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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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mich abwartend an.
    »Ich sagte ihm, dass ich die Scheidung will.«
    »Okay.« Es klang mehr wie eine Frage.
    »Mir geht das zwischen uns einfach zu schnell.«
    Sascha drehte das Glas hin und her, und daran merkte ich, dass er ein bisschen nervös war. »Eigentlich kennen wir uns ja kaum«, meinte er, »aber ich mag dich, und ich glaube, dass zwischen uns mehr sein könnte und … Ich würde dich gern näher kennenlernen und herausfinden, was für ein Mensch du bist. Vielleicht könnten wir etwas in dieser Richtung versuchen.«
    Es verging eine ganze Weile, bis ich etwas sagte. Ich rang nach den richtigen Worten, aber ich war innerlich müde und erschöpft und brachte kaum die Energie auf, die richtigen Worte zu wählen.
    »Ich mag dich auch. Du bist ein toller Mann, wirklich. Aber mein Leben ist gerade wie ein unordentlicher Papierhaufen, und ich muss versuchen, alles irgendwie zu ordnen. Das ist vielleicht ein blöder Vergleich, aber anders kann ich es jetzt nicht erklären. Ich habe einfach Angst, mich so schnell wieder in eine neue Beziehung zu stürzen.«
    »Das kann ich gut verstehen«, kam es von ihm, »obwohl ich lieber etwas anderes hören würde.«
    »Ich wünschte auch, ich könnte dir etwas anderes sagen. Aber ich brauche in meinem Leben momentan eine gewisse Sicherheit, verstehst du?«
    Er nickte verständnisvoll. »Ja, aber Situationen ändern sich auch. Das Leben besteht nun mal aus Verände rungen.«
    »Das stimmt, aber ich bin nicht mehr jung genug, um Jahre zu warten.«
    Er sah mich an und dachte nach. »Du meinst, es ist vernünftiger, es bleiben zu lassen? Wenn du das willst, dann akzeptiere ich das, aber überlege doch mal, was du da sagst.«
    Ich wusste genau, was er meinte, ohne dass er es aussprach. Es konnte sein, dass ich in ein paar Jahren noch immer da stand, wo ich jetzt war – privat, beziehungsmäßig. »Was kann ich darauf sagen?«
    »Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich denke nur …« Er sah mir in die Augen. »Manchmal bietet sich eine Chance, eine Gelegenheit, und man spürt, das ist etwas Gutes, etwas, das man festhalten sollte.«
    »Ich muss erst einmal mein Leben auf die Reihe bekommen, Sascha.«
    Er nickte wieder. »Ja, natürlich.«
    »Und dann ist da noch der Altersunterschied.«
    Er sah mich fragend an, sagte aber nichts.
    »Du bist einige Jahre jünger als ich.«
    »Ich weiß.«
    »Ich weiß, dass du es weißt. Stört es dich denn nicht?«
    »Nein, gar nicht.«
    Verrückterweise freute ich mich darüber, obwohl es keinen Unterschied mehr machte.
    »Stört es dich denn?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab Angst, dass ich mit den Jahren älter aussehen könnte, während du ein jugendlicher Typ bleibst. Außerdem hört man doch tagtäglich von diesen Männern, die sich eine Jüngere suchen, und das in Partnerschaften, in denen die Frauen gleich alt oder sogar ein paar Jahre jünger sind. Mir ist das gerade passiert.« Beschämt sah ich auf meine Fingernägel.
    »So ein Arsch bin ich aber nicht. Außerdem siehst du toll aus.«
    »Noch.«
    »Lyn, soweit ich weiß, werden wir alle älter.«
    »Aber wenn der Mann älter ist, dann kann man entspannter sein.«
    »Du kannst auch so entspannt sein, aber aus irgendeinem Grund willst du es nicht. Irgendetwas hindert dich daran. Bist du es selbst?«
    Es war mir unangenehm, dass er mich so unter die Lupe nahm, und so passierte es, dass ich etwas wirklich Blödes sagte: »Ist es der Psychologe, der da aus dir spricht?«
    Er versuchte zu lächeln, und ich schämte mich.
    Wir tranken unsere Cola aus, und er war es, der aufbrechen wollte. Er hatte ja recht. Was gab es noch zu sagen? Draußen küsste er mich zum Abschied auf die Wange, drehte sich um und ging. Einfach so, wortlos. Ich sah ihm nach, aber er drehte sich nicht mehr um.
    Als ich später zu Fuß nach Hause ging, liefen mir die Tränen übers Gesicht. Ich vermisste ihn schon jetzt. Er war wahrscheinlich Mr. Right (wenn es so etwas gab, dann war es für mich Sascha), aber zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt aufgetaucht.
    In dieser Nacht machte ich kein Auge zu. Langsam schien ich eine Art Schlafstörung zu entwickeln. Immer wieder tauchte Saschas Gesicht vor mir auf, und ich hatte keine Ahnung, ob ich mich vernünftig oder völlig idiotisch entschieden hatte.

23
    A m nächsten Tag ging ich zu Dr. Nix’ Praxis, wegen der Versichertenkarte; wieder auf den letzten Drücker. Sie schlossen um sieben, und um drei Minuten vor sieben betrat ich die Praxis.
    Die

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