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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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»Herzlichen Glückwunsch!«
    Ich sah sie an. »Woher weißt du, dass ich heute Geburtstag habe?«
    »Unsere Mütter sind sich in der Apotheke über den Weg gelaufen. Sie haben ein wenig geplaudert.«
    »So, so.« Ich grinste gezwungen und versuchte, etwas schneller zu gehen.
    »Wir wollten uns doch mal auf ein Käffchen …«
    »Ach ja, das Käffchen. Na ja, ich bin zurzeit ziemlich eingespannt, das sieht zeitlich ganz schlecht aus.«
    Sieglinde sah mich an und blieb plötzlich stehen. »Hör mal.«
    »Ja?«
    »Du denkst doch nicht, dass ich dich anmachen will, oder?«
    »Was? Nein.« Offensichtlich klang meine Antwort nicht überzeugend genug.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin doch nicht blöd und mache eine Frau an, bloß weil sie eine Frau ist.«
    »Okay«, kam es von mir, und es hörte sich eher nach einer Frage an.
    »Es ist nur so, dass ich seit der Trennung von meinem Mann ziemlich alleine bin. Ich war so doof und habe damals meinen ganzen Freundeskreis aufgegeben. Das hat er natürlich nicht gemacht, Männer sind da nicht so angepasst wie wir. Jetzt schlage ich die Tage mit meinen Eltern tot. Deshalb wollte ich einfach mal fragen, weißt du. Ob du Zeit hast. Weil ich eine ziemlich gute Menschenkenntnis habe und spüre, dass du ein netter Mensch bist.«
    Na ja, ein netter Mensch war sie eigentlich auch. Irgendwie fing ich an, sie zu mögen. »Hast du Lust, mal auf ein Käff- einen Kaffee zu mir zu kommen?«
    »Klar!«, rief sie. Ich hatte schon Angst, sie würde mir vor Dankbarkeit um den Hals fallen.
    »Wie wär’s mit Freitag, gegen zwanzig Uhr?« Plötzlich kam mir Freitag zu kurzfristig vor. »Übernächsten Freitag, meine ich.«
    »Spitze!«
    Ich gab ihr meine Adresse, und als sie sich von mir entfernte, winkte sie noch eine halbe Ewigkeit zum Abschied. Als ich mich dem Haus meiner Eltern näherte, sah ich meine Eltern schon am Fenster stehen.
    »Komm rein, Kind. Alles Gute, Evelyn.«
    »Danke, Mutter.«
    »Schau mal in die Küche«, flüsterte sie, »aber bitte leise. Der Markus schläft.« Sie sagte das, als wäre Markus ein Baby und jederzeit sei Geplärre zu erwarten.
    In der Küche reichte mein Vater mir die Hand.
    »Nun gib ihr das Geschenk, Gisela«, sagte er.
    Eigentlich erwartete ich wieder einmal warme Winterstiefel oder ein praktisches Küchengerät. Aber nein, meine Mutter holte einen Umschlag aus der Schublade hervor und übergab ihn mir. Geld? Zögerlich nahm ich den Umschlag entgegen. »Danke.«
    »Nun kuck doch erst mal rein, bevor du dich bedankst«, mahnte sie.
    Ich öffnete den Umschlag. Wenn ich sage, dass ich angenehm überrascht war, dann ist das eine glatte Untertreibung. Meine Eltern schenkten mir ein Spa-Wochenende in einem Luxushotel.
    »Der Markus hat uns beraten. Er hat g’sagt, das würde dir gefallen.« Meine Mutter sah mich skeptisch an.
    »Das ist toll, wirklich. Vielen Dank.«
    »Ist ein halbes Jahr gültig.« Mein Vater zeigte auf den Fettdruck auf dem Gutschein, der kaum zu übersehen war.
    »Wofür steht dieses S P A überhaupt?«
    »Das spricht man wie ein Wort, Mutter. Spa, nicht S P A . Ich glaube, das ist nach einem belgischen Kurort benannt, den es schon lange gibt.«
    Meine Mutter kicherte. »Der Papi und ich haben stundenlang herumgerätselt.« Sie fing an, das Essen aufzutragen. »Dann wurde es mir zu bunt, und ich hab g’sagt, ist ja auch wurscht, soll sie sich ein schönes Wochenende machen mit dem S P A .«
    »Spa«, verbesserte mein Vater altklug.
    »Von mir aus. Jürgen, schau doch mal, ob der Markus wach ist. Das Essen ist fertig.«
    Später saßen wir alle bei Sauerbraten mit Semmelknödeln zusammen, und meine Mutter sprang ausnahmsweise nicht gleich nach dem Essen auf und räumte den Tisch ab.
    Wir sprachen über möglichst unverfängliche Dinge und über Leute von früher. Themen wie Christoph und meine derzeitige Wohnsituation wurden gemieden. Ich hatte den Verdacht, dass Markus ihnen das verboten hatte. Vielleicht nicht verboten, aber geraten. Und weil meine Mutter grundsätzlich viel auf Markus’ Meinung gab, befolgte sie das brav. Mir war es nur recht. Eigentlich waren es sogar ein paar schöne Stunden. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das Haus meiner Eltern mit einem so zufriedenen Lächeln verlassen hatte wie an diesem Tag.
    Als ich das Zauntor hinter mir ins Schloss warf, entdeckte ich eine SMS auf meinem Handy:
    Alles Gute zum Geburtstag, liebe Lyn. Würde dich gern bald wiedersehen. Sascha
    Wie lieb, dass er daran gedacht hatte.

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