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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Finale. Ich freu mich so für sie.«
    »Oh ja, ich auch.« Ich verdrehte ein kleines bisschen die Augen.
    »Das sagst du jetzt nur so.«
    Ich lächelte, sagte aber nichts. Sie ging wieder hinaus.
    Zehn Minuten später kamen meine Eltern gemeinsam in die Küche, und meine Mutter machte Irish Coffee, was sie schon Jahre nicht mehr getan hatte. Sie sagte, das sei schließlich unser letzter Abend. Irgendwie schwang ein kleines bisschen Traurigkeit mit, als sie das sagte.
    Nachdem sie die eleganten Gläser auf den Tisch gestellt hatte, sagte mein Vater: »Jetzt gib ihr halt das Paket, Gisela.«
    »Was denn für ein Paket?«, fragte ich neugierig.
    Statt auf meine Frage einzugehen, kam sie mit einem großen Karton wieder und stellte ihn behutsam auf den Tisch. »Ich hab da ein paar Sachen von dir gefunden. Deinen ersten Schulranzen zum Beispiel und deine Schlittschuhe. Na ja, die passen dir natürlich nicht mehr, aber ich dachte, vielleicht willst du sie ja haben.«
    Ich war gerührt. »Natürlich will ich das haben. Danke, Mutter.«
    »Gern geschehen«, sagte sie und schob sich ein Löffelchen Schlagsahne in den Mund.

10
    A m Samstagmorgen wurden meine Möbel geliefert, und Egge half mir beim Aufbau. Danach fuhr er noch mit mir zu Christoph.
    Ich wollte meine Sachen in mein neues Heim bringen und konnte sie schließlich nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren. Als Egge mir angeboten hatte, mir zu helfen, war ich sehr froh darüber gewesen.
    Während der Fahrt pfiff er fast die ganze Zeit Life is life . Es störte mich ungemein, und ich wollte schon etwas sagen, aber dann fiel mir ein, dass ihn die ganze Situation vielleicht verlegen machte und er nicht so recht wusste, was er mit mir reden sollte. Aber musste es ausgerechnet dieser Song sein? Ich hatte ihn noch nie ausstehen können. Christoph hatte ihn natürlich gemocht. Er gehörte zu den Menschen, die unter der Dusche sangen, und ich hatte ihn Texte singen hören wie: »Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür«, und einmal auch: »Ein Bett im Kornfeld, zwischen Blumen und Stroh … « Aber was mich total faszinierte, war, dass er den Text von Im Wagen vor mir , seinem Lieblingsschlager aus den Siebzigern, auswendig kannte. Und ich konnte mich erinnern, dass ich auch verrückt nach dem Lied gewesen war. Schließlich bat ich ihn, es mir vorzusingen, weil ich mich nicht mehr an den Text erinnern konnte. Also stand Christoph, mit dem Handtuch um die Hüften, vor mir im Schlafzimmer, tropfnass, und sang:
    Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen.
    Sie fährt allein und sie scheint hübsch zu sein.
    Ich weiß nicht, wo sie hinfährt und ich kenne nicht ihr Ziel.
    Ich merke nur, sie fährt mit viel Gefühl …
    Bald stimmte ich in den Song von Henry Valentino mit ein, und dann standen wir da und sangen und lachten. Das war vor etwa zehn Jahren gewesen. Meine Lippen fingen an zu zittern. Was für eine schöne Erinnerung.
    Egges Vollbremsung warf meinen Oberkörper ruckartig nach vorne und brachte mich unsanft in die Gegenwart zurück. Er zischte leise Flüche vor sich hin und drehte das Lenkrad wie ein Besessener nach rechts. Egge konnte nicht einparken. Antje meinte, dass er als Mann nicht darüber hinwegkam, dieses Talent nicht zu besitzen. Genauso hatte sie es gesagt. Jetzt steckten wir einigermaßen in der Parklücke, nur war die vordere Hälfte des Autos zu weit auf der Straße. »Glaubst du, wir können das so lassen?« Aus seinem Tonfall konnte ich heraushören, wie sehr er auf ein Ja von mir hoffte. Aber ich wollte nicht schuld daran sein, wenn nachher der Seitenspiegel fehlte und die Fahrertür Dellen hatte. »Ich glaub eher nicht, Egge.«
    »Scheiße.« Nun ging das Ganze von vorne los. Er lenkte und fuhr gefühlt zentimeterweise vor und zurück.
    »Zum Glück habt ihr eine Tiefgarage.« Diesen Kommentar musste ich einfach loswerden.
    Im Mietshaus nebenan stand ein älterer Mann am Fenster und beobachtete uns. Er rauchte dabei genüsslich eine Zigarette und grinste.
    Irgendwann hatte Egge es geschafft, und das Auto stand perfekt in der Parklücke. Erschöpft atmete er aus. »Willst du erst mal alleine gehen? Vielleicht wollt ihr etwas be sprechen.«
    »Lieber später, wenn wir fertig sind. Ich möchte erst mal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Wenn er unbeteiligt dasitzt und Zeitung liest, dann hat es sich sowieso erledigt.«
    Egge schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht tun.«
    Als wir an der Tür klingelten, machte Christoph

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