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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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als die Frauen, also ist es wahrscheinlich von der Natur so gedacht, dass die Frauen älter sein müssen. Lass dir doch nichts einreden, Lyn.«
    »Aber was, wenn die Frau sechzig ist und der Mann fünfzig? Ich meine, eine Frau mit sechzig ist mehr als reif, oder? Und der Mann kann mit fünfzig immer noch knackig aussehen.«
    Olivia meinte: »Aber mit gesunder Ernährung, Sport und genügend Schlaf kann man viel für sich …«
    »Und vergessen wir doch das Wesentliche in der Beziehung nicht«, funkte Louise dazwischen, während sie vielsagend die Augenbrauen hoch und runter bewegte.
    »Ja«, meinte Olivia verträumt, »der Respekt und die Liebe hält jeden jung.«
    »Das meinte ich doch nicht, du Mauerblümchen. Ich sage es mal mit Madonnas Worten: ›Ich bevorzuge junge Männer. Sie wissen zwar nicht, was sie tun, aber sie tun es die ganze Nacht.‹ Man kann über diese Frau sagen, was man will, aber sie hat ihre eigene Denke.«
    »Ich finde das menschenverachtend«, meinte Olivia schnip pisch, »es reduziert einen Menschen und ist reines Aus beuten.«
    Louise sah sie mitleidig an. »Na klar. Ich bin sicher, die jungen Männer werden dazu gezwungen und fühlen sich danach benutzt und innerlich leer.«
    Nach dem Mittagessen ging ich in mein Zimmer und legte mich auf die Couch. Das Radio spielte Verdamp lang her von BAP . Das Lied war in Kölsch, und ich verstand nur die Hälfte, aber die Zeilen, die melancholisch stimmten, verstand ich. Besonders: »Ist paar Jahre her, doch die Erinnerung fällt nicht schwer«, fand ich deprimierend. Wo war die verdammte Zeit hin? Es kam mir vor, als wäre ich gestern noch jung gewesen, hätte eben noch meine Wochenenden in Discos und die Wochentage in der Schule verbracht. In ein paar Jährchen würde ich meinen fünfzigsten Geburtstag feiern. O Gott! Als ich jung war, fand ich fünfzig furchtbar alt. Meine Oma war jünger, als ich geboren wurde. Das sagte schon alles. Fünfzig war aus, finito, vorbei. Man wartete auf die Rente und legte Wert auf bequeme Schuhe. Vielleicht sollte ich mich nicht so hineinsteigern. Ich machte das Radio aus und nahm mir eine Frauenzeitschrift zur Hand, die ich mir von Annett geliehen hatte. Ich war schon fast durch, als ich auf die Anzeigen mit den verschiedenen Rubriken stieß. Wahrsagen per Telefon fiel mir ins Auge. Sollte ich? Eigentlich glaubte ich nicht an so etwas. Aber ich wollte es doch mal ausprobieren. Warum auch nicht? Ich las nie mein Horoskop oder sonst etwas in dieser Richtung. Es gab für alles ein erstes Mal. Also wählte ich die Nummer. Ein Mann am anderen Ende der Leitung sagte nur Hallo, ohne seinen Namen zu nennen.
    »Hallo, arbeiten Sie auch sonntags?«
    »Sonst hätte ich mich nicht gemeldet, oder?« Freundlich klang er nicht gerade, und dieser Mensch sollte mir etwas über mein Leben erzählen? Na ja, vielleicht war er un freundlich, aber kompetent, überlegte ich. »Haben Sie etwas zu schreiben?« Er hörte sich sehr formell, beinahe kühl an.
    »Ja.«
    »Schreiben Sie sich meine Bankverbindung auf und überweisen Sie innerhalb einer Woche. Wenn diese Zeit überschritten wird, geht es ans Inkassobüro. Sie haben Hilfe bitter nötig.«
    »Wie bitte?«, meinte ich verdutzt.
    »Erst die Bankverbindung aufschreiben, dann erzähle ich Ihnen etwas über Ihre Probleme.«
    »Ach so, ja gut.«
    Er nannte mir die Bankverbindung, und ich schrieb sie auf. »Ohne Wärmeströmung hundert Euro, mit Wärmeströmung hundertfünfzig.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Wärmeströmung? Was ist das?«
    »Ich schicke Ihnen per Telefon Wärmewellen, die Sie in sich spüren. So können Sie besser in sich hineinhorchen und Ihr Ich besser spüren. Ihre Probleme lassen sich dadurch schneller lösen. Jeder Anrufer nimmt die Wärmeströmung mit dazu, ist doch klar.« Den letzten Satz hatte er so gesagt, als wäre ich eine Vollidiotin, wenn ich es nicht nähme.
    Natürlich war mir klar, dass er so viel Geld verdienen wollte wie möglich. Aber ich machte einfach Nägel mit Köpfen und dachte: Wenn schon, denn schon. »Okay, also mit.« Ich schluckte. Das war ein großer Batzen Geld, aber vielleicht konnte er mir doch helfen.
    »Alles klar, wir starten. Sie machen gerade eine schwere Zeit durch. Habe ich recht?« O Gott, dafür sollte ich hundertfünfzig Euro bezahlen? Natürlich riefen ihn nur Leute an, die unsicher waren. Warum sollte jemand, der mit beiden Beinen im Leben stand, einen wie ihn anrufen?
    »Stimmt«, sagte ich nur.
    »Sie sind

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