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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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und so.« Sie lachte etwas verlegen und verschränkte nervös ihre Finger ineinander.
    »Ach so, genau.« Ich wünschte, ich hätte auch nur die leiseste Ahnung, was sie von mir hören wollte. Ich stand da, und mir fiel einfach nicht ein, was ich sagen konnte, also nickte ich und zog die Lippen auseinander.
    »Tja«, sie zuckte wieder die Schultern, »vielleicht können wir uns ja mal auf ein Käffchen treffen und über unsere Erfahrungen plaudern.«
    Ich schluckte. Treffen? Käffchen? Und welche Erfahrungen meinte sie? »Ja, gern«, rief ich und öffnete die Pforte. Gott sei Dank war ich hier bald weg; langsam war ich wirklich froh, wieder meine Ruhe zu haben. Kaum war ich im Flur, kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer gelaufen. »Ich habe euch durchs Fenster gesehen. Pass nur auf mit der Sieglinde – ich hab dir doch gesagt, dass sie eine Lesbierin ist.«
    Müde rieb ich mir die Schläfen. »Okay, Mutter, jetzt hör mal gut zu. Erstens sagt kein Mensch mehr Lesbierin. Zweitens ist Homosexualität keine ansteckende Krankheit. Drittens wird niemand lesbisch durch Beeinflussung.«
    »Das sagst du. Aber die Sieglinde ist ja auch lesbisch geworden.«
    Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen. »Sie ist es nicht geworden, sondern wahrscheinlich immer schon gewesen.«
    »Sie war doch verheiratet.« Meine Mutter versuchte mir händeringend Vernunft einzuhämmern. »Warum hat sie denn geheiratet, wenn sie es vorher schon war?«
    »Ich bin müde.«
    »Ich hab dir Heringshappen hingestellt.«
    »Danke.«
    Sie ging mir in die Küche nach. »Du, der Markus kommt in ungefähr einer Woche raus, hat der Arzt gesagt. Ich richte ihm dein Zimmer her, dann muss er nicht so weit laufen.«
    Mein armer Bruder würde also ein paar Wochen hier bleiben müssen. Markus war Produktmanager in der amerikanischen Sportfirma Ultimo und hatte meistens einen Zehn- oder Elfstundentag. Der vorübergehende Umzug ins Haus unserer Eltern würde eine ganz schöne Umstellung werden.
    Als ich Platz nahm und mich an die Heringshappen machen wollte, sagte meine Mutter plötzlich: »Ich hab mich schon ein bisschen an dich gewöhnt – wirst mir fehlen.«
    Ich lächelte sie an und stocherte in den Heringshappen herum. »Markus löst mich ja bald ab. Hahaha.«
    »Stimmt was mit dem Hering nicht?«
    »Ist nicht gerade mein Leibgericht.«
    »Früher mochtest du ihn aber.«
    »Früher, ja. Aber der Geschmack eines Menschen ändert sich im Laufe der Jahre. Du mochtest früher Sauerkraut, heute eben nicht mehr.«
    »Das hat nichts mit dem Geschmack zu tun. Ich ess kein Sauerkraut mehr, weil ich davon Sodbrennen kriege.«
    Die Heringshappen schob ich endgültig zur Seite. »Ich hab irgendwie Lust auf Pizza.«
    »Nee, also wirklich nicht. Ich stell mich doch jetzt nicht in die Küche und backe Pizza«, rief sie aufgebracht.
    »Mutter, jetzt beruhige dich doch. Ich hab nicht gesagt, dass du sie selber backen sollst. Heutzutage kann man eine Pizza schließlich bestellen.«
    Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Ja, pfui Teufel! Wer weiß, was da alles drin ist. Vielleicht spucken die auch noch in den Teig.«
    »Und warum sollten sie das tun?«
    »Es gibt viele Sachen, für die es keine Erklärung gibt«, meinte sie altklug.
    »Hast du vielleicht einen Prospekt von einem Pizzaservice?«
    »An unserem Briefkasten steht, dass wir keine Werbung wollen, und dazu stehen wir.«
    Ich stand auf und rief die Auskunft an, von der ich die Nummer von Best and fast Pizza in Pasing bekam. Ich bestellte eine Single-Pizza, aber der freundliche Mann am Telefon sagte, der Mindestbetrag liege bei zehn Euro. Die Single-Pizza kostete sieben Euro. »Möchte jemand von euch beiden auch etwas?«, brüllte ich vom Flur ins Wohnzimmer, da meine Eltern kein schnurloses Telefon hatten.
    »Nein«, kam es im Chor. So wie ich die beiden kannte, bestellten sie beim Pizzalieferanten wohl aus Prinzip nichts.
    Nachdem ich mir noch einen Salat ausgesucht hatte, verabschiedete ich mich.
    »Alles klar, danke für Ihre Bestellung und bon appeti t !« Bon Appetit? War das nicht französisch – und eine Pizza italienisch? Na ja, was zählt, ist der gute Wille, hatte meine Oma immer gesagt.
    Eine halbe Stunde später klingelte es. Ich sah mir mit meinen Eltern eine Gameshow an, und meine Mutter drückte der alten Dame, die im Finale stand, gerade die Daumen (im wahrsten Sinne des Wortes). Ich stand auf und lief zur Tür. Als ich sie aufmachte, zuckte ich zusammen. Vor mir stand der Pizzalieferant mit der

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