Ohne Kuss ins Bett
zu viel Ärger in den Raum bringen und das würde die Geister zu sehr stärken.«
»Die mögen’s, wenn man sich beschimpft, was?«, erkundigte sich North, und dann sah Andie Mrs Crumb aus dem Salon in die Eingangshalle treten, ihre grellorangefarben geblümte Schürze umgebunden und mit einem wutentbrannten Gesichtsausdruck.
Andie hob sich auf die Zehenspitzen und flüsterte North ins Ohr: »Ich habe die Crumb heute Morgen gefeuert. Außerdem, denk dran, dass wir noch verheiratet sind.«
»Damit ist der allnächtliche Blowjob wohl dahin«, hauchte North und schenkte ihr ein Krokodilslächeln. »Mrs Crumb. Wirklich schade, dass Sie uns verlassen.«
»Nein, ist es nicht«, widersprach Andie.
»Ich habe es klopfen hören«, stellte Mrs Crumb fest. »Wir hatten mit keinem von Ihnen gerechnet. Vier Personen gestern Abend, und jetzt das. Sie brauchen mich, um dieses Durcheinander zu bewältigen.«
»Das besprechen Sie lieber mit …« North blickte zu Andie hinunter. »Mrs Archer.« Er machte eine Geste zu Lydia hin. »Dies ist meine Mutter, Mrs Archer. Die andere Mrs Archer.«
»Welche andere Mrs Archer?«, fragte Lydia.
»Wie viele sind’s denn noch?« Mrs Crumb wandte sich an Andie und strafte die anderen mit Nichtachtung.
»Wie viele Mrs … Ach, wie viele neue Gäste?« Andie zählte in Gedanken rasch nach. »Noch vier.«
»Wir haben aber nur noch zwei freie Schlafzimmer. Na ja, Mr Archer braucht keines, der kommt natürlich mit zu Ihnen.«
»Was?«, fuhr Lydia auf, doch North blickte sie nur an, und sie klappte den Mund wieder zu. »Na schön.« Sie blickte Andie an, dann North, dann wandte sie sich um und marschierte wieder in die Große Halle.
Okay, North schläft in meinem Zimmer , dachte Andie, nein, in Mays Zimmer. Das wird ihr gefallen. Macht nichts, denn ich schlafe im Kinderzimmer bei Alice . »Natürlich schläft er in meinem Zimmer«, antwortete sie, an Mrs Crumb gewandt, und North blickte interessiert drein, ohne etwas zu äußern.
Mrs Crumb verschränkte die Arme. »Ich weiß nicht, was das soll. Mir wurde ja gekündigt.«
»Da haben Sie recht«, erwiderte Andie. »Auf Wiedersehen.«
»Also, äh …«, begann Mrs Crumb, und im nächsten Augenblick erschien Southie in der Eingangshalle, erblickte Mrs Crumb und rief: »Um Gottes willen, Frau, besorgen Sie uns Drinks.«
Mrs Crumb sah Andie an, und Andie meinte: »Na gut, wir besprechen das später.«
Die Haushälterin lächelte triumphierend, verkündete: »Mr Sullivan, Sie werden Ihr Zimmer mit jemandem teilen müssen«, und ging, um die Schlafzimmer umzudisponieren.
Da erblickte Southie North, und sein Gesichtsausdruck wurde fast zu einem zornigen Starren, was Andie noch nie bei ihm gesehen hatte. »Wie nett, Mutter hier zu begegnen«, sagte er zu North.
»Gib nicht mir die Schuld daran.« North sah ihn ohne Mitleid an. »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht hierherfahren.«
»Das Biest vom Sensationskanal hatte ihn in den Klauen.« Andie wandte sich erklärend an North und versuchte, ihren Verstand wiederzufinden. Da gab es tatsächlich Geister, aber andererseits war North jetzt hier. Das konnte sich eventuell ausgleichen, vor allem, wenn sie sich wieder in seine Arme stürzte. Und das war höchstwahrscheinlich, wenn man bedachte, in welche Richtung sich ihre Gedanken allein durch seine Nähe bewegten. »Southie war ihr ziemlich hilflos ausgeliefert. Sie ist wahrhaftig eine Menschheitsplage.«
»Na fantastisch«, meinte North, diesen wunderschönen, ernsten Ausdruck im Gesicht. »Mutter scharrt schon mit den Hufen, so wild ist sie auf einen Kampf. Überlasst die Plage ruhig ihr. Und du bringst mich jetzt an einen ruhigen Ort, machst mir einen Drink und erzählst mir, was, zum Teufel, hier eigentlich vor sich geht.«
Ja , dachte Andie, entgegnete aber dann: »Ich finde, wir sollten ihr lieber gegen die Plage beistehen. Ich bin mir nicht sicher, ob deine Mutter allein mit ihr fertig wird.«
»Unsinn. Einen kräftigen Pfahl durchs Herz, und sie ist erledigt.« North sah Southie an. »Entschuldige, Southie, ich hätte dich zuerst fragen müssen: Liebst du diese Frau?«
»O Gott, nein«, antwortete Southie.
»Dann überlasse sie Mutter.« Er lächelte Andie wieder an. »Und inzwischen kannst du mir erzählen, was hier geschieht. So schlimm, wie du dich angehört hast, kann es doch gar nicht sein.«
»Es ist noch schlimmer«, mischte Southie sich ein. »Wir …«
»Southie« – North wandte sich an seinen Bruder –, »hau
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