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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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komischerweise störte mich das Gefährt auf dem Rückweg nun weniger. Vielleicht lag es auch an dem schweren Rotwein, den ich später noch getrunken hatte. Was sollte schon passieren, wenn mich jemand darin sah, außer dass er erzählen würde: »Gestern habe ich Lyn in einem winzigen Pizza-Lieferwägelchen gesehen.« Na und?
    »Willst du dich wieder mal mit mir treffen?«, fragte Sascha, während wir an der Ampel auf Grün warteten.
    Mein Herz klopfte. Ich wusste einfach nicht, wie ich am besten darauf reagieren sollte. Wäre ich ehrlich zu mir selbst, müsste ich mir eingestehen, dass ich ihn sogar un bedingt wiedersehen wollte. Gern hätte ich ihm das auch gesagt, aber war es nicht allgemein bekannt, dass für einen Mann die Frau erst dann richtig interessant wurde, wenn sie ihm die kalte Schulter zeigte? Ganz ehrlich: Ich habe die Männer noch nie verstanden. Sie wollen eine Frau, die verrückt nach ihnen ist, aber gleichzeitig desinteressiert. Sie wollen eine Frau, die natürlich ist und ungeschminkt, aber gleichzeitig umwerfend aussieht. Sie wollen eine Frau, die Klasse hat, aber gleichzeitig keine Ansprüche stellt. Wer soll da noch durchblicken? Und da behaupten die Männer, Frauen seien kompliziert.
    »Wir können ja mal telefonieren«, meinte ich. Ich dachte, das wäre ein guter Mittelweg, nicht zu hoffnungsvoll und nicht zu cool.
    »Das heißt also nein«, meinte Sascha, während er den ersten Gang einlegte. Was war denn jetzt los? Hatte ich ge sagt, Männer seien kompliziert? Nein, ich meinte: undurch schaubar.
    »Ich sagte, wir können telefonieren, um uns zu verabreden. Wie kommst du darauf, dass ich mich nicht mehr mit dir treffen möchte?«
    »Ich bin dir zu jung, stimmt’s?«
    »Was? Nein. Aber ich wusste ja nicht, dass ich heute Abend eine Entscheidung zu treffen habe, ob ich mich mit dir verloben will oder nicht.«
    Er sah mich grinsend an, dann wurde ihm wohl bewusst, dass er ein bisschen zu viel Druck ausgeübt hatte. »Du hast recht, das war nicht meine Absicht.«
    »Außerdem scheinst wohl eher du ein Problem mit deinem Alter zu haben und nicht ich.«
    Ein paar Sekunden war es ganz still.
    Nach einer Weile sagte er: »Wollen wir noch einen Cock tail trinken?«
    »Ich liebe Cocktails.«
    Wir gingen in eine Kneipe, die von außen wie eine bil lige Absteige aussah. Aber es war ein netter Laden, mit wun derbaren Drinks. Ich erzählte Sascha im Vertrauen, dass ich ein paar bekannte Cocktails noch nie probiert hätte, weil es mir aufgrund ihrer fiesen Bezeichnungen unangenehm war, sie zu bestellen.
    »Zum Beispiel?«
    »Na ja, zum Beispiel Screaming Orgasm.«
    »Verstehe.« Er lächelte amüsiert.
    »Oder Sex on the Beach.«
    »Schon klar.«
    »Findest du das nicht peinlich?«
    »Nee, wieso? Ich kann für dich bestellen, wenn du magst. Dann kannst du sie mal probieren.«
    Die junge Bedienung kam an unseren Tisch und fragte freundlich nach unseren Wünschen.
    Sascha saß entspannt auf der Bank und meinte lässig: »Sex on the Beach und Screaming Orgasm, bitte.«
    »Kommt sofort«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, und verschwand Richtung Bar.
    »Die hört das doch ständig«, sagte Sascha und sah mich belustigt an, »ich glaube, es interessiert sie keinen Funken, was du bestellst.«
    »Wahrscheinlich stimmt das. In manchen Situationen bin ich einfach so unnötig schüchtern.«
    »Ich finde ein bisschen Schüchternheit sehr süß.« Seine wunderschönen Augen lachten mich an, und ich hatte so einen kleinen Schweißausbruch, wie ich ihn schon viele Jahre nicht mehr gehabt hatte. So ein kleiner Schub, wenn man in einer Situation steckt, die eine Mischung aus Aufregung und Wohligkeit an sich hatte.
    Wir blieben etwa zwei Stunden. Mir war schon etwas schummrig, aber Sascha hielt sich noch gut. Er erzählte von seinem Studium, und ich fing an, mich für Psychologie zu interessieren. Was er erzählte, war sehr spannend. Sascha wollte Verhaltenstherapeut werden. Er fragte mich rein gar nichts über Christoph, und das verwirrte mich irgendwie. Interessierte es ihn überhaupt nicht? Oder wollte er nicht indiskret sein? Die Unwissenheit darüber machte mich verrückt, deshalb sagte ich: »Ich habe mich kürzlich von meinem Mann getrennt.«
    Sascha nickte. »Ich weiß. Das hatten wir schon.«
    »Wir waren lange verheiratet, fast fünfzehn Jahre.«
    Sascha nickte.
    »Willst du nicht genauer wissen, warum wir uns getrennt haben?«
    »Du wirst es erzählen, wenn du so weit bist.«
    »Ja, genau.« Etwas

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