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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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altklug.
    »Gefühle entstehen durch Gedanken«, meinte ich altklüger. »Wenn deine Gedanken positiv sind, dann werden deine Gefühle auch positiv.«
    »Na, du bist ja zurzeit auch nicht unbedingt jemand, der andere mit Lachen ansteckt.«
    Am liebsten wollte ich auflegen, aber das hätte sie mir nie verziehen.
    »Manche Menschen sehen das anders. Jedenfalls ist es die Hauptsache, dass Markus bald wieder fit ist.«
    »Ich sag bloß, dass ich traurig bin.«
    Müde rieb ich mir die Schläfe. »Na gut, Mutter. Ich versteh dich ja«, log ich, um sie zu beschwichtigen, »aber irgendwie drehen wir uns im Kreis, oder?«
    »Du musst immer das letzte Wort haben.« Dann legte sie auf.
    »Ich ruf jetzt mal Dr. Nix an«, sagte Annett, »um zu fragen, wie es ihm geht.« Sie ging mit dem Hörer nach oben in ihr Zimmer, und nach fünf Minuten hörten wir sie wieder herunterpoltern. Freudestrahlend, rotwangig und aufgeregt keuchend rief sie: »Ich soll ihm Hühnersuppe bringen!«
    Wir sahen sie etwas befremdet an, dann sagte Louise: »Welches Mädchen wünscht sich diese Worte nicht von ihrem Traumprinzen?«
    Annett stürmte in die Küche, holte ein Suppenhuhn aus dem Gefrierfach und stopfte es in den etwas zu kleinen Schnellkochtopf. Dazu ein bisschen Gemüse, Wasser, und mit zitternden Fingern schraubte sie den Deckel drauf. »Ich glaube, er mag mich«, redete sie vor sich hin.
    »Das glaube ich auch.« Ich lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Ja, echt?«
    »Ja. Und ich finde, ihr würdet gut zusammenpassen.«
    Sie sah so glücklich aus, dass ich für eine Sekunde ein bisschen neidisch auf sie war.
    »Ach, Lyn«, rief sie, und ihre Augen funkelten, wie man es nur bei verliebten Menschen sehen konnte. »Er ist mein absoluter Traummann. Ich habe ja nie an so etwas geglaubt. Allein dieses Wort fand ich immer lächerlich. Gute Güte, Traummann, wie albern.« Sie kicherte. »Aber bei ihm passt einfach alles, sag ich dir. Wir sind uns so ähnlich und dann wieder so verschieden, aber in perfekter Kombination. Klingt das komisch?«
    »Überhaupt nicht, Annett. Es klingt wunderbar.«
    Nach einer Stunde verließ Annett mit dem Schnellkochtopf das Haus. Ich sah ihr durchs Fenster nach und fragte mich für einen kurzen Augenblick, ob ich jemals wie der eine normale Beziehung führen würde.

20
    D ie nächste Stunde lief ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus, nur um nicht stillzustehen und mich abzulenken. Schließlich bat mich Louise, endlich Ruhe zu geben. Als ich mich auf die Couch setzte, begann Olivia, mich über Bertram auszufragen.
    »Ich habe keine Lust, darüber zu reden.«
    Die beiden machten enttäuschte Gesichter. Louise wandte sich wieder ihrer Zeitschrift zu, und Olivia sah ihre Post durch. Das tat sie nur am Wochenende, deshalb stapelte sich das Zeug bei ihr.
    »Übrigens, ich treffe mich später mit Sascha.«
    Die beiden hoben die Köpfe und sahen mich an. »Der Pizzajunge?«, fragte Louise.
    »Bitte hör damit auf, ihn Pizzajungen zu nennen. Er studiert Psychologie und wird später Therapeut.«
    »Für dich ist das ein Geschenk des Himmels. Du wirst kein Geld für Sitzungen ausgeben müssen.«
    »Louise!«, wies Olivia sie zurecht.
    »Das war doch bloß ein Scherz.« Wir sahen sie schweigend an, und ich war mir nicht sicher, ob sie es nicht doch ein bisschen ernst gemeint hatte. »Na gut, es war ein dummer, dummer Scherz. Richtig blöd, um nicht zu sagen unverzeihlich. Bindet mich mitten in Pasing an einen Pfosten, und lasst faule Eier auf mich werfen.«
    »Jetzt ist es auch wieder gut«, meinte ich.
    »Stehst du auf ihn?«, wollte Louise wissen.
    »Ich mag ihn.«
    »Was schon mal ein guter Anfang ist.«
    »Er ist zu jung für mich.«
    »Sagt wer?« Louise zog die Augenbrauen zusammen.
    »Na ja, er ist – zehn Jahre …«
    »Na und?«
    »Zehn Jahre«, wiederholte ich. »Nein, eigentlich neuneinhalb, denn er war ja schon dreißig, als ich vierzig wurde.«
    »Na, dann sind es halt fucking zehn Jahre, oder neuneinhalb. Wen kümmert das, außer dich?«
    »Da fällt mir zum Beispiel spontan meine Mutter ein. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich darüber mokieren würde.«
    »Du bist seit zweiundzwanzig Jahren volljährig. Du kannst dir deinen Partner selbst aussuchen, Lyn.«
    Ich zuckte die Schulter. »Ja, aber zehn Jahre …«
    »Wenn du noch mal diese beiden Worte erwähnst, stampfe ich dich samt Sessel in den Boden. Wenn die Frau zehn Jahre jünger ist, kümmert das kein Schwein. Dabei sterben die Männer doch früher

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