Ohne Schmerz - Kein Halleluja
Aufenthaltsraum; Priv. Alb. Refugio del Oribio, 31 Betten, Küche, Waschm., Internet; Priv. Alb. Berce do Camino, 28 Betten, Küche, Waschm., Internet, TV, Terrasse
Infrastruktur:
Unterwegs gibt es alles was man braucht. In Triacastela gibt es Supermärkte, Tiendas, Bars, Restaurants, der Bancomat ist nur zugänglich bei Filialöffnung.
Reisetagebuch, 17. Mai 2012
Von O ´Cebreiro nach Triacastela
Als wir O ´Cebreiro verlassen, verlässt uns auch der Tunnelblick, auch wenn es bergauf geht, sind wir guter Laune, singen alberne Lieder und halten auch mal kurz an, um zu verschnaufen unddie Schönheit der Landschaft zu genießen. Um uns herum wilde, wunderschöne Heidelandschaft. Wenn wir zurückschauen, sehen wir die Berge, die wir überquert haben. Unterwegs zieht eine putzige, weißhaarige, alte Dame aus England mit ihren Nordic Walking Stöcken an uns vorbei. Sie läuft wie eine Nähmaschine, bergauf, bergab, immer im gleichen Tempo. Wir schauen uns an und nicken respektvoll. Alle Achtung! Beim Aufstieg zum Alto do Poio kommt uns ein steinalter Spanier entgegen. Wir wechseln ein paar Worte. Ich verstehe, dass er ein Altbauer hier aus dem Dorf ist und täglich mehrfach den Weg nach oben zum Pass läuft, um ein Gläschen zu trinken. Wir sind angemessen beeindruckt und werden mit einem zahnlosen, freundlichen „Buen Camino“ weiter auf den Weg geschickt. Thomas stapft ein paar Meter vor mir und kann es sich nicht verkneifen mich mit seinem Smartphone zu filmen, wie ich den Hang heraufschnaufe, meinen Puls fühle und erstmal erleichtert durchatme. Hier oben verläuft die Strasse neben dem Camino und da kommt auch schon die alte englische Lady angeflitzt. Thomas winkt rüber. „Hallo Grandma! Everything ok?“ Sie winkt und nickt freundlich. Eine merkwürdige Erscheinung nähert sich über die Strasse. Ein Pilger ohne Rucksack, dafür aber mit einer Art Zweirad-Karren, den er an seiner Hüfte mit einem Gurt befestigt hat. Offenbar hat der Mann alles dabei, was man für eine Weltreise braucht. Zelt, Matratze und ein großes Solarladegerät sind die Dinge die wir erkennen können. Wir sehen zurzeit nur wenige Pilger unterwegs. Liegt vermutlich daran, dass die meisten bereits ein bis zwei Stunden vor uns sind auf dieser Etappe. Nach einer kurzen Pause laufen wir weiter, die alte englische Lady ist schon 10 Minuten vor uns aufgebrochen. Eine halbe Stunde später sehen wir sie wieder. Sie sitzt auf einer Mauer und hustet. Wir leisten ihr ein wenig Gesellschaft und erkundigen uns, ob bei ihr alles ok ist. Sie hat sich wohl auf dem Weg etwas erkältet und will für heute nur bis zur nächsten Albergue laufen. Wir beschließen sie bis dahin zu begleiten und Thomas schnappt sich entgegen ihrer Proteste ihren Rucksack und schnallt ihn sich vor die Brust. Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir das Dorf Fonfria und die dortige Albergue. Die nette alte Dame heißt Karen und kommt aus Cornwall, sie ist Witwe, 68 Jahre jung und läuft den Camino nun schon zum zweiten Mal. Vor der Albergue lassen wir unsauf gemütlichen Holzbänken nieder. Karen besteht darauf, uns auf ein Bier einzuladen. Ich stöbere in meinem Medikamententäschchen und finde ein kleines Fläschchen mit einer Art Klosterfrau Melissengeist, das ich Karen gern überlasse. Sie probiert und stellt erfreut fest dass die Tropfen fast wie Jägermeister schmecken. Nachdem Karen sich in der Albergue eingecheckt hat, verabschieden wir uns herzlich voneinander. Thomas macht sich ein wenig Gedanken, ob es ihr denn auch wirklich gut geht. Ich beruhige ihn. „Du bist heute aber sehr enkelhaft veranlagt“, frotzle ich ihn, „Du weißt doch, jeder läuft hier seinen Weg für sich selbst und Karen ist definitiv alt genug, um zu wissen was sie tut.“ Am Ortseingang von Triacastela gönnen wir uns in der kleinen Bar gegenüber der Albergue ein Glas Wein, bevor wir im Zentrum den Hinweisschildern der Herbergen folgen. Die erste Herberge, die wir uns ansehen, kurz hinter einem Supermarkt, macht keinen guten Eindruck, die beiden älteren Spanierinnen, die den Laden betreiben, machen einen etwas schlampigen Eindruck und sind ziemlich muffelig. Wir schauen uns eine weitere Albergue an, die zwar recht hübsch ist, aber keine Räume mehr frei hat. In der Albergue Aitzena werden wir fündig. Die Besitzerin ist eine nette, gepflegte Senora Ende Fünfzig, die Räume sind großzügig und der Aufenthaltsraum ist gemütlich. Wir wollen gerade unser Zimmer beziehen, als wir ein
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