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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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diesem ruhigen Eckchen Schwedens vor sich ging:
    »Reden Sie mit mir, Tilde, reden Sie mit mir.«
    Seine Stimme war verführerisch, und er hatte recht, ich wollte so gerne die Wahrheit sagen, obwohl ich wusste, dass es eine Falle war. Als ich spürte, dass ich fast schwach wurde, schloss ich die Augen und erinnerte mich daran, dass ich nichts sagen wollte, ich musste mich an den Plan halten!
    Norling nahm die Wasserflasche und schenkte mir ein Glas ein. Ich nahm es an, obwohl ich Angst hatte, er könnte ein bewusstseinsveränderndes Mittel benutzen, das man weder sehen noch schmecken kann und das mich zum Reden bringt, damit ich mich selbst belaste. Ich war so durstig, dass ich das Glas hob und trank. Sekunden später hatte ich plötzlich das überwältigende Bedürfnis zu reden, aber nicht aus dem Herzen heraus, es war ein künstlicher Wunsch, etwas hatte ihn hervorgerufen. Mir kam die Idee, das Zimmer könnte mit winzigen Kameras gespickt sein, so klein wie ein Knopf oder versteckt in Stiftkappen. Trotzdem wurde der Wunsch zu reden immer stärker. Ich versuchte, die Worte zurückzuhalten, aber es nutzte nichts. Wenn ich diesen Drang schon nicht kontrollieren konnte, konnte ich wenigstens steuern, was ich sagte, also redete ich über Dinge, die mir nicht schaden konnten. Ich beschrieb meinen Gemüsegarten und erzählte, er sei der größte, den wir je angelegt hatten, mit Kopfsalat, mit Möhren, Radieschen, Zwiebeln, roten Zwiebeln, weißen Zwiebeln, Schnittlauch und frischen Kräutern, Basilikum, Rosmarin und Thymian. Ich muss fünf, zehn, zwanzig Minuten geredet haben, ich weiß nicht mehr, aber als ich mich umdrehte, saß Norling noch genauso auf seinem teuren Ledersofa wie vorher und wirkte, als würde er problemlos ewig warten. Mein Widerstand bröckelte.
    Ich erzählte ihm alles.

M EINE MUM ZOG EINEN Zeitungsausschnitt aus ihrem Tagebuch, den zweiten, den sie mir heute zeigte. Ordentlich legte sie ihn mir auf den Schoß. Er stammte aus der Hallands Nyheter von Ende April, nur ein paar Wochen, nachdem sie nach Schweden gegangen waren.
    Ich brauche ihn dir nicht zu übersetzen. Der Artikel setzt sich kritisch mit dem Adoptionsrecht auseinander und fragt, ob die Vorschriften überarbeitet werden müssten, nachdem sich ein junges Mädchen umgebracht hat. Das Mädchen stammte aus Angola, demselben Land, aus dem Mia adoptiert wurde, und kam mit sechs Monaten nach Schweden. Mit dreizehn hat sie sich mit der Waffe ihres Adoptivvaters getötet. Der Journalist beschreibt, welche Probleme ein junges schwarzes Mädchen hat, das in Schweden auf dem Land aufwächst. Es gab großen Wirbel um diesen Artikel. Als ich den Journalisten wegen der Geschichte anrief, wollte er nicht mehr darüber reden, er hätte nichts mehr dazu zu sagen. Er klang, als hätte er Angst. Zu Recht. Dieser Artikel kratzt gerade mal an der Oberfläche eines viel größeren Skandals.

A UCH WENN SIE ES NICHT mochte, dass man der Gesch ichte vorweggriff, musste ich nachhaken:
    »Mum, was für ein Skandal?«
    »Das musst du doch mittlerweile erkennen.«
    Die ganze Zeit über hatte sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen, war energisch und bestimmt gewesen, aber wenn es darum ging, worauf sie eigentlich hinauswollte, wich sie zurück. Sie rückte nur nach und nach mit Einzelheiten heraus, wie bei einem Modellbausatz, der erst noch zusammengesetzt werden musste. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, weil ich in diesem Sommer so ahnungslos gewesen war, aber ich konnte ihre Vorwürfe nicht einfach mittragen:
    »Die Polizei wird dich direkt fragen. Was ist passiert? Wer war darin verwickelt? Du kannst nicht nur Andeutungen machen. Du kannst nicht nur sagen, sie sollen ihre eigenen Schlüsse ziehen. Sie waren nicht dabei. Ich war nicht dabei.«
    Meine Mum antwortete langsam und überlegt:
    »Es wurden Kinder missbraucht. Adoptierte Kinder. Der ganze Adoptionsapparat ist korrupt. Diese Kinder sind schutzlos. Sie werden als Besitz angesehen.«
    »Auch Mia?«
    »Besonders Mia.«
    »Wurde sie deshalb ermordet?«
    »Sie war stark, Daniel. Sie wollte sie entlarven. Sie wollte die anderen Kinder vor dem Schmerz retten, den sie erleiden musste. Wenn sie es nicht tat, würde es wieder passieren, das wusste sie. Und ihre Geschichte würde sich bei anderen Mädchen und Jungen wiederholen.«
    »Wer hat sie getötet?«
    »Einer der Männer auf meiner Liste, vielleicht Håkan. Sie war seine Tochter, sein Problem, und er hätte es als seine Pflicht angesehen,

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