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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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schöpfen, und ich füllte ihn im Fluss und schüttete Eimer für Eimer auf die Brandstellen, dass Qualmwolken aufstiegen. Kurz danach brach die ganze Hütte zusammen. Mit einem Ruder stieß ich einige der brennenden Bretter in den Fluss, wo sie zischten und Funken sprühten.
    Mein erster Gedanke lag auf der Hand. Jemand hatte das Feuer aus einem einfachen Grund gelegt – um Beweise zu vernichten. Wer das getan hatte, war mit ziemlicher Sicherheit noch im Wald und beobachtete das Feuer, und jetzt beobachtete er auch mich.
    Sollte er doch!
    Ich hatte keine Angst. Solange es auf der Insel noch schwelte, goss ich Wasser auf die Asche, bis alles abgekühlt war. Als das geschafft war und das Wasser nicht mehr verdampfte, stocherte ich in den Überresten herum, fuhr mit den Fingern durch Asche, rußige Pfützen und schwarzes Wasser und fand etwas Hartes – den Zahn, den du in der Hand hältst. Wäre ich verrückt, hätte ich mir sofort irgendeine spektakuläre Erklärung gesucht und geschrien:
    »Mord! Mord!«
    Das habe ich aber nicht. Ich hockte auf der Träneninsel, starrte auf den Zahn und überlegte und überlegte und fragte mich: Was macht der Zahn hier? Auf der Insel war keine Leiche verbrannt, wo waren sonst der Schädel und die Knochen? Die Vorstellung war lächerlich. Woher war der Zahn gekommen, dieses kleine Zähnchen, ein Milchzahn, der nicht von Mia stammte, sondern von einem kleinen Kind? Dann wurde mir klar, dass das Feuer gar nicht Beweise zerstören sollte, sondern mich. Jemand hatte den Zahn dort deponiert, wahrscheinlich mit einigen anderen, einer Handvoll Zähne, damit ich auf jeden Fall mindestens einen fand. Meine Feinde hatten dieses grässliche, provokante Beweisstück irgendwo auf der Insel liegen lassen und anschließend alles in Brand gesteckt.
    Denk an den Zeitpunkt. Warum jetzt? Warum sollten sie in diesem Moment ein Feuer legen, an diesem Tag und dazu vormittags? Warum hatten sie nicht gewartet, bis ich bei Norling war, in seinem Haus am Meer, weit weg – dann hätte ich den Rauch nicht gesehen, ich hätte nichts tun können. Das Feuer konnte kein Versuch sein, Beweise zu vernichten, das ergab keinen Sinn. Der Zahn war zu leicht zu finden gewesen. In Wahrheit hatte das Feuer den Zweck, mich vor Norlings Untersuchung aufzuregen. Ich sollte nach Rauch und Asche stinken, wenn ich zu Norling gehe, mit wirren verrußten Haaren. Und mit dem verbrannten Zahn in der Hand sollte ich behaupten, dies sei der Beweis, dass Mia tot war, und dann wie wild kreischen:
    »Mord! Mord!«
    Ein einfacher Labortest hätte bewiesen, dass der Zahn von einem kleinen Mädchen stammte, das gesund und munter auf irgendeinem Hof lebte. Sie hätten eine Lüge parat gehabt, die Kleine hätte den Zahn zur Insel mitgenommen, um ihn einer Freundin zu zeigen oder so etwas. Wie hätte ich dann dagestanden? Was hätte ich sagen können? Sie hätten mich direkt in eine Anstalt gesteckt.
    Ich schüttelte die Faust und verfluchte meine Feinde, die sich im Wald versteckten. Ich war nicht so dumm, wie sie glaubten.
    Ich bin nicht dumm!
    Einen kleinen Sieg hatten sie trotzdem schon errungen. Ich würde zu spät zu Doktor Norling kommen. Erst als ich rasch ins Boot stieg, fiel mir auf, dass ich mir in der heißen Glut an einem Fuß dicke Brandblasen geholt hatte. Aber das war egal. Ich durfte keine Zeit verlieren.
    So schnell wie möglich fuhr ich zum Hof zurück. Für meinen Termin war ich schon spät dran. Ich zog mich aus, warf meine stinkenden, verqualmten Sachen auf den Boden und schwamm im Fluss, um mich kurz zu waschen. Meine Sachen konnte ich nicht mehr anziehen, also lief ich nackt zum Haus, zog frische Kleidung an und versteckte den verkohlten Zahn in meiner Umhängetasche.
    Chris stand in seinen besten Sachen neben dem weißen Lieferwagen. Wann zieht dein Vater mal etwas anderes an als Jeans und einen Pullover? Der Grund lag auf der Hand. Er hatte sich für seine Rolle im Krankenhaus vorbereitet, für seinen Auftritt als treusorgender, liebevoller Ehemann vor den Ärzten und Schwestern und wollte möglichst ordentlich erscheinen – was heißt, möglichst überzeugend. Ohne T-Shirt, das nach Gras stank. Ohne hässliche alte Stiefel. Wie ein Räuber, der sich einen schlecht sitzenden Anzug für eine Gerichtsverhandlung leiht, hatte Chris Kleidung ausgegraben, die er normalerweise nie trug. Er sagte kein Wort über den Rauch am Himmel, fragte nicht, wo ich geblieben war, erwähnte auch nicht, dass ich das Boot genommen hatte.

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