Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
habe es zuerst gar nicht glauben können. Ausgerechnet Sandy   … Ich dachte, da muss ein Irrtum vorliegen, ein Missverständnis,vielleicht ein Streit zwischen Ihnen.» Sie musterte ihn unverhohlen. «Sie sind ein junges Paar, und da kann so was ja mal vorkommen.»
    «Sie würde Ree nie allein zurücklassen», entgegnete er.
    «Nein», murmelte sie. «Unvorstellbar.» Sie seufzte und schien um Fassung bemüht. «Phil hat einen Psychologen zur Trauerbegleitung in die Schule bestellt. Wir haben uns in solchen Fällen an bestimmte Protokolle zu halten. Nach einer kurzen Besprechung im Kollegium hat Phil die Kinder informiert. Es ist besser, sie erfahren von uns, was ist, statt über die Medien oder durch Gerüchte.»
    «Was hat er gesagt?»
    «Phil? Nun, dass Mrs   Jones vermisst wird, dass alles darangesetzt wird, sie zu finden, und dass, falls irgendjemand eine Frage hat, er offen reden kann beziehungsweise unter vier Augen mit einem der Lehrer. Und so weiter.»
    «Wenn ich richtig verstanden habe, beabsichtigt das Kollegium, eine Suchmannschaft zusammenzustellen, morgen in der Turnhalle.»
    Sie schaute ihm ins Gesicht. «Werden Sie uns helfen?»
    «Ich bin nicht sicher, ob der Polizei das gefallen würde. Ich bin Sandys Ehemann und damit der Hauptverdächtige.»
    Elizabeth ließ ihn nicht aus den Augen, was ihn daran erinnerte, den trauernden Ehemann zu mimen. Er betrachtete seine Hände.
    «Ich habe keine Ahnung, was passiert sein könnte», sagte er leise. «Ich bin als Ehemann und Vater zur Arbeitgegangen und in einen Albtraum zurückgekehrt. Wurde meine Frau entführt? Es gibt keine Spuren gewaltsamen Eindringens in unser Haus. Ist sie mit einem anderen Mann durchgebrannt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Ree im Stich lassen würde. Hat sie sich bloß zurückgezogen, um eine Weile allein sein zu können? Ich hoffe inständig, dass dem so ist, Elizabeth. Ich hoffe und bete.»
    «Dann will ich das auch tun.»
    Er holte hörbar Luft, um zu zeigen, wie nah ihm das alles ging. Das Gespräch entwickelte sich in die richtige Richtung. «Ja, wir
sind
ein junges Paar», pflichtete er ihr bei. «Es ist nicht immer leicht, den Beruf und die Verantwortung für ein Kind unter einen Hut zu bekommen. Ich könnte verstehen, wenn Sandy unglücklich wäre und sich zu einem anderen hingezogen fühlte.»
    Elizabeth sagte nichts, hielt aber ihren forschenden Blick auf ihn gerichtet.
    «Es würde mir nichts ausmachen», fügte er hastig hinzu. «Ich würde ihr eine Auszeit zugestehen, ja, sogar eine Affäre. Damit könnte ich leben, Elizabeth. Ich will nur, dass sie wieder zurückkommt, wenn nicht um meinetwillen, so doch zumindest unserer Tochter zuliebe.»
    «Sie glauben, Sandy hat jemanden kennengelernt», stellte Elizabeth fest. «Und gehen davon aus, dass ich etwas darüber weiß.»
    Er versuchte, sein Schulterzucken hilflos wirken zu lassen. «Könnte ja sein.»
    «Nein, mir würde Sandy ein solches Geheimnis nicht anvertrauen.»
    «Wem dann? Soweit ich weiß, stehen Sie sich recht nahe.»
    Elizabeth seufzte wieder. Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab, um auf die Uhr zu schauen. Er spürte, wie sich unwillkürlich seine Bauchmuskeln anspannten, als erwartete er einen Fausthieb. Elizabeth ließ mit ihrem Blick nur aus einem Grund von ihm ab – sie hatte ihm etwas zu sagen.
    «Hören Sie, ich respektiere Sandy sehr», hob sie an. «Sie ist eine ausgezeichnete Lehrerin, vorbildlich im Umgang mit den Schülern und   … von erstaunlicher Gelassenheit. Das hat man nicht oft. Gerade jüngere Kollegen, insbesondere jüngere Kolleginnen, neigen dazu, ihre persönlichen Probleme mit in den Unterricht zu bringen, womit sie bei manchen Schülern auch ganz gut ankommen. Beim Kollegium aber können sie damit keinen Blumentopf gewinnen. Sandy ist da zum Glück anders. Sie ist immer beherrscht, immer zuverlässig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hier in der Schule persönliche Probleme ausbreitet. Wann hätte sie auch Zeit dazu?»
    Jason nickte. Über diese Frage war er selbst schon gestolpert. Trotzdem, die einfachste Erklärung für Sandys Verschwinden war eine Liebschaft. Entweder war sie mit einem Mann durchgebrannt oder von einem gekränkten Liebhaber verschleppt worden.
    Tu’s bitte nicht. Ich liebe dich doch immer noch   …
    Doch Jason konnte sich nicht erklären, wie es dazu hätte kommen können. Während eines der «Wellness-Wochenenden» etwa, die sich Sandy alle halbe Jahre leistete?Zugegeben, er hatte ihr als

Weitere Kostenlose Bücher