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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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sorgfältig gehegten Lügen geworden – ihren und meinen. Kein Wunder, dass meine Eltern nicht stärker nachgehakt hatten, wenn ich meinen Besuch mit fadenscheinigen Ausreden immer wieder verschob. Es war auch für sie von Vorteil. Es gab uns allen noch ein wenig Zeit, unsere Lügen abzulegen. Dass meine Mum so betonte, sie hätten alle Sorgen von mir fernhalten wollen, zeigte nur wieder, dass sie mich für unfähig gehalten hatten. Aber die Haltung meiner Mum hatte sich geändert. Sie wollte mich nicht länger beschützen. Heute würde sie mir keine schlimmen Details ersparen, egal, ob ich dafür bereit war oder nicht. Als sie meine Hand nahm und mich zu meinem Platz zurückzog, deutete ihre Ungeduld schon an, dass diese Enthüllung nur eine Kleinigkeit war verglichen mit den Verbrechen, über die sie reden wollte. Sie holte eine zerknitterte Karte von Schweden aus der Tasche und breitete sie auf dem Tisch aus.
    Wie sind wir eigentlich auf diese Ecke von Schweden gekommen? Ich kannte sie vorher nicht, habe in der Gegend weder Freunde noch Familie und war noch nie dort.
    Der Hof liegt hier …
    Chris und ich haben bei einer ganzen Reihe von Grundstücken hin und her überlegt, vor allem im hohen Norden, noch hinter Stockholm, wo die Preise niedriger sind. Während unserer Suche ist Cecilia, die ältere Frau, der der Hof gehörte, auf uns zugekommen. Damals habe ich dir gesagt, das wäre wirklich eine glückliche Fügung gewesen. Ein Makler hat uns angerufen und gefragt, ob wir uns das Haus ansehen wollten. Noch ungewöhnlicher war, dass die Verkäuferin auf uns zugekommen war. Wir hatten uns zuvor bei den Maklern der Gegend mit unseren Kriterien vormerken lassen, aber die Provinz Halland im Süden ist beliebt und teuer, viele Leute haben dort ein Wochenendhaus. Nachdem wir gestanden hatten, wie knapp unser Budget war, kamen keine Angebote, dieser Anruf war der erste. Wir haben uns die Details angesehen. Es hörte sich perfekt an. Die Sache musste einen Haken haben.
    Als wir hinfuhren, wurden unsere Erwartungen noch übertroffen. Der Hof war perfekt! Weißt du noch, wie wir uns gefreut haben? Das Meer ist ganz in der Nähe, mit dem Fahrrad ist man in weniger als einer halben Stunde an weißen Sandstränden, altmodischen Eisdielen und Sommerhotels. Zu dem Grundstück gehören ein kleiner Obstgarten und ein Ponton auf dem Ätran, der für seine Lachse berühmt ist. Aber der Preis war unfassbar niedrig. Die Besitzerin Cecilia war verwitwet und hatte keine Kinder. Sie musste aus gesundheitlichen Gründen dringend in ein Pflegeheim ziehen und wollte deshalb schnell verkaufen. Bei unserem Gespräch haben wir nicht weiter nachgefragt. Ich war so verzaubert von dem Hof, dass ich darin ein Zeichen gesehen habe; ich dachte, meine Rückkehr nach Schweden stünde unter einem guten Stern und wir hätten endlich wieder ein bisschen Glück.
    Du hast dich bestimmt gewundert, warum ich mich während dieser ganzen Geschichte nie bei meinem Vater gemeldet habe. Zum Teil verstehe ich, warum du mich nie danach gefragt hast. Ich habe dir immer zu verstehen gegeben, dass ich über meine Kindheit nicht reden will. Und du hast es genossen, dass es nur uns drei gab. Vielleicht hast du geglaubt, drei Menschen könnten enger miteinander verbunden sein als vier oder fünf. Trotzdem tut es mir leid, dass dein Großvater dir ganz fremd ist und er nie zu unserer Familie gehört hat. Er lebt noch immer auf dem Hof, auf dem ich aufgewachsen bin. Nicht in Halland, wo wir unser Haus gekauft haben, sondern in der Provinz Värmland, von uns aus gesehen nördlich, am anderen Ufer des Vänerns, eines großen Sees zwischen Göteborg und Stockholm …
    Hier …
    Mit dem Auto bräuchte man sechs Stunden.
    Die Entfernung spricht für sich. Es ist traurig, aber wahr: Ich wollte ihn nicht wiedersehen. Es ist zu viel Zeit vergangen. Ich bin nach Schweden zurückgekehrt, nicht zu ihm. Mittlerweile ist er über achtzig. Manche würden es vielleicht grausam finden, dass ich so weit von ihm weg sein will, doch wir haben uns nicht umsonst so entfremdet. Als ich sechzehn war, habe ich ihn um Hilfe gebeten. Er hat sich geweigert. Danach konnte ich nicht bleiben.
    Meine handschriftlichen Anmerkungen kannst du erst einmal ignorieren. Dazu kommen wir später noch. Aber gut, jetzt hast du sie schon gesehen, und sie zeigen, welches Ausmaß diese Verbrechen haben. Die Verschwörung umspannt die gesamte Gegend dort, viele Menschen sind darin verwickelt. Auch die Behörden vor

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