «Zeit zum Schlafen», murmelte Ree.
    «Was trägst du im Bett, Ree?»
    «Mein grünes Arielle-Nachthemd.»
    «Und deine Mutter?»
    «Ein violettes Shirt. Es ist lang und reicht ihr fast bis zu den Knien.»
    D.   D. notierte. Wieder ein Detail, das die Glaubwürdigkeit des Mädchens unterstrich.
    «Und nachdem ihr euch für die Nacht umgezogen habt?»
    «Zähne putzen, Pipi machen und ab ins Bett. Zwei Geschichten. Ein Lied. Mommy hat ‹Puff the Magic Dragon› gesungen. Ich bin müde», erklärte Ree ein wenig mürrisch. «Ich will nicht mehr. Sind wir fertig?»
    «Fast. Du hast dich bisher wacker geschlagen. Alle Achtung. Noch ein paar Fragen, okay? Danach könntest du mir Fragen stellen, egal welche. Wie würde dir das gefallen?»
    Ree musterte die Psychologin mit kritischem Blick, seufzte schließlich und nickte mit dem Kopf. Sie hatte wieder den Stoffhasen auf den Schoß genommen und rieb an beiden Ohren.
    «Ihr habt also noch ein Lied gesungen, und deine Mommy hat dich eingemummelt. Was war dann?»
    «Ich verstehe nicht.»
    «Hat sie das Licht ausgeknipst, die Tür zugemacht, oder war sonst noch was? Wie schläfst du, Ree? Kannst du mir dein Zimmer beschreiben?»
    «Ich habe eine Nachtlampe», flüsterte das Mädchen. «Ich bin ja noch keine fünf. Du hattest bestimmt auch eine Nachtlampe, oder? Wenn ich erst mit dem Schulbus fahre   … aber damit fahre ich noch nicht, deshalb habe ich eine Nachtlampe. Meine Tür ist immer zu. Mommy sagt, ich hätte einen leichten Schlaf.»
    «Die Tür ist also zu, die Nachtlampe brennt. Was ist sonst noch in deinem Zimmer?»
    «Lil’ Bunny natürlich. Und Mr   Smith. Er schläft immer am Fußende, weil, ich geh zuerst ins Bett, und Katzen müssen viel schlafen.»
    «Gibt es sonst irgendwas, das dir beim Einschlafen hilft? Musik, Geräusche – zum Beispiel von einem Luftbefeuchter – oder sonst etwas?»
    Ree schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «Wie heißt meine Katze, Ree?»
    Ree grinste. «Ich weiß es nicht.»
    «Sehr gut. Wenn ich dir sagen würde, diese Stühle sind blau, wäre das wahr oder gelogen?»
    «Gelogen! Die Stühle sind

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