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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Ihrem Kopf zugehen.»
    «Was faseln Sie da? Sie haben doch keine Ahnung. Auf kleine Kinder bin ich nie abgefahren.»
    «Und eine dreiundzwanzigjährige Mom käme für Sie auch nicht in Betracht?»
    «Hören Sie endlich auf! Sie drehen mir das Wort im Munde um. Ich habe mich in das falsche Mädchen verliebt, okay? Mehr habe ich mir nicht zuschulden kommen lassen. Ich habe mich in das falsche Mädchen verliebt und muss jetzt ein Leben lang dafür büßen. Das ist alles.»
    D.   D. kam aus dem Schlafzimmer zurück. Ihr plötzliches Auftauchen ließ Aidan vor Schreck zusammenfahren, und es schien, als bemerkte er erst jetzt, dass sie den Raum verlassen hatte und nebenan gewesen war. Betreten senkte er den Blick. Es gefiel ihr, wenn Heimlichtuer so leicht zu durchschauen waren.
    «Hi, Aidan. Wie wär’s, wenn Sie mir mal Ihr Schlafzimmer zeigen würden?»
    Er schenkte ihr ein bitteres Lächeln. «Da haben Sie doch schon selbst drin rumgeschnüffelt.»
    «Ja, und etwas hat mich neugierig gemacht. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.»
    «Nein.»
    «Nein?» Sie mimte Überraschung. «Dabei haben Sie bisher so schön kooperiert. Wie gesagt, je eher Sie uns davon überzeugt haben, dass Sie unschuldig sind, desto schneller spricht sich das auch herum. Ich bin mir sicher, Vito wäre hocherfreut, wenn seine beste Kraft bald wieder bei ihm arbeiten könnte.»
    Aidan antwortete nicht. Er hatte aufgehört, mit dem Gummi zu schnappen. Stattdessen schaute er sich verzweifelt in seiner Wohnung um, als suchte er einen Ausweg, keinen physischen, sondern eine Lüge, einen Vorwand. Zauberworte, die ihm alle Probleme auf Anhieb vom Hals schaffen würden.
    Aber ihm fiel keins ein. D.   D. sah, wie er die Schultern einzog, als erwartete er einen Faustschlag.
    «Ich will, dass Sie jetzt gehen», sagte er.
    «Aidan   –», hob Miller an.
    «Sie werden mir nicht helfen», fiel ihm der Junge schroff ins Wort. «Das wissen wir doch. Also ersparen Sie sich Ihren Quatsch. Auch Sie halten mich für pervers. Dass ich meine Zeit abgesessen habe und mich an die Bewährungsauflagen halte, ist Ihnen egal. Einmal pervers, immer pervers, ist doch so, oder? Ich habe diese Frau nicht angerührt. Das habe ich Vito gesagt, das habe ich ihrem Ehemann gesagt   –»
    «Ihrem Ehemann?», unterbrach D.   D.
    «Ja.» Aidan richtete sich kämpferisch auf. «Ich hatte ein kurzes Gespräch mit ihm. Es schien ihn mächtig zu interessieren, dass ein registrierter Sexualstraftäter in seiner Straße wohnt. Ich wette   –», Aidans Blick war berechnend, «er war’s, der mich bei Ihnen angeschwärzt hat. Stimmt’s?»
    D.   D. antwortete nicht.
    «Passt ihm doch prima in den Kram, finden Sie nicht auch? Sie sind hier bei mir, verhören mich, können also nicht bei ihm sein und ihn verhören. Ja, ich würde sagen, meine Nachbarschaft ist das Beste, was Mr   Jonespassieren konnte. Wann wird er wohl den Pressefritzen von mir erzählen, hmmm? Die werden sich die Hände reiben.
    Es wäre also, wenn Sie mich fragen, nicht nur in
meinem
, sondern auch in
Ihrem
Interesse, dass diese hässlichen Anschuldigungen gegen mich zurückgenommen werden. Und ich wette, das weiß er. Ganz schön cool, dieser Mr   Jones. Ich wette, er weiß so einiges.»
    D.   D. schwieg dazu. Sie ließ sich nichts anmerken, hatte aber ihre Hand hinter dem Rücken zur Faust geballt.
    «Zeigen Sie mir Ihren Kleiderschrank, Aidan.»
    «Nein.»
    «Wenn Sie jetzt nicht spuren, kommen wir später mit einem Haftbefehl wieder.»
    Von Verunsicherung war in der Miene des Jungen nichts mehr zu sehen. Stattdessen gab er sich regelrecht dreist. «Lassen wir’s darauf ankommen.»
    «Ich bin nicht wählerisch, Aidan. Ob ich nun Sie, Mr   Jones oder sonst wen festnehme, ist mir schnuppe. Soll sich doch der Richter den Richtigen aussuchen.»
    «So läuft das nicht. Je mehr Tatverdächtige, desto mehr Zweifel an der Qualität der Ermittlung.»
    «Ja, und umso länger dauert’s, bis es zur Gerichtsverhandlung kommt. Darüber können Monate vergehen, Monate, in denen Sie im Knast sitzen, wo sich blitzschnell herumspricht, dass ein notorischer Sexualstraftäter in Zelle elf wohnt.»
    Er wurde bleich. Sexualstraftäter hatten hinter Gittern nichts zu lachen. Knastbrüder pflegten ihre eigenen Moralvorstellungen, und nach deren Wertesystem war alldenen sozialer Aufstieg garantiert, die sich einen Sittenstrolch ordentlich vorknöpften.
    Aidan hatte recht – sein Leben war einen Scheißdreck wert, und Gleiches galt für

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