Ohne jedes Tabu
Hochstühlen saßen. Sie waren in einem ähnlichen Alter und sahen fast wie Zwillinge aus.
Oder wie Cousin und Cousine.
Sein Herz begann heftig zu klopfen. Nein! Das war unmöglich! Emma war sieben Monate alt, die Hochzeit war im … Er begann zu rechnen.
Oh nein!
Abrupt stand er auf und sah Raina scharf an. Sie sprach gerade, brach jedoch mitten im Satz ab, als sie Lucian um den Tisch herum zu ihr kommen sah. Ihre Augen weiteten sich vor Verwirrung, dann vor Schreck.
Er packte sie am Arm. „Wir müssen miteinander reden.”
„Lucian!” Melanie war empört.
Gabe wollte sich erheben.
„Gabe, du hältst dich hier raus”, sagte Lucian grimmig. „Es tut mir Leid, Melanie, aber ihr müsst Raina und mich bitte entschuldigen.”
Melanie setzte zu einem Protest an, doch Raina schüttelte den Kopf
„Es ist okay, Melanie.”
Melanie presste die Lippen zusammen und lehnte sich wieder zurück. Die anderen starrten ihnen sprachlos nach.
Die Hand fest um ihren Arm gelegt, zog Lucian Raina die Treppe hinauf in das erste Zimmer, das zufällig das Kinderzimmer war.
Er schloss die Tür und ignorierte Rainas geschockten Gesichtsausdruck, als er sie heftig an sich zog.
„Sag es mir”, stieß er drohend hervor. „Ist Emma meine Tochter?”
Raina hatte das Gefühl, dass sämtliches Blut aus ihrem Kopf wich. Was war geschehen? Eben noch hatten sie alle vergnügt am Tisch gesessen, und im nächsten Moment war Lucian auf sie zugekommen mit einem Blick in den Augen, der ihr den Atem genommen hatte. Sie hatte keine Zeit gehabt, sich zu wappnen.
Unfähig zu sprechen, blinzelte sie und zuckte zusammen, als er ihren Arm fester umklammerte.
„Ist sie meine Tochter?” fragte er noch einmal.
Raina machte sich von ihm los und rieb sich den schmerzenden Arm. Was auch immer geschehen sein mochte, sie würde ihm nicht erlauben, ihr wehzutun. „Das ist wohl kaum der geeignete Augenblick für solch eine Diskussion.”
„Sie ist meine Tochter, stimmt’s? Als du mir gestern Abend erzählt hast, dass wir nach der Hochzeit miteinander geschlafen haben, hätte ich gleich darauf kommen müssen. Man muss kein Mathegenie sein, um die Monate zu addieren.”
„Lucian, ich …”
„Sie hat meine Augen, meine Haarfarbe.” Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte fassungslos den Kopf. „Sie sieht wie eine Sinclair aus, und ich habe es nicht einmal bemerkt bis eben. Verdammt, Raina, warum, zum Teufel, hast du es mir nicht gesagt?”
„Wann denn?” Raina wurde nun ebenfalls wütend. „Am nächsten Morgen, als ich aufwachte und feststellte, dass du ohne ein Wort verschwunden warst? Ach, nein, da wusste ich ja noch nicht, dass ich schwanger war.”
„Du hättest mich …”
„Was? Dich anrufen können, als ich es herausfand?” Sie kniff die Augen zusammen. „Zu deiner Information, ich habe dich angerufen. Du wusstest nicht einmal mehr, wer ich war. ,Raina?
Welche Raina?’ sagtest du. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie ich mich da gefühlt habe?”
„Verdammt noch mal!” Frustriert warf er die Hände hoch.
„Ich erinnerte mich nicht, weil ich unter einer höllischen Gedächtnislücke leide.”
„Würdest du bitte etwas leiser sprechen?” zischte sie ihn an, bevor sie tief Luft holte. „Lucian, ich bin keine Hellseherin. Da Melanie und ich nie darüber gesprochen hatten, wusste ich nichts von deinem Unfall. Ich war in Italien, schwanger, und wusste nur, der Vater meines Kindes konnte sich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern. Ich habe getan, was ich tun musste.”
Lucian begann auf und ab zu gehen. „Warum hast du denn nicht wenigstens Melanie davon erzählt?”
„Du konntest dich nicht an mich erinnern! Glaubst du wirklich, ich hätte meine beste Freundin anrufen und sie in diesen Schlamassel hineinziehen sollen? Ihr sagen, dass ich mit ihrem Schwager geschlafen habe, der deutlich gemacht hatte, dass er keine feste Bindung wolle? Zum ersten Mal in ihrem Leben war und ist - Melanie glücklich. Da muss ich nicht kommen und ihr dieses Glück vermiesen.”
Die Lippen zusammengepresst kam er auf sie zu. „Ich hatte ein Recht zu erfahren, dass ich ein Kind habe.”
Raina nickte langsam. „Ich muss zugeben, nach dem Telefonat und auch noch kurz nach Emmas Geburt wollte ich es dir nicht sagen, aber dann …”, sie machte eine Pause und überlegte sich die nächsten Worte sehr genau, „… dann erkannte ich, dass du es erfahren musst. Ich habe keine Familie. Wenn mir etwas zustoßen sollte,
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