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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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Amerikaner.«
    »Meine Eltern leben in New York, da kommt mein Vater her.«
    »Wirklich? Und warum lebst du nicht dort? New York ist doch sehr interessant.«
    »Mit interessant kommt man aber nicht weit.« Sie zuckte die Schultern. »Na ja, dort wäre ich auch nur Zimmermädchen, weil ich dämlich genug war, mich früher nicht um eine gute Ausbildung zu kümmern. Und glaub mir, hier lebt es sich immerhin erträglich als Zimmermädchen, drü ben bräuchte ich noch einen Job, um wie ein Mensch leben zu können. Besonders, weil ich keinen Mann habe.«
    »Warst du denn mal verheiratet?«
    »Nee. Und jetzt bin ich einundvierzig, da ist der Zug abgefahren.«
    »Oh, du bist wirklich eine Pessimistin. Bei dir klingt einundvierzig wie einundachtzig.«
    »Gut, es ist nicht nur das Alter. Sieh dir Annett an, mit ihren dreiundvierzig, die sieht doch glatt zehn Jahre jünger aus.« Ich war etwas enttäuscht, dass sie nicht mich als positives Beispiel nahm. »Ich hingegen bin nicht gerade Naomi Campbell.« Ich verstand gar nicht, warum sie so negativ über sich selbst sprach, denn ich fand sie nicht unattraktiv.
    »Außerdem bin ich wohl auch solo, weil ich etwas schwie rig bin.«
    Ich lächelte sie beruhigend an. »Das sind wir doch alle irgendwie. Wahrscheinlich brauchst du einen Kerl, der dir zeigt, wo’s langgeht; der so dominant ist wie du.«
    Sie sah mich bestürzt an. »Was? Nein! Im Gegenteil! Ich wünsche mir einen Mann, der nett und lieb zu mir ist.«
    »Ach so?«
    »Natürlich!«
    »Natürlich.« Ich kam mir nun ziemlich blöd vor, dass ich ihr unterstellt hatte, sie hätte einen Macho verdient. Da kam mir die Unterbrechung durch Annett ganz recht. »Da sind Susi und Stefan«, rief sie aus der Küche.
    »Wer?«
    Louise stand auf. »Unsere Nachbarn.« Sie lief in die Küche, ich hinterher. Sofort klebten die beiden am Fenster und starrten durch die Rollos nach draußen.
    »Was macht ihr da?« Ich gebe zu, ich war etwas erschüttert.
    »Die beiden sind«, murmelte Annett, ihren Blick hoch konzentriert zur Straße gerichtet, »nach außen hin das absolute Traumpaar.«
    »Turteltäubchen«, ergänzte Louise.
    »Aber sie betrügt ihn, wenn er in der Arbeit ist. Im letzten Jahr bestimmt mit drei oder vier Männern.«
    Ich ging etwas näher zum Fenster, weil mich interessierte, wie die fiese Frau und der wohl dämliche Mann aussahen. Die Straße war gut beleuchtet, und man konnte erkennen, dass sie Einkaufstüten aus dem Auto luden. Auf den ersten Blick sahen sie furchtbar langweilig aus. Er war einen halben Kopf größer und etwa fünf Jahre älter als sie. Die Frau hatte einen blonden Pferdeschwanz und einen grellgrünen Mantel an. Die beiden waren etwa in den Dreißigern. Jetzt nahmen sie die Einkaufstüten und gingen in das Haus gegenüber.
    Annett schüttelte den Kopf. »Er ist der Typ tickende Zeitbombe. Immer freundlich, immer nett.«
    »So wie du«, warf Louise ihr vor.
    »Aber ich bin so, wie ich bin. Und ich bin auch nicht immer so, sondern kann auch sauer werden.« Sie sagte das, als wäre es eine Tugend. »Entschuldige bitte, dass ich nicht alles zum Kotzen finde, so wie du.« Annett machte sich wieder ans Abwaschen. Sie sah nicht verärgert aus, hatte wieder ihr unschlagbares Lächeln im Gesicht.
    Louise verdrehte die Augen und ging aus der Küche.
    »Ich gehe ins Bett«, sagte ich.
    Annett blickte auf. »Es ist noch nicht mal neun Uhr.«
    »Ja, aber ich bin total geschafft. Je früher ich diesen grässlichen Tag vergesse, umso besser.«
    Das Badezimmer war ein Ort, der mich beruhigte und in den ich am liebsten eingezogen wäre. Früher hatte ich Körperpflege immer nur als etwas Notwendiges betrachtet, das ich eben hinter mich bringen musste. Jetzt ließ ich mir Zeit, genoss es regelrecht. Annett hatte eine Aromalampe auf dem Beistelltisch aufgestellt, mit verschiedenen Ölen. Ich tröpfelte ein paar Tropfen Lavendel – zur Beruhigung – hinein, goss Wasser auf und zündete das Teelicht an. Nachdem ich gebadet und mich abgeschminkt hatte, hörte ich es klingeln. Ich war gerade am Zähneputzen und dachte, dass eine von meinen Mitbewohnerinnen wohl noch Be such erwartete. Ziemlich spät für einen Besuch, aber es ging mich ja nichts an.
    »Lyn«, brüllte Louise von unten, »kommst du mal nach unten? Besuch für dich.«
    Waaas? Niemand, den ich kannte, würde hier um halb zehn aufkreuzen und mich besuchen wollen. Das musste ein Missverständnis sein. Schnell spuckte ich die Zahnpasta aus und spülte aus. Ein

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