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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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versuchen.
    Miller klopfte ein zweites Mal. Dann hielt er seinen Ausweis ans Seitenfenster und rief: «Aidan Brewster. Polizei. Machen Sie auf! Wir haben ein paar Fragen.»
    D.   D. krauste die Stirn und prustete ungeduldig. Siewar drauf und dran, die Tür einfach einzutreten, Strafprozessordnung hin oder her.
    Sie wollte gerade Anlauf nehmen, als zu hören war, wie von innen das Schloss geöffnet wurde. Die Tür ging einen Spaltbreit auf.
    «Ich beantrage Polizeischutz», sagte Aidan Brewster. Er hatte sich hinter der Tür verschanzt und wirkte völlig verängstigt. «Die Jungs aus der Werkstatt wollen mich umbringen. Da bin ich mir sicher.»
    Miller wippte auf den Fußballen. Seine rechte Hand steckte in der Jacke in der Nähe des Holsters. «Kommen Sie hinter der Tür hervor», sagte er ruhig. «Dann lässt’s sich besser reden.»
    «Ich höre Sie auch so. Und Sie mich», entgegnete Aidan gereizt. «Ich sage Ihnen, Vito hat mich rausgeschmissen und bei den Kollegen angeschwärzt. Jetzt sind sie stinksauer, denn es passt ihnen überhaupt nicht, mit einem perversen Waschlappen wie mir zusammengearbeitet zu haben. Für die bin ich schon so gut wie tot.»
    «Haben sie Ihnen tatsächlich gedroht?», fragte D.   D. und versuchte, einen ähnlich ruhigen Tonfall anzuschlagen wie Miller. Sie stand einen Schritt hinter ihm und tanzte mit den Fingern über den Knauf ihrer 0.40er Glock.
    «Ob sie’s ausgesprochen haben?» Aidan geriet immer mehr in Rage. «So was muss nicht ausgesprochen werden. Ich habe sie tuscheln hören. Ich weiß, was kommen wird. Alle glauben, ich hätte diese Frau umgebracht. Und das habe ich Ihnen zu verdanken.» Der Junge kam jetzt hinter der Tür zum Vorschein, mit zwei leeren Händenund zerknitterter Kleidung. «Sie sind schuld daran, dass ich in der Scheiße sitze», schimpfte er und fuchtelte mit ausgestrecktem Zeigefinger vor Miller herum. «Sie müssen mir jetzt helfen. Das schulden Sie mir.»
    «Warum reden wir nicht in aller Ruhe darüber?» Miller trat nun einen Schritt vor, stieß die Tür mit dem Fuß auf und drängte Aidan vorsichtig zurück in den Flur. Dass er und D.   D. unter Hochspannung standen, schien der Junge nicht zu bemerken. Er drehte sich um und ging auf eine Tür im hinteren Flurbereich zu. Hier musste sich die kleine Einliegerwohnung befinden, von der Pickler ihnen erzählt hatte.
    Sie war in der Tat klein. Kochnische, geblümtes Sofa, ein uralter Fernseher. D.   D. vermutete, dass die Vermieterin, eine gewisse April Houlihan, für die Einrichtung verantwortlich war, weil sie sich kaum vorstellen konnte, dass ein junger Mann Sinn für gehäkelte Polsterschoner hatte. Aidan blieb neben dem Küchentresen stehen. Er trug ein grünes Gummiband am linken Handgelenk und zupfte zwanghaft daran herum.
    «Wer sind diese Typen, und was haben sie zu Ihnen gesagt?», fragte D.   D., der auffiel, dass die Haut unter dem Gummi rot angelaufen war. Muss doch wehtun, dachte sie. Aidan aber ließ das Gummi schnacken und verzog keine Miene.
    «Von mir hören Sie nichts mehr», erklärte Aidan hastig. «Ich rede mich ja doch nur um Kopf und Kragen. Nur eins noch: Stellen Sie mich unter Polizeischutz. Rufen Sie einen Streifenwagen her. Bringen Sie mich in einem Motel unter. Egal. Hauptsache, Sie tun was.»
    D.   D. gab Colleen Pickler im Stillen recht. Aidan Brewster war eine Memme, wie sie im Buche stand.
    In der Rolle des bösen Cops fühlte sie sich befugt zu sagen: «Sie sind jederzeit eingeladen, eine förmliche Anzeige gegen einen oder mehrere Ihrer Kollegen einzureichen. Wir werden der Sache dann nachgehen. Aber vorläufig können wir nichts unternehmen.»
    Aidan war so panisch, dass es aussah, als würden sich seine Augen jeden Moment nach hinten wegdrehen. Miller warf ihr einen warnenden Blick zu.
    «Gehen wir doch mal an den Anfang zurück», sagte Miller, der den guten Cop mimte. Er holte ein kleines Diktiergerät aus der Tasche und schaltete es ein. «Wir unterhalten uns ein wenig und versuchen Ihr Problem zu lösen, gleich hier und jetzt. Ein bisschen Kooperation von Ihrer Seite, Aidan, und wir revanchieren uns, indem wir bekanntgeben, dass Sie sauber sind. Okay?»
    «Okay», flüsterte der Junge. Das Gummiband machte
schnapp, schnapp, schnapp
.
    «Also.» Miller schob das Aufnahmegerät über den Tresen auf Aidan zu und lenkte dessen Aufmerksamkeit auf sich. D.   D. nutzte die Gelegenheit, das Apartment zu durchsuchen. Ohne richterlichen Beschluss durfte sie nur das in

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