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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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die Blätter in die Kassette zurücklegte, klang sie nicht mehr geringschätzig.
    »Das war der letzte Eintrag.«
    Sie klappte den Deckel herunter und sah mich durchdringend an.
    »Was hältst du davon?«
    Eine gefährliche Frage, im Grunde fragte sie damit, ob wir zur Polizei gehen würden oder zu einem Arzt.
    »Es ist geschickt gemacht.«
    »Was zeigt, wie ernst und entschlossen meine Feinde sind.«
    »Könnte Chris so etwas überhaupt schreiben?«
    »Das war nicht dein Vater. Es war Doktor Norling. Und Håkan hat ihm gesagt, was er schreiben soll.«
    »Warum sollte er sich darauf einlassen?«
    »Er ist auch darin verwickelt.«
    »Worin?«
    »Mia ist nur die Spitze des Eisbergs.«
    »Sagst du mir, was das heißen soll?«
    »Sehr bald.«
    Ich kam auf den Ablauf der Ereignisse zurück:
    »Was ist dann passiert? Du warst im Haus, im Wohnzimmer. Der Kommissar und der Arzt waren da. Und Chris und Håkan. Sie haben dich dazu gebracht, diesen Text zu lesen. Sie haben dich beobachtet. Und dann?«
    Ich hatte Angst. Aber ich tat, als wäre ich ruhig. Ihren Köder wollte ich nicht schlucken, ich würde nicht sagen, Håkan hätte sich das ausgedacht. Das Tagebuch war eine Falle. Sie wollten mich provozieren. Sie haben erwartet, dass ich wütend werde und behaupte, es wäre einer von ihnen gewesen. Ich konnte nicht beweisen, dass sie etwas damit zu tun hatten. Deshalb wollte ich mich ahnungslos und etwas dumm stellen. Ich sagte, dieser Text sei ja ein faszinierender Einblick in das Leben auf diesem Hof, als würde ich ihn für echt halten. Dann gähnte ich demonstrativ und sagte, ich wäre müde, es wäre ein langer Tag gewesen, und ich würde jetzt gerne schlafen gehen. Norling fragte, ob ich bereit sei, ihn am nächsten Tag zu besuchen und mit ihm zu reden – nur wir zwei, sonst niemand –, und weil das die einzige Möglichkeit war, sie loszuwerden, willigte ich ein. Wenn ich erst einmal gut geschlafen hatte, würde ich ihn liebend gern besuchen. Nach diesem Versprechen gingen sie. Ich sagte Chris, er könnte die Nacht in dem halb renovierten Gästehaus verbringen; nachdem er sich so benommen hatte, konnte ich unmöglich neben ihm schlafen.
    Aber ich schlief nicht. Ich wartete lange, bis drei oder vier Uhr morgens. Dann schlich ich mich aus dem Bett, fuhr den Rechner hoch und schickte dir eine Mail. Der Monitor war so hell, dass ich Angst bekam und mich nicht traute, lange zu schreiben. Ich wollte dir so viel erzählen. Ich hielt mich zurück, weil das Internet nicht sicher ist, man kann alles überwachen und abfangen, nichts ist sicher, man kann alles herausfinden, sogar nachdem es gelöscht wurde, es verschwindet nicht, nichts verschwindet mehr, deshalb schrieb ich am Ende nur ein einziges Wort, deinen Namen.

I N DIESEM SOMMER hatten sich unsere Leben verschwindend selten berührt. Mein Dad hatte Håkan und Doktor Norling um Rat gebeten, lange, bevor er mir überhaupt gesagt hatte, dass etwas nicht in Ordnung war. In diesem Männerkriegsrat auf seinem Hof hatte ich weder einen Sitz noch eine Stimme. Entweder, weil sie zusammen ein Verbrechen vertuschen wollten, wie meine Mum behauptete, oder weil ich mich so erfolgreich aus dem Leben meiner Eltern gestohlen hatte, dass mein Vater dachte, ich wäre in dieser Notlage keine große Hilfe. Vielleicht hatte er sich überlegt, dass ich ihn nicht unterstützen konnte und selbst Aufmerksamkeit brauchte und ihm letztlich nur ein Klotz am Bein wäre. Für mich war es deshalb schmeichelhafter, an eine Verschwörung zu glauben – das hätte mich der Verantwortung enthoben. Ich hätte mir einreden können, sie hätten mich aus finsteren Gründen ausgeschlossen und nicht wegen meiner Charakterschwächen. Mir kam der beunruhigende Gedanke, meine Mum könnte meine Abwesenheit als weiteren Beweis gesehen haben, dass es eine Verschwörung gegen sie gab. Weil ich nicht dort war, konnte sie sich in die Vorstellung hineinsteigern, im Ort sei etwas passiert, und deshalb seien diese Männer hinter ihr her. Bis jetzt hatte ich mich geschämt, weil ich bei der ganzen Geschichte keine Rolle gespielt hatte. Dabei hatte ich mich geirrt. Gerade durch meine Abwesenheit hatte ich eine Rolle gespielt. Wären alle Menschen, die meine Mum liebte, aus England und aus Schweden, an diesem Abend in ihrem Haus gewesen, hätte sie dann so fest glauben können, dass alle gegen sie waren? Wäre ich mit Mark dort gewesen und hätte meinen Dad unterstützt, hätte meine Mum das nicht so einfach in ihre Geschichte

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